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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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Verschwörung im Gange ist, und dann bekomme ich auf einmal das ungute Gefühl, dass ich an klinischer Paranoia leide. Ich habe Angst, dass ich durchdrehe. Okay, es gibt Dinge, die ich an dieser ganzen Sache nicht verstehe, aber das ist in Ordnung so. Ich muss nicht immer alles verstehen.«
    »Wie sieht es eigentlich im Moment so mit deinem Liebesleben aus?«
    Ich sah sie an, unsicher, ob sie das Thema wechseln wollte oder ob ihre Frage in irgendeinem komplizierten Zusammenhang mit unserer aktuellen Unterhaltung stand. »Ich interessiere mich immer nur für Frauen, die entweder nicht zu haben sind oder sich nicht für mich interessieren«, witzelte ich.
    »Hey, ich hoffe, du bist nicht sauer, wenn ich dich noch etwas frage …«
    »Schieß los.«
    »Meinst du, es könnte vielleicht sein, dass du ein kleines bisschen in Butterfly verliebt bist?«
    Ich seufzte. »Das ist eine berechtigte Frage. Aber: nein.«
    »Klingt ziemlich überzeugt.«
    »Ich bin so sicher, weil ich mir die Frage selbst schon gestellt habe. In meinem Kopf ist die Antwort ziemlich eindeutig. Außerdem ist sie tot und war eine Serienkillerin.«
    »Ich weiß, dass diese Schatzsuche traurig für dich sein muss, wahrscheinlich sogar richtig belastend, aber irgendwie hat das Ganze doch auch etwas ziemlich Romantisches an sich. Es ist eine nette Idee. Sie hat so viel Zeit damit verbracht, an dich zu denken und solch ein Abenteuer für dich vorzubereiten. Das zeugt von ziemlicher Zuneigung – und du überlegst sogar, ein Buch über sie zu schreiben. Auch das ist ein Zeichen von Zuneigung.«
    »Ich liebe sie ja auch, aber nicht so, dass ich sie küssen wollte.«
    »Was, hast du dich etwa nie körperlich zu ihr hingezogen gefühlt?«
    »Na ja, sie ist auf keinen Fall unattraktiv oder so, aber mit Butterfly und mir war das einfach immer ganz anders. So was kommt vor. Manchmal findet man einen Menschen eben einfach faszinierend, ohne gleich mit ihm ins Bett springen zu wollen.«
    »Hm.« Beatrice schien nicht ganz überzeugt.
    »Und was ist mit dir?«, fragte ich.
    »Wie, was ist mit mir?«
    »Wie sieht es mit deinem Liebesleben aus?«
    »Ich bin nicht zu haben.«
    »Natürlich nicht.« Ich nickte.
    »Hey, wenn das hier ein Film wäre, wer würde dich dann spielen?«
    »Will Smith«, antwortete ich, ohne lange nachzudenken, so als hätte ich diese Entscheidung schon vor ewigen Zeiten getroffen.
    »Der ist dir doch kein bisschen ähnlich.«
    »Dann wäre das eben eine Herausforderung für ihn. Ich finde, er könnte durchaus mal wieder eine vertragen.«
    »Ich meine, Gary Oldman würde besser passen. Oder John Malkovich.«
    »Nein, du denkst viel zu oberflächlich. Außerdem sind die beide zu alt. Und wenn, dann wäre es auch ein ganz anderer Film.«
    Beatrice lachte.
    »Filme sind nie so wie die Bücher«, erklärte ich. »Darum darf die Wahl der Schauspieler ruhig ein bisschen überraschender ausfallen.«
    »Soll ich dir zeigen, wo es tollen Joghurt gibt?«, fragte Beatrice. »Oder willst du lieber ein Eis?«
    »Eis«, entschied ich, um meine geistige Unabhängigkeit zu demonstrieren.
    »Na dann los«, sagte sie. »Tally-ho!«

19

    G UY B ASTIDE
    An: Benjamin Constable
Von: [email protected]
Betreff: Ein Hinweis
Gesendet: 25. 08. 2007 09 : 13 (GMT-6)
    Mein liebster Ben Constable,
    langsam gewöhnst du dich sicherlich an den Rhythmus, die Formen und Gerüche New Yorks und bist auf einigen Straßen meiner Vergangenheit gewandelt. Nun möchte ich dich zu einem weiteren Ort führen, an dem du schon ein paarmal vorbeigekommen bist, möglicherweise ohne ihm Beachtung zu schenken (dabei bietet er einen schönen Anblick und ist sowohl für mein Leben als auch für das dieser Stadt von einiger Bedeutung).
    An der Turmspitze eines Schlosses aus rotem Backstein und weißem Granit gibt es eine Uhr, die wirkt, als sei sie geradewegs aus dem tiefsten Schwarzwald nach Greenwich Village gezaubert worden, wo sie mit unharmonischem Glockenklang die Stunden schlägt. In Wirklichkeit haben wir diesen Prunkbau den Architekten Frederick Clarke Withers und Calvert Vaux zu verdanken. Das wundervolle Gebäude wurde im Jahr 1883 an der Stelle des ehemaligen Jefferson Market errichtet und galt jahrelang als eins der schönsten in den Vereinigten Staaten. Sein offizieller Name lautete Third Judicial District Courthouse; ab der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stand der Bau jedoch leer, was lange Zeit auch an den Zeigern der Uhr zu erkennen war, die auf

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