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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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»Freddie erzählt ganz viel von Ihnen.«
    »Freddie?«, sagte Evan.
    »Sie meint IhrenVater«, erklärte Crystal vertraulich.
    Frederick sagte: »Schon okay. Das hier ist meine Schwester Felicity. Und ihr Freund Joe.«
    »Freddie?«, sagte Evan mit fragendem Unterton zu Gwen.
    Die Schwestern bezogen das Dachzimmer, wo sie, wie sie betonten, alleine zurechtkamen, niemand müsste sich um sie kümmern, da sie hier ja quasi zuhause waren; sie hatten das Haus so lange gehütet.
    Amber wusste, dass sie einen steilen Berg vor sich hatte und dass der Aufstieg kein Spaziergang sein würde. Sie straffte ihre hübschen Schultern. Ebenso gut konnte sie gleich damit anfangen. Annie gegenüber hatte Amber nur ein bisschen übertrieben: Es war tatsächlich über Heiraten oder wenigstens Zusammenleben gesprochen worden. Aber ihr war klar, dass sie zunächst Gwen und Evan neutralisieren musste.
    »Ist das ein wunderbares Haus«, sagte sie zu Gwen. »So viel Geschichte. Ich hab ein Foto davon gefunden, von vor hundert Jahren. Im Internet. HabWochen dafür gebraucht, aber … hier.«
    In Wirklichkeit hatte sie das Stadtmuseum angerufen und mit dem Archivar gesprochen, der ihr das Foto vor ein paarTagen per E-Mail geschickt hatte. Amber überreichte Gwen das Foto, das sie auf dickem Fotopapier ausgedruckt hatte.
    Gwen war wider Willen fasziniert. »Danke.« Sie betrachtete das Foto. »Das habe ich noch nie gesehen. Wie kahl das Grundstück damals war.«
    »Ihre Familie hat offenbar viel dran gearbeitet.«
    Gwen nickte. »Die R osensträucher.«
    »Historische R osenarten.« Amber, die sich nun etwas entspannte, fuhr fort: »Apropos historisch: Hat IhrVater eigentlich mal den Abfluss der Badewanne reparieren lassen? Ich hab es ihm schon x-mal gesagt. Er ist mit seinen Gedanken immer ziemlich woanders, wie? Der klassische Künstler, oder?«
    Gwen sah sie mit leerem Blick an.
    Amber merkte, dass sie sich zu schnell zu weit vorgewagt hatte, und schaltete einen Gang zurück. »Eine zauberhafte alteWanne. Diese Klauenfüße! Ich hab ein paar neue Badezusätze mitgebracht. Die passen total gut zu dieser alten Luxuswanne. Sind organisch, hab sie auf einerWebsite für Massagetherapie gefunden. Enthalten sogar Hanf.« Sie bückte sich, zog den R eißverschluss ihrerTasche auf und holte ein Schraubglas heraus. »Möchten Sie es mal ausprobieren?«
    »Nein«, antwortete Gwen kühl. »Ich habe kein Interesse an Hanf, besten Dank auch.«
    »Ich schon«, warf Evan ein. »Nur nicht in meinem Bad.«
    »Ach ja?«, sagte Crystal. »Ich hab echt gutes Gras dabei …«
    Und so trieb nicht Amber, sondern Crystal den ersten Keil in die Familienmauer der Barrows. Amber fand, dass Crystal dieser Sieg – den sie aber nicht als großen Sieg betrachten wollte – förmlich in den Schoß gefallen war, und mit einer Mischung ausVerdruss und Genugtuung sah sie zu, wie Crystal und Evan sich auf die hintereVeranda verzogen.

16
    Der Winter brach so rasant und wuchtig überWestport herein, als hätte er es eilig und wolle die ganze Schweinerei so schnell wie möglich hinter sich bringen. Es kam nur zu einem einzigen heftigen Schneesturm, dessen Ergebnis sich am nächsten Morgen in der strahlenden Sonne auflöste, und zu einem verheerenden Eissturm, bei dem in der ganzen Stadt Hunderte von Ästen abbrachen, weil der gefrorene R egen sie mit bizarren Schnörkeln überzogen und so schwer wie französische Spiegel gemacht hatte. Der Himmel war grau wie gewohnt, der Wind gebärdete sich wild, es regnete reichlich. Und dann, im Februar ganz plötzlich tiefblauer Himmel, schlammige Erde und ein mildes Lüftchen.
    Als dieWeissmann-Frauen Anfang Januar aus Palm Springs zurückkehrten, war der Schnee gerade geschmolzen, und der Boden taute. Betty beschloss, am Computer Poker zu spielen, um die Familieneinkünfte aufzubessern. Annie und Miranda hatten zwar nicht vergessen, was sie einander an den Kopf geworfen hatten, aber sie hatten einander verziehen und verstanden sich wieder einigermaßen. Dennoch versuchte Annie, sich so oft wie möglich in der Bibliothek aufzuhalten. Doch auch dort hatte sie immer wieder das Bedürfnis zu flüchten.Wenn sie es nicht mehr ertragen konnte, mit ihrenVorgesetzten zu sprechen oder reiche Buchliebhaber um Spenden zu bitten, verkroch sie sich auf den Dachboden und kramte dort herum. Den Kollegen sagte sie, dass sie nach alten Kostbarkeiten suche, und sie fand tatsächlich in einem Rahmen mit gesprungenem Glas einen verblassten Brief von

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