Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
ankleidete, waren mir Hosen und Wams zuweit geworden. Stellen Sie sich mein Entsetzen vor!«
»Inzwischen hat sich dieser Schaden wieder ausgeglichen, wie ich sehe,« sagte der Chevalier. »Sie amüsieren sich jedenfalls in Gesellschaft unsers Freundes Aramis hier ausgezeichnet.« – »Aramis ist nicht hier, sondern in Fontainebleau,« entgegnete du Vallon. – »Aramis in Fontainebleau? Dort ist ja Fouquet auch.Armer Porthos,« sagte der Gaskogner, »dort wird niemand an Sie denken, denn man hat in Fontainebleau jetzt nur für Tanzmusik und Gelage Sinn. Aramis, lassen Sie sich das sagen, will die Früchte Ihrer Arbeit allein einheimsen. Er gibt sich als Ingenieur von Belle-Ile aus und sagt, Sie seien dort weiter nichts gewesen als Handwerker, als Maurermeister, als Taglöhner. Aber ich will ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ich selbst werde Sie jetzt dem König vorstellen. Ich bin bei Hofe noch besser gelitten als Aramis, ja ich bin der vertraute Freund des Königs. Kommen Sie mit!«
»Aber Aramis wird mir böse sein –« – »Bah, ob Sie von ihm oder von mir vorgestellt werden, das ist doch gleichgültig. Hauptsache ist, daß Sie Ihren Zweck erreichen.« – »Ja, aber was wird Fouquet sagen, wenn ich sein Haus verlasse?« – »Sind Sie denn Gefangener, daß Sie gar nicht ausgehen?« – »Das nicht, aber ich hatte Herrn Fouquet versprochen, nicht ohne sein Einvernehmen sein Haus zu verlassen.« – »Nun, wechseln Sie nicht Briefe mit Aramis?« fragte d'Artagnan. – »Ja, ich schicke ihm Briefe.« – »Weshalb wollen Sie sie ihm nicht mal persönlich überbringen? Haben Sie jetzt solche Briefe?« – »Eben habe ich einen bekommen. Ich weiß nicht, ob er von Bedeutung ist, denn ich lese das Zeug nicht.« – »Nun, so haben Sie ja gleich eine Gelegenheit. Fahren Sie nach Fontainebleau, geben Sie Aramis den Wisch, und da der König in Fontainebleau ist, so werde ich Sie vorstellen.«
»Doch das Versprechen, das ich Fouquet gegeben?« wandte der Baron ein. – »Was denn? Fouquet ist ebenfalls in Fontainebleau, und Sie werden Ihr Versprechen,sich nicht aus dem Hause zu entfernen, ohne es ihm mitzuteilen, dadurch erfüllen, daß Sie vor ihn hintreten mit den Worten: Herr Fouquet, ich habe die Ehre, Ihnen bekannt zu geben, daß ich Saint-Mandé verlassen habe.« – »Und wenn er mich beim König sieht,« setzte Porthos hinzu, sich in die Brust werfend, »dann wird er mir keine Vorwürfe zu machen wagen.«
»Das wollte ich eben auch sagen, Porthos,« sagte d'Artagnan. »Aber Ihr Scharfsinn kommt mir in allem zuvor. Sie sind eben eine reich begabte Natur, an der die Jahre spurlos vorübergegangen sind. Es bleibt also dabei, Sie kommen mit nach Fontainebleau.«
»Es trifft sich gut, Fouquet hat mir zwei Pferde geschenkt,« sagte Porthos. – »Die lassen Sie lieber hier,« antwortete der Gaskogner. »Es ist vielleicht für später besser, Sie nehmen keine Geschenke von dem Oberintendanten an.« – Porthos ließ den Kopf hängen. »Lieber Freund,« sagte er, »das klingt, als wenn Politik im Spiele wäre, und Sie wissen, von der Politik lasse ich die Finger. Ich fürchte mich so sehr vor ihr, daß ich dann lieber doch nach Pierrefonds zurückkehre.«
»Sie würden recht haben, wenn es der Fall wäre,« versetzte d'Artagnan, »aber bei mir, lieber Porthos, ist von Politik nicht die Rede. Wer sich mit mir einläßt, erhält immer klaren Wein eingeschenkt. Sie haben an der Befestigung von Belle-Ile gearbeitet, der König wünscht den Baumeister kennen zu lernen, Sie sind bescheiden wie alle wahrhaft großen Männer, Aramis will Sie nicht vorstellen, um Ihr Licht unter den Scheffel zu stellen; also führe ich Sie beim König ein, damit Sie belohnt werden: das ist meine Politik.« – »Das kanndie meinige auch sein,« antwortete Porthos mit Handschlag.
Als d'Artagnan mit seinem Freunde Fouquets Haus verließ, dachte er bei sich: »Porthos war Aramis' Gefangener; wir werden sehen, wie man seine Befreiung aufnimmt.«
Sie begaben sich zu Fuß in die Lombardstraße, und d'Artagnan führte den alten Waffenbruder zu Planchet, dem ehemaligen Kriegsgefährten. Der Handelsmann hatte noch dasselbe Herz wie früher; obgleich er nur noch inmitten von Waren lebte, war er dennoch keine Krämerseele geworden; trotz des herannahenden Alters hatte sein Gemüt sich jugendliche Frische bewahrt. Er empfing den Baron mit großer Herzlichkeit, obwohl er von seiner Seite für seine Warenvorräte viel zu fürchten hatte.
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