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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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seht, daß ich auf meine Grundideen zurückgekehrt bin.«
    »Ja, die wirksame Gnade scheint Euch berührt zu haben.«
    »O, der Entschluß, mich aus dem Weltleben zurückzuziehen, hat sich lange schon gebildet, und nicht wahr, mein Freund! Ihr hörtet mich auch bereits davon sprechen?«
    »Allerdings, doch gestehe ich, daß ich es nur für einen Scherz hielt.«
    »Über solche Dinge...? o, d'Artagnan!«
    »Bei Gott! man scherzt ja auch mit dem Tod.«
    »Und man tut unrecht, d'Artagnan; denn der Tod ist die Pforte, die zum Verderben oder zum Heile führt.«
    »Ich bin einverstanden, doch sprechen wir von etwas anderm, Aramis, wenn es gefällig ist. Ich muß Euch für meinen Teil bekennen, daß ich seit zehn Uhr dieses Morgens weder Speise noch Trank genossen, und einen Teufelshunger habe,«
    »Wirwerden auf der Stelle mittagmahlen, Freund! nur bedenket, daß heute Freitag ist, und an einem Fasttag darf ich weder Fleisch essen, noch kann ich es essen sehen. Wollet Ihr mit meinem Mittagbrot zufrieden sein, es besteht aus gekochten Bierecken und Früchten.«
    »Was versteht Ihr unter Bierecken?« fragte d'Artagnan mit Unruhe.
    »Ich verstehe darunter Spinat,« antwortete Aramis. »Doch will ich für Euch Eier beifügen lassen, und das ist eine schwere Verletzung der Vorschrift, denn die Eier sind Fleischspeise, insofern sie von der Henne gelegt werden.«
    »Diese Mahlzeit ist keineswegs anlockend, aber gleichviel, um bei Euch zu bleiben, will ich mich dareinfinden.«
    »Ich bin Euch dankbar für dieses Opfer,« versetzte Aramis, »allein, wenn es auch Eurem Leibe nicht nützt, so ist es doch für Eure Seele ersprießlich, davon dürft Ihr überzeugt sein.«
    »Ihr tretet also wirklich in den geistlichen Stand über, Aramis? Ach, was werden Eure Freunde, was wird Herr von Tréville sagen? ich versichere, sie werden Euch als Deserteur behandeln.«
    »Ich trete nicht über in den geistlichen Stand, ich kehre nur zu demselben zurück. Ich verließ die Kirche der Welt zuliebe.«
    »Und was gibt Euch gerade jetzt den Anlaß?« fragte d'Artagnan.
    »Diese Wunde, lieber d'Artagnan, war mir ein Wink des Himmels.«
    »Diese Wunde, bah! sie ist fast geheilt, und gewiß ist es nicht diese, die Euch am meisten Leid verursacht.«
    »Welche denn?« fragte Aramis errötend.
    »Ihr tragt eine im Herzen, Aramis! eine viel tiefere und empfindlichere, eine Wunde, die Euch eine Frau geschlagen hat.« Aramis zuckte unwillkürlich, dann sagte er, indem er seine Gemütsbewegung mit geheuchelter Gleichgültigkeit verbarg:
    »O, redet nicht von dergleichen Dingen! ich sollte an so etwas denken? Ich Liebeskummer haben? Vanitas vanitatum! Glaubt Ihr denn, daß mir das Gehirn verrückt wurde? Und für wen? Etwa für eine Zofe oder ein Bürgermädchen, der ich in der Garnison den Hof machte? Pfui!«
    »Um Vergebung, lieber Aramis, allein ich glaubte, Ihr hättet höher hinaufgeblickt.«
    »Höher hinauf? wer bin ich, daß ich solchen Ehrgeiz nähren dürfte? ein armer, unbekannter Musketier, der alle Knechtschaft haßt, und sich in der Welt gar nicht an seinem Platze fühlt.«
    »Aramis! Aramis!« rief d'Artagnan, indem er seinen Freund mit zweifelhafter Miene anblickte.
    »Ich bin Staub,« versetzte Aramis, »und kehre in den Staub zurück. Das Leben ist voll Demütigungen und Leiden«,« fuhr er düster fort; »alle Fäden,die es mit dem Glück verbinden, zerreißen nacheinander in des Menschen Hand, zumal die goldenen Fäden. O, mein lieber d'Artagnan!« sprach er wieder mit einem leichten Anflug von Bitterkeit, »ich rate Euch, verberget die Wunden, wenn Ihr welche habt.«
    »Ach, mein lieber Aramis,« sagte d'Artagnan, tief seufzend, »Ihr erzählt mir da meine eigene Geschichte.«
    »Wie?«
    »Ja, eine Frau, die ich liebte, die ich anbetete,wurde mir gewaltsam entführt. Ich weiß nicht, wo sie ist, wohin man sie geschleppt hat; sie liegt vielleicht in einem Kerker, ist vielleicht tot.«
    »Doch habt Ihr mindestens den Trost, Euch sagen zu können, daß sie Euch nicht freiwillig verließ; daß ihr, wenn Ihr keine Nachricht von ihr bekommt, alle Verbindung mit Euch verboten ist, indes...«
    »Indes?«
    »Nichts,« entgegnete Aramis, »nichts.«
    »So entsagt Ihr denn für immer dieser Welt, ist Euer Entschluß fest und unwiderruflich?«
    »Für immer; Ihr seid heute noch mein Freund, doch morgen werdet Ihr mir nichts mehr sein als ein Schatten, oder vielmehr gar nicht mehr existieren. Was die Welt betrifft, so ist sie ein Grab und weiter

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