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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Kuchen...«
    Britta fühlte eine leise Verachtung für Lydia, die an nichts anderes als an ihren Bauch dachte.
    »Und du allein bist schuld dran«, plärrte Lydia und funkelte Britta wütend an; sie sah den Ferientraum in Nacht und Nebel versinken, denn sie kannte Kathis Hartnäckigkeit und ihren unversöhnlichen Charakter zur Genüge.
    Britta ließ die Vorwürfe stumm über sich ergehen. Kein Kompott und kein Kuchen — als ob das schon das schlimmste an dieser Geschichte war! Sie wußte jetzt, worauf es die Sieglinda abgesehen hatte, und weshalb sie sich so wunderbar verwandelte und so honigsüß und liebenswürdig wurde, wenn der Konni ins Zimmer trat. Ach, viel schlimmer als der Verlust von Pudding und gefüllten Pfannkuchen war der Verlust von Kathis Freundschaft und Beistand. Die bekam es glatt fertig und ließ sie aus reiner Rachsucht und Bosheit in ihrer gemeinsamen Front gegen die Sieglinda im Stich. Die bekam es womöglich fertig, auf und davon zu gehen. Und wenn das geschah, dann war alles verloren.
    Es mußte etwas geschehen, um Kathis Wohlwollen und ihre Hilfe zurückzugewinnen, und es gab nur einen Weg dorthin, und der erforderte Furchtlosigkeit und ein starkes Herz. Sie gab Lydia einen Wink, ihr zu folgen, und erlaubte Söhnchen großzügig, mit ihrer Puppe Sabine zu spielen. Das war das erste Opfer, das sie der Sache brachte. Denn Sabine war eine wunderschöne Prinzessin mit goldblonden echten Haaren und knisternden Atlaskleidern — und Söhnchen war ein kleiner Barbar und entsetzlich wißbegierig und spürte schon seit langer Zeit dem Geheimnis nach, wie wohl Puppen die Augen bewegen und wie sie sogar >Mama< krähen konnten.
    Britta und Lydia schlüpften aus dem Zimmer und durch die Verandatür in den Garten hinaus. Sie schlichen geduckt um das Haus herum. Das Auto in der Garage war der einzige Ort, wo sie vor Späheraugen und Lauscherblicken sicher zu sein glaubten. Sie kletterten in den Wagen und drückten sich auf den Rücksitz. Lydia ließ sogar die Blendjalousie herab.
    »Weißt«, flüsterte Britta, »ich mein’, der ganze Fehler, der ‘s Unglück angerichtet hat, war der, daß wir viel zu anständig und folgsam gegen die Sieglinda gewesen sind. Und deshalb denkt die Kathi, wir wollen uns bei der Sieglinda anschmusen. Wenn wir haben wollen, daß die Kathi wieder gut zu uns ist, dann müssen wir ihr zeigen, daß wir die Sieglinda überhaupt nicht ausstehen mögen, und daß uns nichts z’widerer ist als gerade sie. Recht wie der Teufel müssen wir uns zur Sieglinda benehmen und sie tratzen und seckieren, bis sie’s nimmer aushält und vor Wut narrisch wird und zum Haus ‘nausläuft, verstehst?«
    »Du!« sagte Lydia hingerissen, »das ist genau das, was ich mir schon die ganze Zeit überlegt hab’, akkurat das gleiche! Und ich hätt’ auch gleich was für den Anfang, ganz was Raffiniert’s, wo sie fuchsteufelswild wird, die Sieglinda...«
    »Los, los, sag’s schon!« drängte Britta, die die größere Erfindungsgabe ihrer Schwester von jeher neidlos anerkannte. Die letzte halbe Stunde hatte sie wunderbar verwandelt. Nichts Verträumtes war mehr an ihr. Ihre Augen blitzten vor Unternehmungslust und Kühnheit.
    »Also gib amal Obacht, ob das was ist: Die Sieglinda wäscht sich doch jede Woche z’mindest einmal das Haar...«
    »Daran siehst schon, daß sie spinnt«, bemerkte Britta kopfschüttelnd.
    »... und hinterher, wenn sie’s gewaschen hat, gießt sie aus einer kleinen Flasche, wo Blondirol oben steht, etwas in eine Untertasse und verstreicht das Zeug mit einem alten Zahnbürschtl auf den Kopf, überall hin, vorn und hinten, damit’s blonder wird.«
    »Woher willst das wissen?« fragte Britta erstaunt.
    »Weil ich ihr heimlich zug’schaut hab’ und die Flasche in ihrer Kommode gesehen hab’«, gab Lydia etwas zögernd zu.
    »Und du meinst, da tun wir ihr Tinte ‘nein?« fragte Britta atemlos vor Erregung.
    »Geh, Schmarrn! Das tät sie doch gleich spannen. — Ganz was anderes! Oben auf dem Speicher, wo der Konni die Farbtöpfe aufhebt, wenn er mal was nachstreichen muß, steht eine Büchse mit farblosem Lack. Damit pinselt der Konni seine Angelruten ein. Der ist so hell und dünn wie Wasser, und riechen tut er überhaupt nicht, und wird über Nacht, wenn man ihn stehenläßt, so hart wie Stein.«
    »Und da meinst...« keuchte Britta und schlug die Hände vor Bewunderung zusammen, auf was für raffinierte Einfälle ihre Schwester kam.
    »Ja, grad dees moan i!« nickte Lydia

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