Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Zeit; denn er war fest entschlossen, den Kampf mit Buckingham um die Gunst Henriettens bis aufs äußerste auszufechten, und sollte er sich darüber ruinieren. Buckingham war aus diesem Grunde ebenfalls nicht zu sprechen; er verschwendete ein Vermögen, um so prunkvoll wie möglich aufzutreten und alle andern Kavaliere in den Schatten zu stellen. Da Bragelonne nun gar nicht wußte, was er mit seiner Zeit beginnen sollte, so schrieb er an Fräulein von Lavallière. Er schrieb ihr Briefe, erhielt aber keine Antwort.
Da meldete eines Morgens sein Diener »Herrn von Malicorne« an. »Soll warten,« versetzte Rudolf mürrisch. »Was will der Kerl von mir?« – »Der Herr kommt aus Blois,« antwortete der Diener. – »O, dann laß ihn gleich herein!« rief der Vicomte. – Malicorne, wie ein echter und rechter Kavalier von vornehmstem Geblüt aufgeputzt, trat herein, grüßte anmutig und begann: »Herr Graf von Bragelonne, ich habe Grüße von einer Dame zu überbringen.« – Rudolf errötete. – »Von einer Dame aus Blois?« fragte er. – »Ja, Herr Vicomte, von Fräulein Aure von Montalais.« – »Ah so, jetzt besinne ich mich,« rief Rudolf. »Was wünscht das Fräulein von mir?« – Malicorne zog vier Briefe aus der Tasche und gab sie dem Grafen. – »Meine Briefe!« rief dieser erblassend. »Und noch nicht geöffnet!« – »Herr Vicomte, sie haben die Person, an die sie gerichtet sind, nicht mehr in Blois erreicht. Fräulein von Montalais, die Ihre Schrift und Ihr Siegel erkannt hat, schickt sie Ihnen zurück.« – »Sehr liebenswürdig,« sagte Rudolf, »das war Fräulein Aure ja immer. Also ist Fräulein von Lavallière nicht mehr in Blois? Wo ist siedenn? In Paris?« – »Vielleicht sagt Ihnen dieser Brief das Nähere,« antwortete Malicorne, ein zweites Päckchen hervorziehend. – Rudolf erbrach das Siegel. Das Schreiben war von der Montalais und lautete: »Wenn Sie Fräulein Luise wiedersehen wollen, so seien Sie am Tage der Vermählungsfeier im Palais-Royal zu Paris.« – »Was bedeutet das?« rief der Vicomte. »Können Sie es mir sagen, Herr Malicorne?« – »Ich weiß nicht,« antwortete dieser mit diskretem Lächeln. »Fräulein von Montalais hat mir's streng verboten. Ich möchte Sie um eine Gefälligkeit bitten, Herr Graf.« – »Zum Lohn für diese Botschaft?« – »Ganz recht. Ich möchte gern die Vermählungsfeier sehen und habe keine Einlaßkarte. Könnten Sie mir eine verschaffen?« – »Sehr gern.«
So kam es, daß man am Tage der Vermählungsfeier, die in Gegenwart einer Anzahl streng ausgesuchter Höflinge stattfand, das bescheidene Antlitz des Herrn Malicorne darunter erblickte, sehr zur Verwunderung des Fräulein von Montalais, deren neugierige Augen jeden einzelnen der Anwesenden aufmerksam musterten.
Graf Guiche hatte sein prächtigstes Gewand angelegt, doch stand der schwermütige Ausdruck seines Gesichts im Widerspruch dazu; das gleiche konnte man von Buckingham sagen, der blaß wie ein Toter war. Der Prinz von Condé betrachtete mit Befremden diese beiden Bilder der Trostlosigkeit, die wie regungslose Säulen zu beiden Seiten der Kapelle standen.
Nach beendeter Trauung begaben sich der König und die Königin in den Prunksaal, wo sie sich Madame und ihr Gefolge vorstellen ließen. Man bemerkte, daß der König von der Schönheit seiner Schwägerin sehr angenehmüberrascht war und ihr herzliche Komplimente sagte. Man bemerkte auch, daß Anna von Oesterreich einen langen träumerischen Blick auf den Herzog von Buckingham warf, worauf sie zu Frau von Motteville sagte: »Finden Sie Aehnlichkeit mit seinem Vater?« – Man bemerkte endlich, daß Monsieur seine Augen unstet umherschweifen ließ und sich nicht glücklich zu fühlen schien.
Eine Anzahl von jungen Mädchen trat nun in den Saal, geführt von Frau von Noailles, und jeder Kenner von Frauenschönheit mußte die Auswahl bewundern, die man unter den jugendfrischsten Aristokratinnen Frankreichs getroffen hatte. Die Vorstellung der Ehrendamen begann mit einer jungen Blondine von 21 Jahren. »Fräulein von Tonnay-Charente,« sagte die alte Frau von Noailles zu Monsieur. – »Diese scheint ganz passabel zu sein,« flüsterte Prinz von Condé Rudolf zu. »Ich bin neugierig, ob man geschmackvoll gewählt hat. Sehen Sie da! Schon wieder eine Schönheit.«
Frau von Noailles stellte vor: »Fräulein Aure von Montalais!« – Rudolfs Blick richtete sich auf die nächste Dame. »Großer Gott!« klang es leise von seinen
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