Die drei Musketiere
hat?«
»Sprechen Sie,« sagte Mylady, »was würden Sie tun, um mir die Liebe zu beweisen, von der Sie reden?«
»Alles, was man von Mir fordern würde. Man gebiete, ich bin bereit.«
»Zu allem?«
»Zu allem!« erwiderte d'Artagnan, der im voraus wußte, daß er nicht viel wagte, wenn er sich verbindlich machte.
»Gut,« versetzte Mylady, »lassen Sie uns ein wenig plaudern.« Sie rückte ihren Stuhl näher zu d'Artagnan.
»Gnädige Frau, ich höre,« sagte dieser. Mylady dachte ein Weilchen unentschieden nach, dann schien sie einen Entschluß zu fassen und sprach:
»Ich habe einen Feind.«
»Sie, Madame?« rief d'Artagnan, den Verwunderten spielend, »mein Gott, ist das möglich bei Ihrer Schönheit und Herzensgüte?«
»Einen Todfeind.«
»Wirklich?«
»Einen Feind, der mich so grausam beleidigt hat, daß es zwischen mir und ihm einen Krieg gibt auf Leben und Tod. Könnte ich wohl auf Sie rechnen wie auf einen Hilfsmann?« D'Artagnan erriet sogleich die Absichten des rachesüchtigen Weibes und sagte mit Begeisterung:
»Madame! Sie können es; mein Arm und mein Leben gehören Ihnen, wie meine Liebe.«
»Dann,« sagte Mylady, »da Sie ebenso großherzig wie verliebt sind–«
»Nun?« fragte d'Artagnan.
»Nun,« entgegnete Mylady nach kurzem Stillschweigen, »hören Sie von heute an auf, über Unmöglichkeiten zusprechen.«
»Erdrücken Sie mich nicht durch so viel Glück,« rief d'Artagnan, warf sich auf die Knie und bedeckte die Hände, die man ihm frei ließ, mit Küssen.
»Räche mich an dem treulosen Wardes,« dachte Mylady, »und ich werde mich von dir bald loszumachen wissen, zweifacher Tor und lebendige Degenklinge.«
»Ja,« dachte d'Artagnan, »sage mir, daß du mich liebst, nachdem du mich so schändlich getäuscht hast, tückisches, gefährliches Weib! und ich verhöhne dich sodann wie denjenigen, den du durch meine Hand züchtigen willst.« D'Artagnan blickte empor und sprach:
»Ich bin bereit.«
»Sie haben mich also verstanden«, lieber d'Artagnan?« fragte Mylady.
»Ich würde wohl einen Ihrer Blicke erraten.«
»Also werden Sie einen Arm für mich gebrauchen, der sich schon einen so glänzenden Ruf errungen hat?«
»Auf der Stelle.«
»Und wie werde ich Ihnen je einen solchen Dienst vergelten können?« fragte Mylady.
»Ihre Liebe ist der einzige Lohn, den ich verlange,« entgegnete d'Artagnan, »der einzige, der Ihrer und meiner würdig ist.«
»Eigennütziger!« sprach sie lächelnd.
»Ha,« rief d'Artagnan, einen Augenblick von Leidenschaft hingerafft, welche die reizende Frau wieder in seinem Herzen anzufachen wußte; »ha, weil mir Ihre Liebe unwahrscheinlich vorkommt, und weil ich besorge, sie möchte gleich meinen Träumen verschwinden, so drängt es mich, aus Ihrem Munde die bestimmte Zusage zu vernehmen.«
»Verdienen Sie denn schon ein solches Geständnis?«
»Ich stehe zu Ihren Befehlen,« erwiderte d'Artagnan.
»Wirklich?« fragte Mylady mit einem letzten Zweifel.
»Nennen Sie mir den Nichtswürdigen, der diese schönen Augen mit Tränen füllte.«
»Wer sagt Ihnen, daß ich geweint habe?« fragte Mylady rasch.
»Mir schien es so...«
»Frauen, wie ich, weinen nicht,« sagte Mylady.
»Um so besser; o, sagen Sie dann, wie er sich nennt.«
»Bedenken Sie, daß sein Name ganz mein Geheimnis ist.«
»Doch muß ich seinen Namen wissen.«
»Ja, Sie sollen das; sehen Sie, wieviel Vertrauen ich Ihnen schenke.«
»Sie erfüllen mich mit Freude.«
»Sie kennen ihn.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Es ist doch keiner von meinen Freunden?« sagte d'Artagnan zaudernd, um für seine Unwissenheit Glauben zu gewinnen.
»Und wenn es einer von Ihren Freunden wäre, würden Sie wohl Anstand nehmen?« sprach Mylady, und aus ihren Augen sprühte ein bedrohlicher Blitz.
»Nein, und wäre es auch mein Bruder!« erwiderte d'Artagnan, als risse ihn die Begeisterung fort. Unser Gascogner beteuerte ohne Wagnis, da er wohl wußte, was er tun wollte.
»Ich liebe Ihre Hingebung,« versetzte Mylady.
»Ach,« seufzte d'Artagnan, »lieben Sie nur das an mir?«
»Dies will ich Ihnen ein anderesmal sagen,« entgegnete sie und faßte ihn bei der Hand. Wäre in diesem Moment Wardes im Bereich seiner Hand gewesen, er hätte ihn getötet. Mylady ergriff diese Gelegenheit und sagte: »Er nennt sich...«»Von Wardes, ich weiß das,« fiel d'Artagnan ein,
»Und wie wissen Sie das?« fragte Mylady, indem sie seine beiden Hände anfaßte und in seinen Augen bis auf den Grund der Seele zu
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