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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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feindlichen Zusammenstoß ohnehin keinen Vorteil gehabt hätten. Nunmehr auf zwei reduziert, die beiden Pagen Grimaud und Planchet natürlich nicht gerechnet, ritten sie weiter.
    »Mord und Brand!« rief Athos, »mich soll niemand mehr
    dumm machen! Kein Mensch soll mir bis Calais den Mund
    auseinanderbringen oder den Degen aus der Scheide locken. Ich schwöre...« – »Lassen wir die Schwüre!« erwiderte d'Artagnan,
    »und reiten wir lieber, solange uns die Pferde nicht einen Strich durch die Rechnung machen.« – Noch einmal gaben sie ihren Rappen die Sporen und langten um Mitternacht in Amiens an, wo sie im Gasthof zur Lilie abstiegen. Der Wirt machte den harmlosesten Eindruck von der Welt. Mit der wollenen Mütze in
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    der einen, dem Leuchter in der andern Hand, empfing er die Reisenden und versprach, ihnen die besten Zimmer zu geben.
    Leider lagen diese aber an beiden Enden eines langen
    Korridors, so daß man außerstande gewesen wäre, sich zu verständigen oder im Falle der Not zu helfen. D'Artagnan lehnte deshalb das Anerbieten des Wirtes ab und erklärte, sich mit Athos in einem Bett behelfen zu wollen, ließ sich auch von dem Wirt nicht anders bestimmen. Als sie die Tür innen
    verbarrikadiert hatten, wurde plötzlich draußen an die Läden gepocht; sie erkannten die Stimmen ihrer beiden Pagen und machten auf... »Grimaud«, sagte Planchet, »wird mit den Pferden schon allein fertig; ich werde mich quer vor die Tür auf Stroh legen; auf diese Weise wird's jedermann schwer werden, den Weg zu Ihnen hereinzufinden.«
    Grimaud erhielt Befehl, die Pferde für die fünfte Stunde zum Aufbruch fertig zu halten. Die Nacht aber verlief ruhig, von einem Versuch abgesehen, der in der zweiten Stunde
    unternommen wurde, in das Zimmer zu dringen, worin
    d'Artagnan und Athos den Schlaf des Gerechten schliefen. Auf Planchets »Wer da?« hieß es aber von den nächtlichen
    Besuchern, man müsse sich in der Zimmernummer ge irrt haben, und von da ab blieb alles im Hause ruhig. Dagegen gab es kurz nach vier Uhr früh draußen im Hof Spektakel. Grimaud war mit den Hausknechten in Streit geraten, als er die Pferde aus dem Stall führen wollte, und durch einen Hieb mit einer Heugabel zu Boden gestreckt worden. Als Planchet in den Stall ging, die Pferde zu holen, sah er, daß keines mehr laufen konnte. Die Sache fing an, bedenklich zu werden. Es war ja möglich, daß all diese widrigen Vorkommnisse zufälliger Art waren; wie aber, wenn sie das Werk einer Intrige wären? Während Planchet sich bei den Leuten im Hof erkundigte, ob im Ort drei Pferde zu kaufen seien traten d'Artagnan und Athos vor die Haustür und bemerkten zu ihrem nicht geringen Erstaunen, daß dort zwei frischgesattelte Pferde standen. Sie erkundigten sich nach ihren
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    Besitzern und erfuhren, daß diese gleichfalls in dem Gasthof genächtigt hätten und gerade beim Wirt ihre Zeche beglichen.
    Athos begab sich in der gleichen Absicht in die Wirtsstube, während d'Artagnan mit Planchet vor der Tür stehenblieb. Athos langte arglos zwei Goldstücke aus der Tasche. Der Wirt saß allein an seinem Schreibsekretär, nahm Athos das Geld ab, drehte es ein paarmal in der Hand hin und her und rief plötzlich, es sei falsches Geld, er werde Athos mit seinen Gefährten auf der Stelle festnehmen lassen.
    »Schuft!« schrie Athos, einen Schritt gegen den Mann
    vortretend, »ich schneide dir die Ohren ab.« – Im nächsten Augenblick stürzten vier bis an die Zähne bewaffnete Männer zu den Seitentüren herein und fielen über Athos hei... »Ich bin gefangen!« schrie Athos mit aller Kraft seiner Lungen. »Fort, d'Artagnan, fort! So schnell du kannst!« und drückte seine beiden Pistolen ab... D'Artagnan und Planchet ließen sich das nicht zweimal sagen, sondern koppelten die vor der Tür stehenden Rosse los, schwangen sich hinauf und sprengten in gestrecktem Galopp davon... »Was wohl aus Athos geworden ist?« fragte d'Artagnan seinen Pagen. – »Ach, Herr«, erwiderte dieser, »ich habe zwei unter seinen Hieben fallen sehen, und durch die Glastür ist's mir so vorgekommen, als ob er sich mit den andern beiden nicht minder glücklich befaßte.« – »Tapfrer Athos!« flüsterte d'Artagnan, »und zu denken, daß man ihn im Stiche lassen muß! Aber wer weiß, ob uns nicht vielleicht ein paar Schritte von hier das gleiche Geschick erwartet? Vorwärts, Planchet, vorwärts! Du bist ein braver Junge!«
    »Ich sagte Ihnen ja schon, Herr«, versetzte Planchet, »die

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