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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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spielte, war letztlich langweilig. Frederick hatte festgestellt, dass alles langweilig wurde, wenn man auf einen Abgrund zuschlitterte. Angst, Hoffnungslosigkeit – alles unsagbar öde. Er beschloss, so bald wie möglich wieder mit dem Rauchen anzufangen.
    Amber und Crystal hatten denTag mit Shoppen zugebracht. Sie hatten an der Fifth Avenue begonnen und beim TimeWarner Center am Columbus Circle aufgehört. Im Gabriel’s auf der anderen Seite der Sixtieth Street waren sie mit Frederick auf einen Drink verabredet. Jetzt saßen sie auf den Barhockern, an deren Fuß sich ihre Einkaufstüten türmten, bestellten Cosmopolitans und warteten.
    »Ich fühl mich richtig künstlerisch«, sagte Crystal.
    »Meinst du nicht ›kultiviert‹? Ich kann eigentlich weder am Shoppen noch an Cocktails was Künstlerisches finden, ehrlich gesagt.«
    » Pardonnez-moi .« Crystal betrachtete ihren rosafarbenen Drink. »Hey, sag mal, darfst du überhaupt trinken? Drückt ihnen das nicht die Gebärmutter oder den Sauerstoff oder so was ab?«
    »Es ist meine Gebärmutter«, erwiderte Amber. Aber als sie Frederick hereinkommen sah, schob sie ihr Glas beiseite.
    »Hey, Daddy-o«, sagte sie, stand auf und umarmte ihn.
    »Du solltest wirklich aufhören, mich so zu nennen, Amber.«
    »Dummerchen«, sagte sie und küsste ihn.
    Er lächelte. »Seid ihr bereit, Mädels? Noch einmal stürmt, noch einmal?«
    Sie blickten ihn verständnislos an.
    »Heinrich der Fünfte, meine Lieben.« Er war unausstehlich, das war ihm wohl bewusst. Und er genoss es. Außerdem hatte er wohl ein Anrecht auf ein wenig Selbstmitleid.Wenn man sich mal überlegte, was ihm alles bevorstand. Mein Gott, was ihm bevorstand. Er holte seine soeben erstandene Packung Marlboros heraus.
    »Sie dürfen hier nicht rauchen, Sir«, sagte der Barkeeper.
    Ach ja. Rauchverbot in öffentlichen Lokalen. Wie konnte er das nur vergessen? Aber er hatte seit dreißig Jahren nicht mehr geraucht, da war das vielleicht verzeihlich. Er schob das Päckchen wieder in dieTasche. »Seid ihr bereit zur nächsten Attacke auf meine Kinder?«
    Attacke, dachte Amber. Doch, dazu war sie durchaus bereit.
    Sie trafen pünktlich um acht ein. Gwen und R on wohnten in einer Dreizimmerwohnung im dritten Stock eines großen alten Apartmenthauses an der Bank Street. Frederick war etwas außer Atem vomTreppensteigen, als sie oben ankamen. Die Zigaretten, die er auf der Straße geraucht hatte, blieben nicht ohne Folgen.
    »Oh!«, sagte Gwen. »Sieh mal einer an. Amber und Crystal. Mit euch hatte ich leider nicht gerechnet.«
    »›Unwillkommne Gäste sind nicht willkommner meist, als wenn sie gehen‹«, sagte Frederick. » Heinrich der Sechste .« Er verbeugte sich. Ich bin gut in Schwung, dachte er. Schade, dass Shakespeare nicht auch noch Heinrich der Siebte geschrieben hat.
    Gwen trat einen Schritt zurück und musterte ihn stirnrunzelnd. »Bist du betrunken?« Sie konnte sich nicht vorstellen, aus welchem anderen Grund ihrVater, der ansonsten höflich und formvollendet war, mit zwei ungeladenen Gästen zum Essen erscheinen würde, die er dann auch noch beleidigte. »Du siehst blass aus. Und du riechst nach Zigaretten.«
    Frederick wollte gerade die Zigaretten zu t age fördern, um sie seinerTochter als stolzen Beweis seinerVerkommenheit zu präsentieren, als Amber einwarf: »Das liegt nur an derTreppe. Er müsste mal ein bisschen Aerobic machen. Ich sag ihm immer, er soll ins Fitnessstudio gehen, aber Sie wissen ja, wie er ist.«
    Das wusste Gwen in derTat. Aber es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass Amber das auch zu wissen schien.
    Während zwei weitere Gedecke aufgelegt wurden, sagte Evan: »Hallo, Freddie.« Er lachte, schüttelte den Kopf und wandte sich Crystal zu. »Und, was macht das Haushütergewerbe?«
    »Machst du Häusern Hüte?«, fragte eines der beiden Zwillingsmädchen.
    »Nein, ich mache eine Ausbildung.«
    Die Kleine sah enttäuscht aus.
    »Als Lebensberaterin, oder? Hast du auch eineTrillerpfeife? Und Energydrinks?«, fragte Evan.
    »Ich würde sagen, Sie könnten auch ein bisschen Beratung brauchen, junger Mann. In Sachen Manieren«, konterte Crystal.
    »Ich könnte alles Mögliche brauchen.« Er hielt einen imaginären Joint an die Lippen und sog die Luft ein.
    Crystal lachte.
    »Evan!«, sagte Gwen. »Herrje, es sind Kinder im Raum!«
    »Das stimmt«, sagte Crystal.
    Evan zog einen Flunsch. »Hab doch nur Spaß gemacht.«
    Wann sage ich es ihnen?, überlegte Frederick.
    »Amber, setz dich

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