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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Person bloß ein geringes Vermögen hatte; aber ihr Pate ist Herr de la Porte, Mantelträger der Königin, und meine Frau, der es an Verstand so wenig fehlt wie an Schönheit, wäscht für die Königin.« – »Na, und weiter?«
    fragte d'Artagnan. – »Na, und gestern früh«, fuhr der Bürger fort, »ist meine Frau, als sie den Fuß aus der Waschküche setzte, entführt worden.« – »Von wem?« – »Genau weiß ich es nicht, aber Verdacht habe ich.« – »Auf wen?« – »Auf einen, der schon lange um sie scharwenzelt hat. Es ist aber meiner Überzeugung nach weniger Liebe als Politik im Spiel.« – »Mehr Politik als Liebe?« wiederholte d'Artagnan, eine sehr bedächtige Miene aufsetzend, »und gegen wen richtet sich Ihr Verdacht?« – »Ich weiß nicht, ob ich es sagen soll.« – »Übersehen Sie nicht, Herr, daß ich nicht zu Ihnen, sondern Sie zu mir gekommen sind, daß Sie mir ein Geheimnis mitteilen wollten, ohne daß ich Sie dazu aufgefordert habe. Tun Sie ganz nach Belieben; noch ist's Zeit für Sie, sich zurückzuziehen.« – »Nicht doch, Herr! Sie sehen mir aus wie ein ehrenhafter junger Mann, und ich will Vertrauen zu Ihnen haben. Ich glaube also, daß meine Frau festgenommen worden ist, nicht wegen eigener, sondern wegen Liebschaften einer weit vornehmeren Dame.« – »Oho! Doch nicht wegen
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    Madame de Bois-Tracy?« fragte d'Artagnan, der sich dem Bürger gegenüber als Mann zeigen wollte, dem die Affären bei Hofe nicht fremd seien. – »Höher hinauf, Herr, höher!« –
    »Wegen Frau von Aiguillon?« – »Noch höher« – »Wegen
    Madame de Chevreuse?« – »Noch höher, weit höher!« – »Doch nicht mit der...« D'Artagnan stockte, und der Bürger sagte so leise, daß man ihn kaum hörte: »Jawohl, Herr, jawohl!« – »Und mit wem?« – »Mit wem, wenn nicht dem Herzog von...« –
    »Dem Herzog von.....« – »Ja, Herr!« antwortete, seine Stimme noch tiefer dämpfend, der Bürger. – »Aber wieso wissen Sie das alles?« – »Von meiner Frau, Herr, von me iner Frau.« – »Und von wem weiß die es?« – »Von Herrn de la Porte. Habe ich Ihnen nicht schon gesagt, daß sie sein Patenkind ist?... Nun, Herr de la Porte hatte sie zu Ihrer Majestät gebracht, die doch vom König verschmäht, vom Kardinal überwacht, von allen verraten wird, damit die arme Königin wenigstens eine Seele habe, auf die sie sich verlassen...«
    »Ha!« rief d'Artagnan, »jetzt verstehe ich!« – »Vor vier Tagen war nun meine Frau bei mir – sie hat sich nämlich ausbedungen, mich zweimal in der Woche besuc hen zu dürfen – denn, wie schon gesagt, sie hat mich sehr lieb... sehr lieb... und hat mir anvertraut, die arme Königin schwebe jetzt in sehr großer Angst... Denn wie es scheint, verfolgt der Kardinal sie schärfer als je – und die Königin glaubt...« – »Was glaubt die Königin?«
    – »Daß in ihrem Namen an den Herzog von Buckingham
    geschrieben worden sei!« – »Im Namen der Königin?« – »Ja, er solle nach Paris kommen, um ihn, wenn er da sei, in eine Falle zu locken!« – »Sackerment! Aber was hat bei dem allen Ihre Frau zu schaffen?« – »Man weiß, wie treu sie an der Königin hängt und will sie entweder von ihrer Gebieterin entfernen oder einschüchtern, um durch sie hinter die Geheimnisse der Königin zu kommen oder sie zu Spionagediensten zu verlocken.« –
    »Mag sein«, sagte d'Artagnan; »aber wer hat sie verhaftet?
    Kennen Sie den Mann?« – »Ich glaube, ja.« – »Wie heißt er?« –
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    »Den Namen kenne ich nicht; ich weiß nur soviel, daß er eine Kreatur des Kardinals ist.« – »Haben Sie ihn gesehen?« – »Ja, meine Frau hat ihn mir einmal gezeigt.« – »Hat er besondere Kennzeichen?« – »Er sieht sehr hochnäsig aus, schwarzes Haar, dunkle Farbe, stechende Augen, perlenweiße Zähne und an der Schläfe eine Narbe!« – »Ha, mein Mann von Meung!« schrie d'Artagnan. – »Ihr Mann, sagen Sie?« – »Wissen Sie, wo der Kerl wohnt?« – »Nein! Aber als ich meine Frau nach dem Louvre zurückbrachte, kam er gerade heraus, und da zeigte sie ihn mir.«
    »Teufel!« murmelte d'Artagnan, »das sind alles halbe
    Geschichten. Von wem wissen Sie, daß Ihre Frau entführt wurde?« – »Von Herrn de la Porte.« – »Hat er Ihnen
    Einzelheiten mitgeteilt?« – »Er wußte nichts weiter.« – »Von anderer Seite haben Sie nichts erfahren?« – »Doch, etwas! Aber ich weiß nicht, ob ich nicht eine große Unklugheit...« – »Sie wollen

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