Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
des Balletts würde verloren gehen, wenn der Tanz des Frühlingsboten fehlen müßte. Ich wollte nicht, daß der Erfolg der von Eurer Majestät so glücklich entworfenen Aufführung durch meine Schuld vereitelt würde; deshalb verließ ich meine Güter und eilte hierher.«
»Ohne meine Aufforderung?« sprach der König; doch in einem Tone, der erkennen ließ, daß die wohlgesetzte Schmeichelei des Grafen ihn ebenso erfreute wie sein kühnes Handeln. »Gut! Tanzen Sie, das weitere werden wir nachher sehen.«
Die Musik intonierte die Takte, und der Frühlingsbote zeigte sich dem Publikum, von Händeklatschen empfangen. Doch das galt ihm gleich – sein Blick haftete an der Göttin des Balletts, und ihr Auge schien zu sprechen: »Bravo, Herr Graf! Und da man einmal eifersüchtig ist, so kann der Argwohn getrost auch noch auf Sie fallen. Wer gegen zwei Nebenbuhler mißtrauisch ist, hat eigentlich gar kein Mißtrauen.«
Das Ballett nahm seinen Fortgang.
Als die Aufführung beendet war und die vornehme Gesellschaft sich zerstreute, um in einzelnen Gruppen über das Gesehene und Geschehene zu plaudern, fanden sich zu einer dieser Gruppen die drei Freundinnen Montalais, Tonnay-Charente und Lavallière zusammen. Ihr Dienst war beendet, und sie konnten ein paar Stunden ungestört im Garten lustwandeln.
»Nun, wie hat das alles euch gefallen?« rief die Montalais, deren Wangen noch rosig erglühten. – »Mir gar nicht,« antwortete die Lavallière. – »Ach, du bist unausstehlich,« rief Fräulein Aure. »Ich bin hierhergekommen, um zu scherzen, und du steckst gleich wiederdein Nonnenantlitz auf.« – »Ich habe auch keine Lust, ernst zu sein,« sagte die Tonnay-Charente. »Es ist lustig gewesen, die ganze Geschichte mit dem König und dem Grafen von Guiche. Ich könnte ihn lieben! Sie nicht, Fräulein Luise?« – »Das gehört ja gar nicht hierher,« antwortete Luise. »Wir haben uns vorgenommen, diese Nacht in angenehmer Weise zuzubringen, ohne von Sicherheitswachen oder männlicher Begleitung behelligt zu sein. Das Wetter ist prachtvoll, und der Mond umspinnt die Baumwipfel mit Silberduft. Da ist es eine Freude, in Freiheit zu lustwandeln. Kommen Sie dort unter die hohen Bäume.« – »Ja, ehe wir gestört werden,« sagte die Tonnay-Charente, »denn vom Schlosse her kommen schon Lichter. Wahrscheinlich wollen sich noch andere die schöne Nacht in gleicher Weise zunutze machen.«
Sie hoben mit zierlichem Anstande ihre langen seidenen Kleider und eilten leichten Schrittes über den Rasen hin, bis sie im Schatten der dichten Gebüsche angelangt waren. Hier war es still und einsam, und nur leise klang das Summen der vorm Schlosse sich vergnügenden Menge, klangen die Töne der noch immer spielenden Musikanten herüber.
Die drei Mädchen gingen langsam und nicht ohne Scheu durch das Dunkel des Waldes, bis sie einen hohen Baum, die sogenannte Königseiche, erreicht hatten, wo aufgehäuftes Moos eine rohe Bank bildete, deren Lehne der gewaltige Stamm des Baumes selbst abgab.
»Wie schön ist es,« begann die Montalais, »daß man mal ein paar ganz freie Stunden hat! Daß man mal ganz offen und alles Zwanges ledig miteinander schwatzen kann!« – »Ja,« sagte die Tonnay-Charente,»so prunkvoll ein Königshof auch ist, hinter jeder Sammetfalte steckt doch eine Lüge.« – »Ich lüge nie,« sprach die Lavallière, »wenn ich nicht die Wahrheit sagen kann, so schweige ich.« – »Dann werden Sie nicht lange in Gunst sein, liebe Luise,« sagte die Montalais. »Denn hier ist es nicht wie in Blois, wo wir die alte Herzogin getrost mal auslachen durften.« – »Sie werden sich hoffentlich hier wohler fühlen,« sagte die Tonnay-Charente. »Wir haben hier doch eine Fülle von angenehmen Kavalieren, mit denen man über die gewagtesten Dinge geschmackvoll plaudern kann.«
»Was ist das für ein Geräusch?« fragte die Lavallière, erschreckend. – »Vermutlich ein Reh, das durchs Gebüsch streicht,« antwortete die Montalais sorglos. – »Wenn es nur nicht ein Mann war!« flüsterte die Tonnay-Charente. – »Ach gehen Sie, Athenais,« versetzte Fräulein Aure. »Das wäre Ihnen ja doch viel lieber. Zum Beispiel Herr von Montespan –« –»Ich finde den Grafen von Guiche schöner,« meinte Athenais. – »O, sprechen Sie nicht von dem armen Grafen,« sagte Luise. »Er kann mir leid tun. Madame macht sich ein Vergnügen, ihn zu quälen. Sie weiß nicht, was Liebe ist. Sie spielt mit diesem Gefühl, wie ein Kind mit dem
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