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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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berührt, einige Schritte in das Zimmer tat.
    »Wenn Ihr wirklich leidet, Madame«, sagte Feiton, »so wird man einen Arzt holen, täuscht Ihr uns, nun gut, dann um so 182
    schlimmer für Euch, wir aber werden uns wenigstens keinen Vorwurf zu machen haben.« Mylady antwortete nicht, sondern warf ihr schönes Haupt auf das Kissen zurück und brach in Tränen und Schluchzen aus.
    Feiton betrachtete sie einen Augenblick mit seiner gewohnten Unempfindlichkeit, dann, als er sah, daß der Anfall sich in die Länge zu ziehen drohte, verließ er das Zimmer. Die Frau folgte ihm. Lord Winter erschien nicht.
    »Ich glaube, ich fange an, klarzusehen«, murmelte Mylady mit wilder Freude, indem sie sich unter ihre Bettücher vergrub, um denen, die sie etwa beobachteten, diese Regung innerer Befriedigung zu verbergen. – So verflossen zwei Stunden.
    »Jetzt ist es Zeit, daß die Krankheit ein Ende nimmt«, sagte sie zu sich, »stehen wir auf und sehen wir zu, gleich heute irgendeinen Erfolg zu erringen. Ich habe nur zehn Tage vor mir, und heute abend werden schon zwei davon verflossen sein.«
    Als man am Morgen in Myladys Zimmer gekommen war,
    hatte man ihr Frühstück gebracht. Sie dachte nun, es könne nicht lange anstehen, bis man den Tisch wieder wegtrage, und bei dieser Gelegenheit würde sie Feiton wiedersehen.
    Mylady täuschte sich nicht, Feiton erschien wieder, und ohne darauf zu achten, ob Mylady das Essen berührt hatte oder nicht, gab er ein Zeichen, daß der Tisch, den man vollständig gedeckt gebracht hatte, aus dem Zimmer getragen werde.
    Feiton blieb allein zurück. Er hielt ein Buch in der Hand.
    Mylady, die in einem Sessel beim Kamin saß, schön, bleich und ergeben, glich einer heiligen Jungfrau, die ihrem Märtyrertum entgegensieht.
    Feiton näherte sich ihr und sprach: »Lord Winter, der ein Katholik ist, wie Ihr, Madame, glaubte, Ihr würdet die kirchlichen Gebräuche und Zeremonien Eurer Religion schmerzlich entbehren. Er erlaubt also, daß Ihr jeden Tag die gewöhnlichen Gebete Eurer Messe lest, und hier ist ein Buch, 183
    welches das Ritual enthält.«
    Bei der Miene, mit der Feiton das Buch auf das Tischchen legte, an dem Mylady saß, bei dem Ton, mit dem er die Worte
    »Eure Messe« aussprach, und dem verächtlichen Lächeln, womit er sie begleitete, hob Mylady den Kopf und schaute den Offizier aufmerksam an. An dem ernsten Schnitt des Haares und der einfachen Tracht erkannte sie einen von den finstern Puritanern, die sie sowohl am Hof des Königs Jakob wie am Hof des Königs von Frankreich häufig getroffen hatte, und vermöge einer raschen Eingebung, wie sie nur geniale Menschen in Augenblicken, die über Glück und Leben entscheiden, zu haben pflegen, erwiderte sie mit dem gleichen verächtlichen Ton, den sie von dem jungen Mann gehört hatte:
    »Ich, mein Herr? Meine Messe? Lord Winter, der verblendete Katholik, weiß recht gut, daß ich nicht seiner Religion angehöre, das ist nur eine Falle, die er mir stellen will.«
    »Und welcher Religion seid Ihr denn, Madame?« fragte Feiton mit einem Staunen, das er trotz seiner Selbstbeherrschung nicht ganz zu verbergen vermochte.
    »Ich werde es sagen!« rief Mylady mit geheuchelter
    Begeisterung, »wenn ich genug für meine Religion gelitten habe.«
    Der Blick Feitons enthüllte vor Mylady die unbegrenzten Möglichkeiten, die sich durch dieses einzige Wort eröffnet hatten. Doch blieb er stumm und unbeweglich, nur sein Blick hatte gesprochen.
    »Ich bin in den Händen meiner Feinde«, fuhr sie in jenem Ton der Begeisterung fort, von dem sie wußte, daß er den Puritanern eigen war. »Gott mag mich retten, oder ich mag für meinen Gott untergehen! Das ist die Antwort, die ich Euch Lord Winter zu überbringen bitte. Und dies«, fügte sie hinzu und deutete mit der Fingerspitze auf das Gebetbuch, ohne es jedoch zu berühren, als würde sie sich durch eine solche Berührung beflecken, »dies könnt Ihr zurückbringen oder gebraucht es für Euch selbst; denn 184
    Ihr seid ohne Zweifel ein doppelter Mitschuldiger von Lord Winter, mitschuldig bei seiner Verfolgung wie bei seiner Ketzerei.«
    Feiton antwortete nicht. Er nahm das Buch mit demselben Gefühl des Widerwillens, das er bereits gezeigt hatte, und entfernte sich nachdenklich.
    Lord Winter kam gegen fünf Uhr abends. Mylady hatte während des ganzen Tages Zeit gehabt, ihren Plan genau zu überdenken, und sie empfing ihn als eine Frau, die sich schon wieder im Vorteil fühlt.
    »Es scheint«, sagte Lord

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