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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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schon wieder abschwenken?« – »Schockschwerenot, ich schwenke nicht ab!« rief der Bürger, »so wahr ich Bonacieux heiße!« – »Bonacieux?« fragte d'Artagnan. – »Mein Name!« –
    »Ich dächte doch, den Namen müßte ich schon einmal gehört haben?« – »Kann wohl sein, denn ich bin Ihr Hauswirt.« – »Der Tausend!« rief d'Artagnan, sich leicht verneigend, »mein Wirt?«
    – »Ja doch, Herr, und da Sie mir, wahrscheinlich infolge von zu großer Inanspruchnahme, im ganzen Quartal noch keine Miete bezahlt haben, ich aber kein einziges Mal Sie gemahnt habe, dachte ich, Sie würden erkenntlich sein für meine zarte Rücksicht...«
    »Selbstverständlich, mein werter Herr Bonacieux«, versetzte d'Artagnan, »solches Entgegenkommen verdient allemal Dank, und wenn ich Ihnen irgendwie von Nutzen sein kann...« –
    »Glaube Ihnen, Herr, und wie gesagt, Herr, so wahr ich Bonacieux heiße, ich habe Vertrauen zu Ihnen.« – »Nun, dann kommen Sie zu Ende, Herr!« – Der Bürger zog ein Papier aus der Tasche und gab es d'Artagnan. – »Was, ein Brief?« rief
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    dieser. – »Ich habe ihn heute morgen bekommen.« – D'Artagnan erbrach ihn und trat, da der Tag zur Neige ging, ans Fenster, um ihn zu lesen. Der Bürger ging hinter ihm her.
    »Suchen Sie Ihre Frau nicht«, las d'Artagnan. »Wenn man sie nicht mehr braucht, kommt sie von selbst wieder zu Ihnen.
    Wenn Sie sich im geringsten um sie kümmern, so sind Sie verloren!« – »Hm, klar und deutlich«, sagte d'Artagnan, »aber schließlich bloß eine Drohung.« – »Ja, aber mich erschreckt solche Drohung. Ich weiß den Degen nicht zu führen und habe Angst vor der Bastille.« – »Hm, ich reiße mich um die Bastille so wenig wie Sie«, versetzte d'Artagnan; »wenn's bloß einen Degenstoß kostete, möcht's noch gehen.« – »Bei der Geschichte hatte ich auf Sie gerechnet, Herr; weil ich recht gut weiß, daß die Königsmusketiere mit den Kardinalsgardisten in steter Fehde liegen. Da dachte ich, es würde Ihnen und Ihren Kameraden Spaß machen, unserer armen Königin Hilfe und Beistand zu leisten und dem Herrn Kardinal dabei eins auszuwischen.« –
    »Da haben Sie nicht unrecht, Herr.« – »Und weil Sie mir nun ein Quartal die Miete schuldig sind und ich Sie noch kein einziges Mal gemahnt habe...« – »Ja doch, das haben Sie mir schon einmal gesagt!« – »Und weil ich mir vorgenommen hatte, Ihnen für den Fall, daß Ihnen mit Geld gedient sein sollte, fünfzig Pistolen in bar anzubieten...«
    »Großartig! Aber, lieber Herr Bonacieux, so sind Sie wohl ein reicher Herr?« – »Nun, ich bin gerade kein armer Mann, lieber Herr; so ein paar tausend Taler habe ich in der Handelsbank stecken, und mit ein paar Aktien, die ich auf die letzte Seereise unseres berühmten Jean Mocquet gezeichnet habe, bin ich auch nicht schlecht gefahren. Kurz und gut, Herr, Sie verstehen.
    Aber, Schockschwerenot, was ist denn das?« – »Was denn?«
    fragte d'Artagnan. – »Was sehe ich?« – »Wo?« – »Auf der Straße, vor Ihren Fenstern, in der Türnische dort, der Mann im Mantel.« – »Der ist's!« schrien d'Artagnan und der Bürger wie aus einem Mund, denn jeder hatte auf der Stelle seinen Mann
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    erkannt. – »Ha, diesmal, Kujon, sollst du mir aber nicht wieder entwischen!« rief d'Artagnan, zog seinen Degen und stürzte aus dem Zimmer.
    Auf der Treppe rannte er gegen Athos und Porthos, die auf dem Weg zu ihm waren. Sie sprangen zur Seite, und d'Artagnan schoß wie ein Pfeil zwischen ihnen hindurch. »Mord und Brand!« schrien ihm beide Musketiere zu, »wohin rennst du so eilig?« – »Der Mann von Meung«, erwiderte d'Artagnan im Fluge und war verschwunden.
    Als die Musketiere in sein Zimmer traten, fanden sie es leer, denn der Hauswirt hatte es inzwischen für geraten erachtet, sich aus dem Staube zu machen.

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    D'Artagnan im Zwielicht
    Wie Athos und Porthos erwartet hatten, war d'Artagnan nach einer halben Stunde wieder da. Wiederum hatte er seinen Mann verfehlt, der wie durch Zauber verschwunden war. Mit dem Dege n in der Faust war d'Artagnan durch alle Straßen der Nachbarschaft gerannt, hatte aber keine Spur von einem Menschen gefunden, der Ähnlichkeit mit dem Gesuchten
    aufwies; zuguterletzt war er darauf gekommen, womit er hätte anfangen sollen; er pochte nämlich an die Tür des Hauses, vor dem der Unbekannte gestanden, als er ihn vom Fenster aus gesehen hatte. Aber auch das brachte ihm keinen Nutzen, denn trotzdem er ein reichliches

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