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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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wenn ich auch nicht geh, sondern drauf feifen tu was er mir sagt. Der Mann ist ja nicht mer normahl. Ist ein Trumm Brif geworden, bitte höfl. zu enschuldi-gen! Werde auf Sie warten. Bleibt aber geheim, das ich Ihnen ge-schriben hab, gell? Möchte sonst einen Mortskrach geben. Hochachtungsvoll grüst Sie vielmals

TRIX

    Kathi stand am Küchentisch und drückte zwei Bananen und einen geriebenen Apfel in den Haferflockenbrei, den sie für die Kinder schon am vergangenen Abend mit Milch angesetzt hatte. Drei Tage waren vergangen, seit sie den Brief abgeschickt hatte, drei lange Tage, in denen ihr oft genug schwere Bedenken gekommen waren, ob sie mit ihrer eigenmächtigen Handlungsweise auch recht getan hatte. Wenn man’s genau besah, war es ein Vertrauensbruch gegen Hellwang, das wusch kein Regen ab. Und was, wenn der Brief durch einen dummen Zufall in unberufene Hände fiel? Wenn das Fräulein Doktor Würzburg schon verlassen hatte, so daß der Brief ihr nachgesandt werden mußte und womöglich von den Großeltern der Kinder geöffnet wurde? Kathi wagte gar nicht daran zu denken, was daraus entstehen könnte.
    Das Telefon in der Diele läutete. Sie setzte die Schüssel mit dem Müsli aufs Tablett und ging an den Apparat. Britta und Lydia kamen gerade aus dem Badezimmer und sahen, wie Kathi plötzlich die linke Hand gegen das Herz preßte: »Fräulein Doktor? — Ja, von wo sprechen Sie Überhaupts? Jessas naa, aus München...«
    »Wer ist’s, Kathi?« fragten beide zugleich. Kathi drückte den Hörer ans Ohr und winkte heftig nach hinten ab. — »Die Kinder stehen nämlich neben mir am Apparat!« rief sie bedeutungsvoll, und dann: »Nein, sowas! Solch eine Überraschung! Der Herr Doktor schlaft noch, aber ich werd ihn sogleich wecken lassen. Warten Sie, bittschön, solang, es wird keine Minuten dauern, bis er da ist, dann können Sie mit ihm selber reden!« Sie deckte das Sprechstück mit der flachen Hand ab: »Eure Tante Trix ist’s! Gell, das ist eine Überraschung? Lauft schon! Weckt euern Papa, aber klopft an und rumpelt nicht gleich in sein Schlafzimmer hinein, hört ihr!«
    »Kommt sie zu uns auf Besuch?«
    »Ja, ich glaub’ schon, soviel ich’s verstanden hab’, will sie für ein paar Tage hier bleiben.«
    »Pfundig, pfundig!« die Mädel hüpften vor Freude. Kathi scheuchte sie davon, und sie rannten zum Schlafzimmer, um ihrem Vater die Überraschung zu melden. Kathi hob den Hörer wieder empor: »Der Herr Doktor wird sogleich am Apparat sein, die Kinder wecken ihn schon.« Und dann flüsterte sie: »Mein Gott, was ich mir in diesen vergangenen Tagen für Sorgen gemacht hab, daß mein Brief Sie nicht mehr rechtzeitig erreicht oder womöglich Ihren Leuten droben in Hamburg in die Finger gerät. Ich hab gar nicht mehr schlafen können vor lauter Aufregung...« Sie hörte Hellwang kommen und legte den Hörer rasch neben den Apparat. Er stieß die Arme noch durch die Ärmel seines alten grauen Morgenmantels, als er in die Diele trat. In der Eile hatte er nur einen Hausschuh gefunden, den anderen brachte ihm Britta nach.
    »Meine Schwägerin?« fragte er aufgestört und schien alles andere als freudig überrascht zu sein. Die Haare standen ihm wirr um den Schädel, er strählte sie mit den Fingern zurück.
    »Ja, das Fräulein Doktor.«
    »Und sie läutet aus München an? Ist sie auf der Durchreise? Oder will sie etwa zu uns auf Besuch kommen?«
    Kathi hob den Finger an die Lippen und deutete erschrocken auf den offen liegenden Hörer hin. Hellwang nahm ihn auf: »Hallo, Trix, du...?« Seine Stimme klang genau so, als ob er bereit sei, im nächsten Augenblick fortzufahren, daß er hier niemand brauchen könne, daß das Haus auf Besuch nicht eingerichtet sei und daß er ungestört zu bleiben wünsche. Kathi machte eine Bewegung, als sei sie drauf und dran, ihm den Hörer aus der Hand zu reißen.
    »Was sagst du dazu, Konrad?« Er hörte ihr Lachen, »das ist eine Überraschung, auf die du nicht vorbereitet warst, wie?’ Ehrlich gestanden, ich habe mich mit der Fahrt zu euch selber überrascht. In dem Geburtstagsbrief an Britta schrieb ich wohl, daß ich ursprünglich die Absicht hätte, die alten Herrschaften heimzusuchen. Aber dann bekam ich gestern von Mama die Nachricht, daß die Maler und Tapezierer im Hause wären — und da habe ich es denn doch vorgezogen, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen und euch zu überfallen. War das nicht ein glänzender Einfall?«
    »Hm — ja...«, knurrte er und

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