Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
sein. Und nachdem Eminenz soviel für Ihren Ruhm getan,sollten Sie auch etwas für Ihren Nachruhm tun.« – »Sie haben recht, Colbert,« antwortete Mazarin. »Aber wenn nun der König doch annimmt?« – »Dann bleiben Ihren Verwandten immer noch 13 Millionen, und das ist eine hübsche, runde Summe. Allein Sie sollten nicht die Annahme, sondern vielmehr die Ablehnung fürchten.« – »Wenn er ablehnt, so stelle ich ihm diese 13 Millionen sicher – ja, ganz bestimmt. Die Schmerzen kehren wieder. O, wirklich, Colbert, ich bin dem Ende nahe.«
Mazarin war wirklich schwerkrank; kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn. Bernouin, der Kammerdiener, und Guénaud, der Arzt, wurden wieder an das Lager gerufen, und unter den Händen des letzteren ließen die heftigen Symptome etwas nach. Als der Kardinal wieder allein war mit Colbert, nahm er das Thema von neuem auf. – »Ich will es wagen, Colbert,« flüsterte er, sich aufraffend. »Glauben Sie Ihrer Sache sicher zu sein?« – Colbert antwortete ruhig: »Schreiben Sie eine Schenkung folgenden Inhalts: Im Begriff, vor Gott zu treten, bitte ich den König, der mein Herr auf Erden war, die irdischen Güter zurückzunehmen, die seine Huld mir beschert hat. Meine Angehörigen werden nichts dagegen einzuwenden haben, daß das Vermögen in so erlauchte Hände falle. Das genaue Verzeichnis meiner Besitztümer liegt bereit und wird Eurer Majestät ausgeliefert werden, sobald ich den letzten Seufzer getan habe. Euer treu ergebener Diener Julius von Mazarin.« – Mit zitternder Hand setzte der Kardinal seinen Namen darunter.
Die Kunde von seinem hoffnungslosen Zustande hatte sich im Louvre, wo der König zur Zeit mit dem gesamtenHof weilte, sehr rasch verbreitet. Ludwig XIV. wartete mit Spannung des weiteren Verlaufes. Starb der Kardinal, so war ja für ihn der Tag der Freiheit gekommen, der Tag, da er in Wahrheit König wurde, da er nicht mehr nur das Mäntelchen des Regenten tragen sollte, ohne seine Macht zu besitzen. Anna von Oesterreich, seine Mutter, betrachtete ihn gedankenvoll, aber es waren andere Erwägungen, denen sie nachhing. – »Du scheinst traurig zu sein, Ludwig,« sprach sie zu ihm, während er unruhig auf und ab schritt. »Machst du dir vielleicht Gedanken darüber, daß es uns an Geld fehlt? Wisse, alle Leute, die in deinem Lande reich sind, besitzen ihren Reichtum nur durch deine Güte. Der Herr verleiht ihnen überdies die Erdengüter nur auf kurze Zeit, und niemand,« setzte sie mit besonderer Betonung hinzu, »kann sie mit ins Grab nehmen. Ein junges Geschlecht erntet die Früchte der Alten.« – »Man sollte wirklich glauben,« sagte Ludwig XIV. und sah seine Mutter forschend an, »Sie hätten mir noch mehr zu sagen.« – »Nichts, mein Sohn, als daß der Kardinal sehr krank ist,« antwortete Anna. – »Ich denke, er wird sich noch einmal erholen,« sagte Ludwig seufzend.
Er hatte diese Worte kaum gesprochen, als ein Türhüter den Vorhang aufhob. – »Eine Botschaft von Seiner Eminenz!« rief er und reichte dem König ein Schreiben. Im selben Augenblick, wo Ludwig es öffnete, um es zu lesen, trat Fouquet, der Schatzmeister, herein.
»Sie auch hier, Fouquet?« wandte Ludwig sich wohlwollend an ihn. »Hat die Kunde von der Krankheit des Ministers Sie hergerufen?« – »Ja, Majestät. Ich war vor anderthalb Stunden noch auf meinem Gute in Vaux und bin aufs schnellste hergeeilt.« – »Wie ist das möglich?In anderthalb Stunden von Vaux nach Paris?« rief der König, der wohl seinen Zorn, aber nicht sein Erstaunen zu bemeistern verstand. – »Eure Majestät bezweifeln, was ich sage, und mit Recht,« erwiderte der Höfling. »Des Rätsels Lösung sind aber sechs Pferde erster Klasse, die ich aus England erhalten habe, die besten Renner unseres Zeitalters. Ich habe sie heute abend probiert, und sie haben die Probe glänzend bestanden. Eure Majestät werden Gelegenheit haben, sich selbst von der seltnen Güte dieser Pferde zu überzeugen; denn sie sind nur für einen königlichen Marstall geschaffen und warten nur auf einen Wink Eurer Majestät, um in Höchstdero Marstall eingereiht zu werden.« – Fouquet verneigte sich. Der König sah betroffen auf.
»Sie wissen doch, Herr Fouquet,« warf die Königin-Mutter ein, »es ist am französischen Hofe nicht Sitte, daß ein Untertan seinem König Geschenke macht.« – »Ich hoffe,« versetzte der Oberintendant der Finanzen verlegen, »meine grenzenlose Ergebenheit und mein sehnlicher Wunsch, meinem
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