Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
heißersehnte Ziel erreichen. Er hatte das Patent zu einer Hofstelle in der Tasche, es kostete dem Prinzen nur einen Federstrich, so war Malicornes Sehnsucht erfüllt.
Als Malicorne in Orléans eintraf, erfuhr er, daß der Graf von Guiche bereits nach Paris abgereist sei. Malicorne ruhte zwei Stunden und reiste dann weiter. Er kam in der Nacht zu Paris an und begab sich am andern Morgen zeitig in das Palais Grammont. Es wardie höchste Zeit, denn der Graf wollte eben fort, um sich von Monsieur, dem Bruder des Königs, zu verabschieden, ehe er nach Havre reiste, wo die Blüte des französischen Adels Madame, die Braut Philipps, bei ihrer Ankunft aus England empfangen und nach Paris geleiten sollte. Malicorne berief sich auf seinen Freund Manicamp und wurde sogleich vorgelassen. Der Graf von Guiche stand im Schloßhofe und sah zu, wie seine Stallburschen und Kutscher Pferde und Wagen reisefertig machten. – »Manicamp?« rief der Graf. »Er ist willkommen! Her mit ihm!«
Malicorne trat näher. »Verzeihung, gnädigster Herr,« sagte er geschmeichelt, »es ist nur ein Abgesandter von ihm.« – »Warum kommt er denn nicht selbst?« fragte der Graf. »Er hat wohl wieder kein Geld? Was macht er denn mit dem vielen Gelde?« – Malicorne zuckte die Achseln. – »Also wird er wohl nicht mit nach Havre kommen?« fragte von Guiche weiter. »Das ist arg – alle Welt reist hin. Wo steckt er denn? Noch in Orléans? Und Sie, mein Herr,« fuhr er fort, Malicornes Rock betrachtend, »scheinen übrigens ein Mann von Geschmack zu sein; mit wem habe ich denn eigentlich die Ehre?« – »Ich heiße Malicorne.« – »Sie tragen im einen wunderschönen Rock, so fein wird in der Provinz nicht zugeschnitten.« – »Der Rock kommt allerdings direkt aus Paris, Herr Graf.« – »Das dachte ich mir – man sieht es gleich. Also was schreibt mir Manicamp?« fragte von Guiche, den Brief lesend. »Wie? Er will noch eine zweite Dame zum Ehrenfräulein machen? Wer war denn gleich das erste?« – »Fräulein von Montalais,« antwortete Malicorne. »Ein sehr hübsches Ehrenfräulein.« – »Ah, Sie kennen sie, Herr von Malicorne?«– »Sie ist meine Braut – das heißt, wir sind so gut wie verlobt,« sagte der junge Mann lächelnd. – »So, so?« versetzte der Graf. »Gratuliere vielmals. Und wer soll das zweite Ehrenfräulein sein?« – »Fräulein von Labaume-Leblanc und von Lavallière.« – »Mir nicht bekannt,« sagte Guiche. »Na, wollen mit Monsieur darüber reden. Adelig ist das Fräulein doch?« – »Aus sehr gutem Hause. Sie ist Ehrenfräulein der verwitweten Herzogin.« – »Schön. Wollen Sie mich zu Monsieur begleiten?« – »Gewiß, wenn Sie mir diese Ehre erweisen wollen. Doch,« setzte er hinzu, als er sah, das Graf Guiche den Brief Manicamps in die Tasche steckte, »Sie haben noch nicht alles gelesen, gnädigster Herr. Es waren zwei Billette in dem Umschlag.« – »So?« antwortete der Graf. »Dann müssen wir noch einmal nachlesen. In der Tat.« Und er entfaltete das Papier. »Aha! Eine Anweisung auf eine Stelle in der Hofhaltung Monsieurs. Manicamp ist unersättlich. Scheint damit geradezu Schacher zu treiben.« – »Nein, Herr Graf, er will ein Geschenk damit machen.« – »Wem?« – »Mir,« sagte Malicorne. – »Haha! Sie müssen ein ganz ausgezeichneter Mensch sein und viele wertvollen Eigenschaften haben, daß Manicamp, dieser Egoist, Ihnen etwas schenken will. Aber nein, seien Sie aufrichtig, er macht es doch wohl nicht ganz umsonst. Ich erinnere mich übrigens, daß es in Orléans einen Mann, namens Malicorne gibt, der dem Prinzen von Condé Geld leiht. – »Das ist mein Vater, Herr Graf.« – »Der Prinz hat den Vater, und Manicamp, der gierige, hat den Sohn. Nehmen Sie sich in acht, er saugt Sie aus bis aufs Blut.« – »Der Unterschied ist nur, ich leihe ihm Geld ohne Zinsen.« – »Da sind Sie ja sozusagenein Heiliger. Na, Sie sollen die Stelle erhalten, so wahr ich ein Graf Guiche bin.« Er schritt zur Türe und winkte Malicorne, ihm zu folgen.
Ein junger Mann trat herein, ein Kavalier von etwa 25 Jahren, mit blassem Gesicht, braunen Locken und stechenden Augen. – »Guten Morgen!« rief er dem Grafen zu. – »Sie hier, von Wardes?« rief Graf Guiche. »Reisefertig, wie ich sehe. Morgen wird kein vernünftiger Mensch mehr in Paris sein. Gestatten Sie, Herr Malicorne – Herr von Wardes.« Die beiden verneigten sich, und der Graf fuhr fort: »Sagen Sie mal, von Wardes, Sie wissen doch genau,
Weitere Kostenlose Bücher