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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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vierten Stoß durch den Leib am
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    Boden fest. Diesmal schloß er die Augen und sank in Ohnmacht.
    D'Artagnan riß ihm den Paß aus der Tasche, der auf den Namen Graf von Wardes lautete. Einen letzten Blick auf den schmucken Edelmann werfend, der kaum fünfundzwanzig Jahre zählte, und den er, vielleicht tot, auf der Strecke ließ, stieß er einen Seufzer aus über das seltsame Geschick der Menschen, einander zu vernicht en um anderer willen, die ihnen fremd sind und oft gar nicht einmal wissen, daß sie auf der Welt sind! Aber er wurde bald durch Lubin aus seinem Sinnen gerissen, der aus
    Leibeskräften um Hilfe schrie. Planchet hatte ihn an der Gurgel und würgte ihn. »Solange ich ihn halte, Herr«, sagte Planchet,
    »soll er mir nicht mucksen; laß ich ihn aber los, so fängt er gewiß gleich wieder an; er müßte kein Normanne sein!«
    Wirklich versuchte Lubin auch, trotzdem ihm Planchet die Kehle wie in einem Schraubstock zusammenpreßte, ein paarmal laut zu stöhnen.
    »Warte!« rief d'Artagnan und drehte sein Taschentuch zu einem Knebel, den er Lubin in den Mund schob. »Bravo!« rief Planchet, »nun binden wir ihn an einen Baum!« – Das war im Augenblick geschehen; dann schleppten sie den Grafen von Wardes zu ihm, und da die Nacht zu sinken begann und der Geknebelte und der Verwundete ein Stück vom Weg ab im
    Wald lagen, stand zu erwarten, daß sie bis zum andern Tag dort liegen würden, ehe sich jemand ihrer annähme... – »Und nun zum Gouverne ur!« rief d'Artagnan. – »Aber, Herr, ich dächte, Sie wären verwundet?« fragte Planchet. – »Die Schmarre hat nicht viel auf sich«, versetzte d'Artagnan, »befassen wir uns mit dem, was wichtiger ist! Das Persönliche hat Zeit.«
    Mit langen Schritten eilten sie dem Landhaus des
    Würdenträgers zu. Graf von Wardes wurde gemeldet und
    d'Artagnan alsbald vorgelassen... »Sie bringen einen Befehl vom Kardinal?« fragte der Hafenkommandant. – »Jawohl, Herr«, versetzte d'Artagnan, »da ist er!« – »Richtig! Er ist in Ordnung.
    Mir scheint, die Eminenz will jemand den Weg nach England
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    abschneiden?« – »Ganz recht. Einem gewissen d'Artagnan aus Bearn, der mit drei Freunden von Paris nach London unterwegs ist.« – »Sie kennen den Herrn?« – »Gewiß.« – »So geben Sie mir. sein Signalement!« – D'Artagnan gab das Signalement des Grafen von Wardes. – »Hat er Begleitung?« fragte der
    Hafendirektor. – »Einen Pagen, mit Namen Lubin.« – »Nun, ich lasse die beiden Leutchen überwachen, und Seine Eminenz dürfen ruhig schlafen. Sie sollen London nicht sehen, sondern zurück nach Paris eskortiert werden.« – »Dadurch werden Sie sich den Kardinal zu großem Dank verpflichten«, meinte d'Artagnan, mochte aber keine Zeit weiter mit Komplimenten vergeuden, sondern verbeugte sich vor dem freundlichen Herrn, bedankte sich bei ihm und ging. Sobald sie das Haus hinter sich hatten, rannten d'Artagnan und Planchet spornstreichs zum Hafen. Der Kutter lag noch vor Anker, schien aber bloß auf den Edelmann gewartet zu haben, der mit nach England hinüber wollte. »Da haben Sie meinen Paß, vom Hafenkommandanten visiert«, sagte d'Artagnan. – »Schön«, antwortete der Kapitän;
    »aber wo bleibt der andere?« – »Der will heute nicht fahren«, sagte d'Artagnan. »Machen Sie sich deshalb keine Sorge, ich bezahle für beide die Überfahrt.« – »Na, wenn's an dem ist, so wollen wir nicht lange warten«, sagte der Kapitän.
    D'Artagnan sprang mit Planchet an Bord, und bald waren sie auf hoher See. Nach kaum einer Viertelstunde dröhnte ein Kanonenschuß vom Lande herüber: das Signal, daß der Hafen geschlossen wurde. Nun hielt es d'Artagnan an der Zeit, sich um seine Wunde zu kümmern. Die Degenspitze hatte eine Rippe gestreift und war am Knochen hinuntergeglitten; das Hemd hatte sich an der Wunde festgesogen, so daß nur ein paar Tropfen Blut geflossen waren. Aber d'Artagnan fühlte sich doch wie zerschlagen. Der Kapitän ließ eine Matratze auf Deck bringen, und bald schlief d'Artagnan wie ein Murmeltier. Als er am andern Morgen die Augen aufschlug, war der Kutter nur etwa vier Meilen noch von der Küste Englands entfernt. Die Brise,
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    die fast die ganze Nacht flau gewesen war, hatte allmählich ganz nachgelassen, und so wurde es zehn, ehe der Kutter im Hafen von Dover Anker werfen konnte. Halb elf Uhr sprang
    d'Artagnan mit dem Ruf: »Endlich, endlich erreicht!« an Land.
    Das stimmte jedoch nicht ganz; denn wenn er auch

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