Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
Vom Netzwerk:
geflogen.«
    Plötzlich gab es eine zweite, sehr viel größere Explosion und das Paar keuchte auf. »Gib mir die Videokamera, Jen.«
    Ich wünschte ihnen einen guten Tag und machte mich davon, bevor ich auf ihrem Videofilm landete.

22

    U NVOLLENDETES UND EIN A BSCHIED
    Ich hatte gewusst, dass sich Streetny irgendwie zu alldem äußern würde, doch als ich am nächsten Morgen meine E-Mails checkte, klang er förmlicher als in seinen vergangenen Nachrichten.
    An: Benjamin Constable
Von: [email protected]
Betreff: Beeindruckt
Gesendet: 27. 08. 2007 07 : 21 (GMT-6)
    Sehr geehrter Mr Constable,
    wie es scheint, sind Sie den Anweisungen, die Miss Ishikawa für Sie hinterlassen hat, voraus. Den Hinweis, der Sie zu dem Schatz unter dem Katsura-Baum am McCarthy-Square führen sollte, hatten Sie noch gar nicht bekommen. Es ist davon auszugehen, dass Miss Ishikawa äußerst beeindruckt von Ihren Schatzsucher-Qualitäten wäre.
    Meinen herzlichsten Glückwunsch zu Ihrer Zielstrebigkeit und guten Intuition.
    Gehen Sie als Nächstes zum Chelsea Hotel, dort werden Sie etwas vorfinden.
    Hier ein Tipp für die genaue Position: kleine Bäume, hoch oben.
    So klein wie Brokkoli.
    Viel Glück.
    Mr C. Streetny.
    »Er weiß von unserem Gespräch in dem japanischen Restaurant.«
    »Ja.« Beatrice sah aus, als würde sie jeden Moment vor Wut platzen, versuchte sich aber zu beherrschen.
    »Und er hat mit Mr C. Streetny unterschrieben, dabei ist das eine Straße. Ich bin der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der blöd genug ist zu glauben, dass es ein Name sein könnte. Er kennt mich. Er weiß, was ich mache und wann ich es mache, und jetzt weiß er anscheinend auch schon, was ich denke. Er weiß Sachen über mich, die nur du wissen kannst.«
    Beatrice holte ein paarmal tief Luft. »Sie muss jemanden auf dich angesetzt haben, der dich belauscht.«
    »Sie?«
    »Butterfly.«
    Ich blickte mich um. Richtig gründlich, eine Minute oder noch länger, aber ich sah niemanden.
    »Butterfly ist tot. Irgendjemand schickt mir Sachen von ihr und diese Person bist du oder hat zumindest irgendwie mit dir zu tun.«
    Sie biss sich auf die Lippe. »Ich bin das nicht, ich schwöre es. Nichts von alldem hier ist so, wie es scheint.«
    »Wie ist es denn dann? Ich finde, so langsam solltest du mir mal einiges erklären.«
    »Das kann ich nicht, Ben.« Sie beugte sich zu mir vor und sah mir fest in die Augen. In ihren standen Tränen, aber sie riss sich zusammen. »Es kommt nicht von mir. Ich habe nichts damit zu tun. Aber du kannst das Rätsel selbst lösen. Du musst nur die Augen aufmachen.«
    »Welches Rätsel denn?«
    Sie schloss den Mund und blickte mich an, als wollte sie mir bedeuten, dass sie nichts mehr sagen würde. Vielleicht sprach sie ja die Wahrheit und die Sachen kamen wirklich nicht von ihr, aber auf irgendeine Weise hatte das alles mit ihr zu tun und es war offensichtlich, dass sie wusste, was hier vor sich ging. Mein Blick war vorwurfsvoll. Sie wirkte zerknirscht. Darüber würden wir später noch reden. Einen Moment lang konzentrierte ich mich auf das Atmen und wartete darauf, dass ihre aufsteigenden Tränen verschwanden.
    »Wo ist das Chelsea Hotel?«, fragte ich versöhnlich.
    »In Chelsea.« Sie schniefte und wischte sich mit einer Serviette über die Augen.
    »Ist das irgendwie bekannt oder so?«
    »Du hast noch nie vom Chelsea Hotel gehört?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Das überrascht mich.«
    »Wieso?«
    »Weil es sehr bekannt ist. Ein Hotel für Künstler und Musiker. Ich glaube, es wurde in den späten Sechzigern eröffnet und hat sich seitdem kaum verändert. Da sind schon eine ganze Menge berühmter Leute abgestiegen.«
    »Wie wer, zum Beispiel?«
    »Ach, keine Ahnung. Bob Dylan. Janis Joplin. Wahrscheinlich auch Hendrix. Sid Vicious ist da gestorben.«
    »Kannst du mir zeigen, wo es ist?«
    Beatrice seufzte. »Okay.«
    »Das klingt, als wolltest du eigentlich gar nicht.«
    »Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn ich mitgehe.«
    Ich widersprach nicht.
    Beatrice war nicht mehr bloß irgendeine Zufallsbekanntschaft, das hatte sie soeben zugegeben, doch wer sie stattdessen war, wusste ich nicht. Mein Blick auf das Ganze war im Begriff, sich grundlegend zu ändern, und bei dem Gedanken wurde mir ziemlich mulmig. Aber ich ließ mir nichts anmerken, denn Beatrice schien es noch schlechter zu gehen als mir. Schweigend brachte sie mich zum Chelsea Hotel. Sie musste sich kein einziges Mal orientieren, auf Straßennamen oder

Weitere Kostenlose Bücher