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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Winter, indem er sich Mylady gegenüber auf einem Sessel niederließ und die Füße nachlässig gegen den Kamin ausstreckte, »es scheint, daß wir einen kleinen Glaubenswechsel vorgenommen haben.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« – »Ich will damit sagen, daß, seit wir uns das letztemal gesehen haben, wir eine andere Religion angenommen haben. Solltet Ihr etwa einen dritten, und zwar einen protestantischen Mann geheiratet haben?«
    »Erklärt Euch, Mylord«, versetzte die Gefangene
    majestätisch, denn ich muß Euch sagen, daß ich Eure Worte wohl vernehme, aber nicht verstehe.« – »Dann habt Ihr also überhaupt keine Religion mehr, das ist mir lieber«, erwiderte Lord Winter mit Hohnlächeln.
    »Es entspricht jedenfalls mehr Euren Grundsätzen«,
    entgegnete Mylady kühl. – »Oh, ich gestehe, daß mir das ganz und gar gleichgültig ist.« – »Nun, wenn Ihr diese religiöse Gleichgültigkeit auch nicht eingestehen würdet, Mylord, so würden doch Eure Ausschweifungen und Eure Verbrechen Zeugnis davon ablegen.«
    »Wie, Ihr sprecht von Ausschweifungen, Messalina, Lady Macbeth? Entweder habe ich das falsch verstanden oder Ihr seid, bei Gott, recht unverschämt.« – »Ihr sprecht so, weil Ihr wißt, daß man uns belauscht«, antwortete Mylady kalt, »und 185
    weil Ihr Eure Kerkermeister, Eure Henker gegen mich einnehmen wollt.«
    »Meine Kerkermeister! Meine Henker! Potztausend, Madame, Ihr schlagt ja einen ganz pathetischen Ton an, und die Komödie von gestern wird heute abend zur Tragödie. Nun, in acht Tagen werdet Ihr sein, wo Ihr hingehört, und meine Aufgabe ist beendigt.« – »Eine schändliche, eine ruchlose Aufgabe!« rief Mylady mit der Erregung des Opfers, das seinen Richter herausfordert. – »Ich glaube, bei meiner Ehre«, sagte Lord Winter, indem er sich erhob, »das Weib wird verrückt. Kommt, kommt, beruhigt Euch, Puritanerin, oder ich lasse Euch in den Kerker werfen. Bei Gott, mein spanischer Wein steigt Euch in den Kopf, nicht wahr? Aber Ihr könnt ganz unbesorgt sein, diese Trunkenheit ist nicht gefährlich und wird keine üblen Folgen haben.«
    Und Lord Winter zog sich zurück.
    Feiton stand in der Tat vor der Tür, und es war ihm nicht ein Wort von diesem ganzen Auftritt entgangen. Mylady hatte richtig geraten.
    Zwei Stunden verflossen. Dann wurde das Abendbrot
    gebracht, und man fand Mylady damit beschäftigt, ganz laut ihre Gebete zu sprechen, Gebete, die sie von einem alten Diener ihres zweiten Gatten, einem strengen Puritaner, gelernt hatte. Sie schien in Verzückung zu sein und nicht zu bemerken, was um sie her vorging. Feiton gab ein Zeichen, sie nicht zu stören, und als alles in Ordnung war, entfernte er sich geräuschlos mit den Soldaten.
    Mylady wußte, daß sie beobachtet werden konnte, sie setzte deshalb ihre Gebete bis zum Schluß fort. Es kam ihr vor, als ob der Soldat, der an ihrer Tür Wache stand, nicht mehr wie sonst hin und her ging, sondern lauschte.
    Für den Augenblick wollte sie nicht weitermachen, sie erhob sich wieder, setzte sich zu Tisch, aß ein wenig und trank nur Wasser.

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    Eine Stunde später kam man, um den Tisch wegzutragen; Mylady bemerkte jedoch, daß Feiton diesmal die Soldaten nicht begleitete.
    Er fürchtete sich also, sie zu häufig zu sehen.
    Um ihr Lächeln zu verbergen, kehrte sie sich der Wand zu, denn in diesem Lächeln lag so viel Siegeszuversicht, daß es allein schon sie hätte verraten können. Sie ließ noch eine halbe Stunde verstreichen, und da in diesem Augenblick in dem alten Schloß alles in tiefem Schweigen lag und man nur das ewige Rauschen der Brandung vernahm, so begann sie mit ihrer reinen, wohlklingenden und vibrierenden Stimme die erste Strophe dieses damals bei den Puritanern so beliebten Psalmes:
    »O Herr, Du hast Dich abgewandt, zu prüfen unsere Stärke, doch reicht uns Deine Vaterhand die Palme dann für unsre Werke.«
    Diese Verse waren keineswegs ausgezeichnet, aber wie man weiß, bildeten sich die Puritaner nie viel auf ihre Dichtkunst ein.
    Während sie sang, lauschte Mylady. Die Schildwache vor ihrer Tür war stehengeblieben, wie wenn sie in einen Stein verwandelt worden wäre. Mylady konnte darnach die Wirkung beurteilen, die sie hervorgebracht hatte.
    Dann setzte sie ihren Gesang mit unaussprechlicher Inbrunst und Empfindung fort, es war ihr, als ob die Töne sich in der Ferne unter den Gewölben ausbreiteten und wie durch eine n magischen Zauber die Herzen ihrer Kerkermeister erweichten.
    Es schien jedoch,

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