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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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d'Artagnan die Treppe hinauf und ließ den Wirt beruhigter zurücküber die zwei Punkte, auf die er viel zu halten schien, nämlich über seine Schuldforderung und sein Leben.
    D'Artagnan pochte an die Tür Nr. 1 und trat auf den Ruf: »Herein!« in das Zimmer. Porthos lag im Bett und spielte mit Mousqueton zur Unterhaltung eine Partie Landsknecht, indes sich ein Spieß mit Rebhühnern am Feuer drehte, und in jeder Ecke eines großen Kamins auf zwei Bratpfannen zwei Kasserollen prasselten, woraus der doppelte Wohlgeruch von Gibelotte und Matelote erquicklich duftete. Überdies waren ein Schreibkasten und eine Marmorplatte mit leeren Flaschen bedeckt. Porthos erhob ein lautes Gejubel, als er seinen Freund erblickte. Mousqueton stand ehrerbietig auf, trat ihm seinen Platz ab und ging zu den Bratpfannen, um einen Blick in die Kasserolle zu werfen, die er überwachen zu müssen schien, »Ha, bei Gott! Ihr seid es,« rief Porthos zu d'Artagnan. »Seid willkommen und entschuldigt mich, daß ich Euch nicht entgegengehe. Doch–« fügte er hinzu und blickte d'Artagnan mit einer gewissen Unruhe an– »wisset Ihr wohl, was mir begegnet ist?«
    »Nein.«
    »Hat Euch der Wirt nicht gesagt?«
    »Ich habe bloß nach Euch gefragt und bin heraufgestiegen.« Porthos schien leichter zu atmen. »Was ist Euch also begegnet, lieber Porthos,« fuhr d'Artagnan fort.
    »Als ich wider meinen Gegner focht, und ihm schon drei Degenstiche beibrachte und ihn mit dem vierten in den Grund bohren wollte, stieß ich mit dem Fuß auf einen Stein und verrenkte mir das Knie.«
    »Wirklich?«
    »Auf Ehre. Das rettete den Elenden, denn ich hätte ihn tot auf dem Platz gelassen, das kann ich versichern.«
    »Und was ist aus ihm geworden?«
    »O, das weiß ich nicht; ich hatte genug und ging fort, ohne seinen Garaus zu verlangen; doch Ihr, lieber d'Artagnan, was ist Euch begegnet?«
    »Nun, lieber Porthos,« fuhr d'Artagnan fort, »so ist es diese Verrenkung, die Euch an das Bett fesselt?«
    »Ach, mein Gott! ja, weiter nichts; übrigens bin ich in wenigen Tagen schon wieder auf den Beinen.«
    »Doch, warum ließet Ihr Euch nicht nach Paris bringen? Ihr müßt ja hier entsetzliche Langweile haben!«
    »Ich wollte das, allein ich muß Euch etwas gestehen.«
    »Was?«
    »Eben, weil ich mich entsetzlich langweilte, wie Ihr sagt, und die fünfundsiebzig Pistolen in meiner Tasche hatte, die Ihr mir gegeben habt, ließ ich einen vorüberreisenden Edelmann zu meiner Zerstreuung heraufkommen und trug ihm eine Partie Würfel an. Er nahm es an, und meiner Treu! die fünfundsiebzig Pistolen wanderten aus meinem Sack in den seinigen hinüber, mein Pferd zu geschweigen, das er auch noch in den Kauf bekam. Doch Ihr– mein lieber d'Artagnan?«
    »Nun, mein lieber Porthos, man kann nicht überall Vorrechte haben,« versetzte d'Artagnan. »Ihr kennet das Sprichwort: ›Unglück im Spiel, Glück in der Liebe!‹– Ihr seid zu glücklich in der Liebe, als daß sich dasSpiel nicht rächen sollte. Aber was liegt Euch an dem Wechsel des Glückes? Glücklicher Schelm! habt Ihr nicht Eure Herzogin, die nicht ermangeln wird, Euch aus der Not zu helfen?«
    »Ach, mein lieber d'Artagnan,« erwiderte Porthos mit der unbefangensten Miene der Welt, »seht, wie alles verkehrt geht; ich schrieb ihr, sie möchte mir einige fünfzig Louisdor schicken, deren ich in meiner gegenwärtigen Lage durchaus benötige.«
    »Nun?«
    »Nun, sie muß sich auf ihren Gütern befinden, denn sie gab mir keine Antwort.«
    »Wirklich?«
    »Ja; darum schickte ich ihr gestern einen neuen Brief, der noch dringlicher war als der erste.– Doch Ihr seid hier, mein Lieber! sprechen wir also von Euch. Ich gestehe, daß ich schon anfing, in bezug auf Euch etwas bekümmert zu werden.«
    »Doch Euer Wirt behandelt Euch gut, wie es scheint, lieber Porthos?« versetzte d'Artagnan, indem er auf die vollen Kasserollen und die leeren Flaschen zeigte.
    »cosi, cosi,« antwortete Porthos. »Der Elende hat mir schon vor drei oder vier Tagen seine Rechnung gebracht, doch habe ich sie samt ihm zur Tür hinausgeworfen, wonach ich mich hier wie ein Sieger, wie ein Eroberer befinde. Auch bin ich bis an die Zähne bewaffnet, wie Ihr sehet, weil ich einen Überfall befürchten muß.«
    »Doch,« versetzte d'Artagnan lächelnd, »doch scheint mir, daß Ihr bisweilen einen Ausfall machet.« Er zeigte hier mit dem Finger auf die Flaschen und Kasserolle.
    »Leider nicht ich,« entgegnete Porthos. »Diese elende Verrenkung heftet

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