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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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kennt.« Damit entfernte er sich.
    Im Augenblick, da er hinausging, glitt ein funkelnder Blick durch die halbgeöffnete Tür, und sie erkannte Feiton. Dieser trat rasch zur Seite, um nicht von ihr gesehen zu werden.
    Sie warf sich nun auf die Knie und fing an zu beten.
    »Mein Gott! Mein Gott!« sprach sie, »du weißt, um welch heiliger Sache willen ich leide, gib mir die Kraft, das Leiden zu ertragen.«
    Da öffnete sich sachte die Tür. Die schöne Andächtige tat, als ob sie das Geräusch nicht hörte, und fuhr mit tränenvoller Stimme fort:
    »Rächender, gütiger Gott! Solltest du es zugeben, daß die schändlichen Pläne dieses Mannes in Erfüllung gehen?«
    Jetzt erst schien sie das Geräusch der Schritte Feitons zu vernehmen, rasch wie der Gedanke erhob sie sich. Sie errötete, als ob sie sich schämte, auf den Knien liegend überrascht worden zu sein.
    »Ich störe nicht gern jemanden im Gebet, Madame«, sagte Feiton ernst, »laßt Euch also durch mich nicht stören, ich beschwöre Euch.«
    »Wie wißt Ihr, daß ich betete?« fragte Mylady mit von Schluchzen erstickter Stimme. »Ihr täuscht Euch, Monsieur, ich habe nicht gebetet.«
    »Glaubt Ihr denn, Madame«, antwortete Feiton mit der gleichen ernsten Stimme, wenn auch in sanfterem Ton, »ich 190
    halte mich für berechtigt, jemanden daran zu hindern, sich seinem Schöpfer zu Füßen zu werfen? Gott bewahre mich!
    Übrigens steht die Reue dem Schuldigen wohl an, welches Verbrechen er auch begangen habe, ein Schuldiger zu den Füßen Gottes ist mir stets heilig.«
    »Schuldig, ich?« sagte Mylady mit einem Lächeln, das auch einen Engel am Jüngsten Gericht entwaffnet hätte. »Schuldig!
    Mein Gott, du weißt, ob ich es bin! Sagt, ich sei verurteilt, gut, aber Ihr wißt, Gott, der die Märtyrer liebt, läßt manchmal zu, daß auch die Unschuldigen verurteilt werden.«
    »Wärt Ihr verurteilt, wärt Ihr unschuldig und eine
    Märtyrerin«, erwiderte Feiton, »so hättet Ihr nur einen Grund mehr, um zu beten, und ich selbst will Euch mit meinen Gebeten beistehe n.«
    »Oh, Ihr seid ein Gerechter«, rief Mylady, sich zu seinen Füßen niederstürzend, »hört mich an, ich halte es nicht länger aus, denn ich fürchte, es wird mir an Kraft fehlen in dem Augenblick, da ich den Kampf bestehen und meinen Glauben bekennen muß. Hört also das Flehen einer Frau, die in Verzweiflung ist. Man täuscht Euch, aber darum handelt es sich nicht, ich bitte nur um eine Gnade, und wenn Ihr mir die gewährt, will ich Euch dafür in dieser und in der andern Welt segnen.«
    »Sprecht mit dem Herrn, Madame«, versetzte Feiton,
    »glücklicherweise obliegt es mir weder zu verzeihen, noch zu bestrafen, Gott hat diese Verantwortung einem Höheren als mir auferlegt.«
    »Nein, mit Euch, mit Euch allein will ich reden. Hört mich an, anstatt zu meinem Untergang, zu meiner Schmach mit
    beizutragen.« – »Wenn Ihr diese Schande verdient, wenn Ihr Euch diese Schmach selbst zuzuschreiben habt, so müßt Ihr sie ertragen und sie Gott zur Sühne darbringen.« – »Was sagt Ihr da! Oh, Ihr versteht mich nicht! Wenn ich von Schmach spreche, glaubt Ihr wohl, ich meine irgendeine Strafe, Gefängnis 191
    oder den Tod. Möchte es doch dem Himmel so gefallen! Was ist mir am Tod oder am Gefängnis gelegen!«
    »Ich verstehe Euch nicht mehr, Madame«, sagte Feiton. –
    »Oder Ihr stellt Euch wenigstens, als ob Ihr mich nicht verstündet«, antwortete die Gefangene mit einem Lächeln voller Zweifel. – »Nein, Madame, bei meiner Ehre als Soldat, bei meinem Glauben als Christ!«
    »Wie, Ihr kennt die Absichten Lord Winters in bezug auf mich nicht?« – »Ich kenne sie nic ht.« – »Unmöglich, Ihr, sein Vertrauter!« – »Ich lüge niemals, Madame.« – »Oh, er ist indessen zu wenig verschlossen, als daß man sie nicht erraten könnte.« – »Ich suche nichts zu erraten, Madame, ich warte ruhig, bis man mir etwas anvertraut, und außer dem, was Lord Winter mir in Eurer Gegenwart gesagt, hat er mir nichts anvertraut.«
    »So seid Ihr also nicht sein Mitschuldiger«, rief Mylady,
    »wißt also nicht, daß er mir eine Schmach zugedacht hat, der alle Strafen auf Erden an Schrecklichkeit nicht gleichkommen können?«
    »Ihr täuscht Euch, Madame«, sagte Feiton errötend, »Lord Winter ist eines solchen Verbrechens nicht fähig.« – »Gut«, sagte Mylady zu sich, »ohne zu wissen, was es ist, nennt er es ein Verbrechen.« Dann setzte sie laut hinzu: »Der Freund des Schändlichen ist zu

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