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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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»nicht vor einem Sterbenden, sondern vor einem Genesenden zu stehen.« – Mazarin schüttelte den Kopf. »Es ist der letzte Besuch,« sagte er, »den Majestät mir heute abstatten.« – Anna von Oesterreich konnte ein paar Tränen nicht unterdrücken, selbst Ludwig war tiefbewegt; Mazarin verzehrte sich in Ungeduld. Wieder folgte eine lange Pause. Dann sagte Ludwig: »Ich bin Eurer Eminenz großen Dank schuldig.« – Der Kardinal heftete einen erlöschenden Blick auf den König. »Um Ihnen vor allem meinen Dank abzustatten für den letzten Freundschaftsbeweis, den Sie mir gegeben haben, das ist der Hauptzweck meines Kommens,« fuhr Ludwig fort. – Mazarin keuchte; seine zitternden Lippen taten sich auf. »Majestät,« sagte er tonlos, »ich habe meine Verwandten zu Bettlern gemacht, aber ich wollte alles meinem König opfern.« – »Sie verstehen mich falsch, Kardinal,« antwortete der König sehr ernst. »Ihre Verwandten sollen nicht in Armut gestürzt werden – niemand soll um das Seine kommen.« – Mazarin stutzte; seine Zweifel erreichten den Höhepunkt; auch die Königin-Mutter stutzte; sie hob das in Tränen gebadete Gesicht. »Will der König etwa den Großmütigen spielen?« dachte sie. »Seien Sie ohne, Sorge, Kardinal,« beeilte sie sich zu bemerken, »wir werden uns Ihrer Verwandten annehmen. Ihre Nichten sollen wie meineeigenen Kinder gehalten werden, Ihre Freunde sollen auch die unseren sein.« – »Blauer Dunst!« dachte der Sterbende, der es ja am besten wußte, wie wenig auf die Versprechungen von Königen zu geben war.
    Ludwig mochte diesen Gedanken in den Augen des Kardinals lesen. »Beruhigen Sie sich,« sagte er mit einem halb traurigen, halb spöttischen Lächeln, »die Fräulein von Mancini werden nicht um ihr Erbe kommen; ich gebe Ihnen Ihre Schenkung zurück.« Und er überreichte Mazarin das Dokument. Hinter den Vorhängen hörte man einen Laut, der einem triumphierenden Ausruf glich. Die Königin-Mutter sprang fast entsetzt vom Stuhl auf und starrte ihren Sohn fassungslos an. Mazarin wühlte mit den Fingern in der Bettdecke.
    »Ja, Königliche Hoheit,« wendete Ludwig sich an seine Mutter und zerriß die Urkunde, die Mazarin noch nicht an sich genommen hatte, »ich vernichte diese Schenkung, durch die eine ganze Familie beraubt worden wäre. Das Vermögen, das Seine Eminenz in meinen Diensten erworben hat, gehört ihm allein.« – »Aber du hast keine 10 000 Taler in deiner Schatulle!« rief Anna von Oesterreich. – »Ich habe eben meine erste königliche Tat vollbracht,« versetzte Ludwig. »Ich hoffe mit ihr meine Regierung einzuweihen.« – »Nun, dann glückauf!« rief Anna und lief hinaus.
    »Der Himmel segne Eure Majestät für diese Großmut!« rief Mazarin, der inzwischen die Fetzen des Dokuments untersucht hatte, bis er das Stück mit seinem Namenszug gefunden, an welchem er zu seiner Beruhigung erkannte, daß er seine Originalniederschrift und nicht etwa eine Kopie vor sich hatte. »Was Majestät hier getan haben, übertrifft alles, was von den edelsten Männerndes Altertums gerühmt wird. Nun, ich will in meiner letzten Stunde, Majestät, Ihnen etwas geben, das ein Ersatz für diese 40 Millionen sein soll, ja, das mehr wert sein wird als sie. Ich will Ihnen einen guten Rat geben. Treten Sie dicht an mein Bett heran, Sire, und hören Sie!« Und die Stimme zu einem fast unhörbaren Geflüster dämpfend, sprach er: »Majestät, nehmen Sie nie wieder einen Premierminister.« – Ludwig richtete sich erstaunt auf; denn diese Worte waren nicht nur ein Rat, sondern ein Bekenntnis. Das Vermächtnis, das Mazarin dem jungen König hinterließ, bestand nur aus sieben Worten; aber Mazarin hatte recht, diese sieben Worte waren mehr wert als 40 Millionen.
    Ludwig war für den Augenblick bestürzt. Mazarin, von seiner größten Sorge befreit, hatte seine Ruhe wiedergewonnen. »Und haben Sie mir jemand zu empfehlen, der mir einigen Ersatz für den Verlust Ihrer Person bieten könnte?« fragte Ludwig. – »Ja, Majestät, einen verständigen, tüchtigen und zuverlässigen Mann.« – »Sein Name?« – »Colbert,« antwortete Mazarin. »Und nun leben Sie wohl, Sire. Ich bin müde und habe noch einen beschwerlichen Weg vor mir, ehe ich vor meinem neuen Herrn erscheine.« – Mit Tränen in den Augen neigte Ludwig sich einen Augenblick über das Bett des Sterbenden, dann verließ er schnell das Zimmer.
    Vierundzwanzig Stunden waren verflossen, Ludwig saß unruhig und erwartungsvoll in

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