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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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ergriff die Hand ihrer Schwester, sowohl um Miranda davon abzuhalten, eine weitere Szene zu machen, als auch um sie zu trösten.
    »Was ist passiert, Schatz?«, fragte Betty, die gerade mit R oberts von derTanzfläche zurückkehrte. »Geht es dir nicht gut?«
    »Lebensmittelvergiftung«, sagte Annie prompt. Wie jüdisch ich doch bin, dachte sie, als gerade eine Platte mit Muscheln vorübergetragen wurde.
    »Meeresfrüchte in der Wüste«, flötete R osalyn. »Das ist ja auch unnatürlich, wie meinVater gesagt hat.«
    Mr. Shpuntov wedelte mit dem Zeigefinger. »Darf nicht nach Hering stinken.«
    R oberts und Annie brachten Miranda mit dem Golfcart von Amber und Crystal ins Haus zurück. Miranda legte sich ins Bett und schlief beinahe auf der Stelle ein. Als Annie zum Haupthaus zurückkehrte, fand sie R oberts am Pool vor, wo er eine stinkende Zigarre rauchte.
    »Stört Sie das?«, fragte er.
    Annie schüttelte den Kopf, aber R oberts löschte die Zigarre dennoch.
    »Danke«, sagte Annie.
    »Schlechte Angewohnheit.«
    »Ich meinte nicht die Zigarre.« Annie blickte zum Himmel auf und betrachtete die flimmernden Sterne. Wieso hatte sie Miranda erlaubt, sie zu dieser R eise nach Palm Springs zu überreden? Wieso hatte sie Miranda erlaubt, sie zu diesem Umzug nachWestport zu überreden? Wieso hörte sie überhaupt auf ihre Schwester? Ihre Aufgabe als vernünftige, ältere Schwester bestand darin, Miranda zu beschützen, nicht ihr nachzugeben.
    »Ich bin eine miserable Schwester«, sagte sie.
    »Ich glaube nicht, dass das hier viel mit Ihnen zu tun hat«, erwiderte R oberts sanft. »Sie sind nicht für alles verantwortlich, Annie.«
    Dann kamen die anderen weinselig und aufgekratzt in den Garten spaziert.
    »Der Neffe meiner Haushälterin ist von einem Kojoten getötet worden«, erzählte R osalyn gerade. »In Mexiko, als er die Grenze passierte.«
    »Die greifen Menschen an?«, sagte Crystal. »O mein Gott, Amber …«
    »Doch nicht das Tier Kojote. Schaust du denn niemals CNN? Du lieber Himmel.«
    »Wie geht’s meiner Kleinen?«, fragte Betty mit etwas belegter Stimme und sah sich um.
    Sie musste sich einige Gläser Wein genehmigt haben. Vielleicht ganz gut, dachte Annie. »Es geht ihr besser. Schläft schon.«
    »Ihr werdet nicht glauben, wen wir gesehen haben«, verkündete R osalyn. »Bei der Seafood Night!«
    »Zink!«, kreischte Crystal. »Wir haben Zink gesehen! Kit Maybank, den Schauspieler! Live sieht er sogar noch besser aus. Ich kann gar nicht fassen, dass ihr den kennt. Und habt ihr gesehen, mit wem er zusammen ist? Ingrid Chopin? Der fällt jetzt die Leiter rauf. Ich wusste ja schon immer, dass er in echt nicht schwul ist.«
    »Sie ist doch gut zehn Jahre älter als er«, merkte Amber an.
    »Ist sie nicht. Jake Gyllenhaal ist gerade aus ihrem Projekt ausgestiegen. Vielleicht spielt jetzt Kit Maybank an ihrer Seite.«
    »So ist Palm Springs«, sagte R osalyn begeistert. »Fehlt nur noch, dass Frank Sinatra und Peter Lawford zur Tür reinkommen.«
    »Da kommt tatsächlich jemand«, bemerkte Lou. »Aber es ist Mr. Shpuntov, nicht das Rat Pack.«
    »Nur eine Ratte im Alleingang«, murmelte R osalyn.
    R oberts gab ein kurzes Lachen von sich. »Hier gibt’s jede Menge Ratten.«
    »Ratten gibt es überall«, sagte Betty und dachte dabei an Joseph.
    »Aha«, äußerte Annie. »Und wie geht es unserem Freund Kit?«
    »Ich wünschte, Miranda wäre dagewesen«, fuhr Betty fort. »Es muss ihn wirklich verwirrt haben, uns alle plötzlich hier zu sehen. Ich habe ihm erzählt, dass Miranda wegen Kopfschmerzen nach Hause gehen musste – Lebensmittelvergiftung wollte ich nicht sagen, das ist so unappetitlich, und die sahen alle so gesund und sportlich und glamourös aus …«
    »Aber was hat er gesagt ?«
    »Eigentlich gar nicht viel.«
    »Meinen Sie vielleicht, er ist schüchtern?«, fragte Crystal. »Viele Schauspieler sind ja scheu.«
    »Ratten sind auch scheu«, merkte Annie an.
    »Ich mag Ratten nicht«, sagte Betty, und damit löste sich die ganzeVersammlung auf.
    Annie sah zu, wie sich alle verzogen: ihre Mutter ins Bett; Mr. Shpuntov, geleitet vom fürsorglichen Cousin Lou, auf sein Zimmer; R osalyn zu der Mission, sämtliche Fenster gegen den ortsansässigen Kojoten zu verriegeln; R oberts – nachdem er ihr noch einen schnellen, aber nachhaltig besorgten Blick zugeworfen hatte – mit langen Schritten zu sich nach Hause; und Crystal zu ihrem Golfcart. Nur Amber lungerte noch an der Tür herum.
    »Pst!«,

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