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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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allem fähig.« – »Wen nennt Ihr den Schändlichen?« fragte Feiton.
    »Gibt es in England etwa zwei Männer, die diesen Namen verdienen?« – »Ihr meint George Villiers?« versetzte Feiton, dessen Blicke sich entflammten. »Den die Heiden, die Ungläubigen Herzog von Buckingham nennen«, fuhr Mylady fort, »ich hätte es nicht geglaubt, daß es in ganz England einen Engländer gäbe, der einer so langen Erklärung bedürfe, um herauszubringen, wen ich meine.«
    »Der Herr hält seine Hand über ihm ausgestreckt«, sagte Feiton, »er wird der verdienten Strafe nicht entgehen.«

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    »O mein Gott, mein Gott!« rief Mylady, »wenn ich dich anflehe, diesem Mann die Strafe zu senden, die er verdient, so weißt du, daß ich damit nicht meine eigene Rache verfolge, sondern die Befreiung meines ganzen Volkes erflehe.«
    »Kennt Ihr ihn denn?« fragte Feiton.
    »Endlich fragt er mich«, sagte Mylady zu sich selbst, außer sich vor Freude darüber, diesen großen Erfolg so rasch erzielt zu haben. »Ob ich ihn kenne! O ja, zu meinem Unglück, zu meinem ewigen Unglück.« Und Mylady rang die Hände, als ob sie vom heftigsten Schmerz durchwühlt wäre.
    Feiton fühlte ohne Zweifel, daß seine Widerstandskraft ihn verließ, er tat daher einige Schritte gegen die Tür. Die Gefangene, die ihn nicht aus den Augen ließ, stürzte ihm nach und hielt ihn fest.
    »Mein Herr«, rief sie, »seid gütig, seid barmherzig, hört meine Bitte! Jenes Messer, das mir durch die verhängnisvolle Klugheit Lord Winters genommen worden ist, weil er weiß, welchen Gebrauch ich davon machen will – oh, hört mich bis ans Ende! –, gebt mir jenes Messer nur auf eine Minute wieder, aus Gnade, aus Mitleid. Ich umfasse Eure Knie. Ihr sollt sehen, denn Ihr könnt die Tür geschlossen lassen, daß ich nicht Euch nach dem Leben trachte. Mein Gott! Euch nach dem Leben trachten, Euch, dem einzigen gerechten, guten, mitleidigen Wesen, das ich hier getroffen habe! Laßt mir das Messer nur eine Minute, eine einzige Minute, und ich gebe es Euch durch das Gitterchen an der Tür zurück, nur eine Minute, und Ihr habt mir die Ehre gerettet!«
    »Ihr wollt Euch töten!« rief Feiton erschrocken und vergaß, seine Hände denen der Gefangenen zu entziehen, »Ihr wollt Euch umbringen.«
    »Ich habe mein Geheimnis verraten«, murmelte Mylady, indem sie die Stimme senkte und ganz niedergeschlagen auf den Boden fiel. »Er weiß alles! Mein Gott, ich bin verloren!« Feiton blieb unentschlossen stehen.

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    Man hörte draußen ein Geräusch. Mylady erkannte den Schritt Lord Winters. Feiton erkannte ihn ebenfalls und trat auf die Tür zu. Mylady stürzte zu ihm.
    »Oh, kein Wort«, sagte sie mit gepreßter Stimme, »zu diesem Mann kein Wort von allem, was ich Euch gesagt habe, oder ich bin verloren, und Ihr, Ihr …«
    Da die Schritte näher kamen, schwieg sie aus Furcht, man könnte ihre Stimme hören. Mit einer Gebärde grenzenlosen Schreckens legte sie ihre schöne Hand auf Feitons Mund.
    Feiton stieß Mylady sanft zurück, diese ließ sich in einen Lehnstuhl sinken.
    Lord Winter ging an der Tür vorbei, ohne stehenzubleiben, und man hörte, wie das Geräusch seiner Schritte sic h entfernte.
    Feiton blieb totenblaß einige Augenblicke lauschend stehen, dann, als das Geräusch vollständig erstorben war, atmete er auf wie ein Mensch, der aus einem Traum erwacht, und stürzte aus dem Gemach.
    »Ha«, sagte Mylady, als sie die Schritte Feitons sich in der entgegengesetzten Richtung von denen Lord Winters entfernen hörte, »endlich gehörst du also mir!«
    Dann aber fügte sie aufseufzend hinzu: »Wenn er mit Lord Winter darüber spricht, bin ich verloren, denn Lord Winter, der wohl weiß, daß ich mich nicht töten werde, wird mir vor ihm ein Messer in die Hand drücken, und dann wird er sehen, daß die ganze große Verzweiflung nur Komödie war.«
    Sie stellte sich vor ihren Spiegel und betrachtete sich. Nie war sie so schön gewesen.
    »O ja«, sagte sie lächelnd, »aber er wird nicht mit ihm sprechen.«
    Am Abend, als man Mylady das Essen brachte, erschien Lord Winter. »Mylord«, sagte Mylady zu ihm, »ist Eure Gegenwart eine unerläßliche Zugabe zu meiner Gefangenschaft, und könntet Ihr mir diesen Zuwachs an Qualen, den Eure Besuche 194
    verursachen, nicht ersparen?«
    »Wie, teure Schwägerin!« sagte Lord Winter, »habt Ihr mir nicht selbst mit diesem hübschen, heute für mich so grausamen Mund in gefühlvoller Weise erklärt, daß Ihr nur zu dem

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