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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ich die Ehre haben, Euch davon in Kenntnis zu setzen.«
    D’Artagnan gab den Brief Kitty offen. Diese las ihn anfangs, ohne ihn zu verstehen, und war fast wahnsinnig vor Freude, als sie ihn zum zweitenmal las.
    Kitty konnte nicht an dieses Glück glauben. D’Artagnan mußte ihr mündlich die Versicherung wiederholen, die ihr der Brief schriftlich gab. Obwohl sie bei dem heftigen Charakter Myladys auf alles gefaßt sein mußte, wenn sie dieses Billett ihrer Gebieterin einhändigte, so eilte sie doch so geschwind sie konnte nach der Place Royale zurück. Das Herz der besten Frau ist gefühllos gegen die Schmerzen einer Nebenbuhlerin.
    Mylady öffnete den Brief mit derselben Eile, mit der ihn Kitty gebracht hatte, aber bei den ersten Worten, die sie las, wurde sie leichenblaß, dann zerknitterte sie das Papier und wandte sich mit eine m Blitz in den Augen gegen Kitty.
    »Was soll dieser Brief?«
    »Er ist die Antwort auf den von Mylady«, erwiderte Kitty zitternd.
    »Unmöglich!« versetzte Mylady, »unmöglich kann ein
    Edelmann an eine Frau einen solchen Brief geschrieben haben.«
    Dann rief sie plö tzlich: »Mein Gott, sollte er wissen …«
    Und sie hielt bebend inne. Sie knirschte mit den Zähnen, ihr 51
    Gesicht war bleich wie das einer Leiche. Sie wollte einen Schritt gegen das Fenster machen, um Luft zu schöpfen, aber sie konnte nur den Arm ausstrecken, die Kraft versagte ihr, und sie sank auf einen Stuhl zurück.
    Kitty glaubte, sie werde ohnmächtig, und eilte zu ihr, um den Schnürleib zu öffnen. Aber Mylady sprang auf und rief lebhaft:
    »Was willst du? Warum legst du Hand an mich?«
    »Ich glaubte, Mylady befinden sich unwohl, und wollte ihr Hilfe leisten«, antwortete die Zofe, ganz erschrocken über den furchtbaren Ausdruck, den das Gesicht ihrer Gebieterin angenommen hatte.
    »Hältst du mich für ein erbärmliches Weib? Soll ich krank werden, wenn man mich beleidigt? Nein, ich räche mich, verstehst du wohl?«
    Und sie gab Kitty ein Zeichen, sich zu entfernen.
    4
    Am Abend gab Mylady Befehl, Monsieur d’Artagnan
    vorzulassen, sobald er wie gewöhnlich käme. Aber er kam nicht.
    Am andern Tag besuchte Kitty den jungen Mann abermals und erzählte ihm alles, was am Abend vorgefallen war.
    D’Artagnan lächelte.
    Am zweiten Abend war Mylady noch ungeduldiger, als tags zuvor, aber sie wartete vergeblich, wie am Tag vorher. Am nächsten Morgen erschien Kitty wiederum bei d’Artagnan, aber sie war diesmal zum Sterben traurig.
    D’Artagnan fragte das arme Mädchen, was sie habe; aber sie zog statt jeder Antwort einen Brief aus der Tasche und reichte ihn hin. Er war von der Hand Myladys, nur diesmal wirklich für d’Artagnan und nicht für den Comte de Wardes bestimmt.
    Er öffnete und las folgendes:

    52
    »Lieber Monsieur d’Artagnan, es ist nicht schön, seine Freunde zu vernachlässigen, besonders in dem Augenblick, wo man sie auf lange Zeit zu verlassen im Begriff ist. Mein Schwager und ich haben Euch gestern und vorgestern vergebens erwartet. Wird dies heute abend ebenso sein? Eure dankbare Lady Winter.«
    »Das ist ganz einfach«, sagte d’Artagnan. »Ich erwartete diesen Brief. Mein Kredit steigt durch das Sinken des Comte de Wardes.«
    »Werdet Ihr gehen?« fragte Kitty.
    »Höre, mein liebes Kind«, sagte der Gascogner, »sähe mich Mylady nicht zurückkommen, so würde sie das Abbrechen meiner Besuche nicht begreifen. Sie könnte dann irgend etwas vermuten, und wer weiß, wie weit die Rache einer Frau ihres Schlages gehen könnte?«
    »O mein Gott!« sagte Kitty, »Ihr wißt die Dinge so
    darzustellen, daß Ihr immer recht habt. Aber Ihr werdet ihr den Hof machen, und wenn Ihr Mylady diesmal unter Eurem wahren Namen und mit Eurem wahren Gesicht gefallen würdet, so wäre es noch viel schlimmer als das erstemal.«
    D’Artagnan suchte sie so gut wie möglich zu beruhigen und versprach ihr, unempfindlich gegen Myladys Verführungen zu bleiben. Er ließ dieser, um nicht durch seine Schrift Argwohn zu erregen, mündlich antworten, er sei äußerst dankbar für ihre Güte und werde ihrem Befehl gehorchen.
    Schlag neun Uhr war d’Artagnan auf der Place Royale. Die Bedienten, die im Vorzimmer warteten, waren offenbar von seinem Erscheinen in Kenntnis gesetzt, denn sobald er kam, sogar ehe er gefragt hatte, ob Mylady anwesend sei, lief einer von ihnen hinweg, um ihn zu melden.
    »Laßt ihn eintreten«, sagte Mylady mit raschem, aber so durchdringendem Ton, daß es d’Artagnan im Vorzimmer

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