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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Musketier war.«
    »Bestehen Sie noch immer darauf, ihn zu sehen?«
    »Mehr als jemals.«
    »Nun, gnädiger Herr, Sie dürfen nur über die Treppe rechts im Hofe steigen, im zweiten Stock Nr. 5.« D'Artagnan entfernte sich rasch in der angezeigten Richtung, und kam zu einer äußeren Treppe, wie man sie noch jetzt in den Höfen der alten Gasthäuser findet; doch gelangte man nicht auf diese Weise zu dem künftigen Abbé, denn die Zugänge nach dem Zimmer des Aramis waren nicht mehr und nicht weniger bewacht, als die Gärten der Armida. Es war von jeher der Traum des armen Bazin, einem Manne der Kirche zu dienen, und so erwartete er stets mit Ungeduld den Augenblick, wo Aramis den Musketierrock mit der Soutane vertauschen würde. Nur das von dem jungen Manne täglich erneuerte Versprechen, daß dieser Augenblick nicht mehr lang fern sein könne, hielt ihn zurück im Dienst eines Musketiers, in einem Dienste, wo seine Seele, wie er sagte, ins Verderben kommen müßte. Bazin war also aller Freuden voll, sein Herr würde diesmal aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr abstehen; denn Aramis, der zugleich an Körper und Seele litt, richtete sein Augenmerk und seinen Geist auf das Ewige, und sein zweifacher Unfall, nämlich das plötzliche Verschwinden seiner Geliebten und seine Verwundung an der Schulter, dünkte ihn ein Wink des Himmels zu sein. Es läßt sich erachten, daß Bazin in der Lage, in der er sich befand, nichts unangenehmer sein konnte, als das Erscheinen d'Artagnans, der seinen Herrn wieder in den Wirbel weltlicher Gedanken, die ihn so lang fortgerissen hatten, zurückziehen konnte. Er beschloß somit, die Tür wacker zu verteidigen, und da er, wo er schon von der Wirtin verraten war, nicht sagen konnte, Aramis sei nicht zu Hause, so suchte er dem Ankömmling zu beweisen, es wäre höchst unbescheiden und unklug, seinen Herrn in der frommen Konferenz zu stören, die schon am Morgen anfing, und nach Bazins Worten nicht vor dem Abend beendigt sein würde. D'Artagnan aber hielt sich nicht an die Berechnung und Redseligkeit des Meisters Bazin, und da er sich mit dem Diener seines Freundes in keine Polemik einlassen wollte, so schob er ihn ganz einfach mit der einen Hand zur Seite und drehte mit der andern die Türklinke von Nr. 5. Die Tür ging auf, und d'Artagnan trat in das Zimmer. Aramis war in einem schwarzen Oberrock, hatte eine runde, platte Kopfbedeckung, die einer Kalottesehr ähnlich war, und saß vor einem langen Tische, der mit Papierrollen und ungeheuren Foliobüchern überdeckt war. Die Vorhänge waren halb geschlossen und ließen nur ein mystisches Licht zu seligen Träumereien eindringen. Alle weltlichen Gegenstände, die ins Auge fallen, wenn man die Wohnung eines jungen Mannes betritt, zumal, wenn dieser junge Mann ein Musketier ist, waren wie durch einen Zauberschlag verschwunden, und gewiß hatte sich Bazin aus Furcht, ihr Anblick könnte seinen Herrn wieder auf weltliche Gedanken bringen, bewogen gefunden, den Degen, die Pistolen, den Federbusch, die Stickereien und Spitzen aller Art aus dem Wege zu räumen.
    Bei dem Geräusch, mit dem d'Artagnan die Tür öffnete, richtete Aramis den Kopf empor, und erkannte den Freund auf der Stelle. Zur Verwunderung des jungen Mannes aber schien sein Anblick keinen tiefen Eindruck auf den Musketier zu machen, so sehr hatte sich sein Geist von allen irdischen Dingen losgesagt. »Guten Morgen, lieber d'Artagnan!« rief Aramis, »glaubt mir, daß ich mich glücklich schätze, Euch wiederzusehen.«
    »Auch ich,« entgegnete d'Artagnan, »obwohl ich noch nicht überzeugt bin, ob es Aramis ist, zu dem ich spreche.«
    »Zu ihm selbst, mein Freund, zu ihm selbst; allein, wie kommt dir ein Zweifel?«
    »Ich fürchtete, daß ich mich am Zimmer irrte und glaubte anfangs in die Wohnung eines Dieners der Kirche einzutreten.« Aramis errötete unmerklich. Die zwei schwarz gekleideten Männer erhoben sich, grüßten Aramis und d'Artagnan und gingen nach der Tür. Bazin, der mittlerweile im Zimmer stehengeblieben war, schritt den frommen Gästen seines Herrn ehrfurchtsvoll voran, um ihnen den Weg zu bahnen. Aramis begleitete sie bis unten an die Treppe, kehrte aber alsbald wieder zu d'Artagnan zurück, der sich in Träumereien vertieft hatte. Da sich nun die beiden Freunde allein befanden, beobachteten sie anfangs ein verlegenes Stillschweigen. Einer mußte es endlich doch brechen, und da d'Artagnan diese Ehre seinem Freund überlassen wollte, so begann dieser:
    »Ihr

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