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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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blicken suchte. D'Artagnan fühlte, daß er sich fortreißen ließ und einen Fehler beging. »Reden Sie, reden, ach, reden Sie doch, woher wissen Sie das?«
    »Woher ich es weiß?« versetzte d'Artagnan.
    »Ja.«
    »Ich weiß es, weil von Wardes gestern in einem Salon, wo ich mich befand, einen Ring vorzeigte, den er von Ihnen erhalten zu haben vorgab.«
    »Der Schändliche!« rief Mylady. Dieses Beiwort widerhallte, wie sich erachten läßt, im Grunde des Herzens von d'Artagnan. »Nun?« fragte sie.
    »Nun, ich will Sie an diesem Nichtswürdigen rächen,« entgegnete d'Artagnan, und gab sich dabei die Miene des Don Japhet von Armenien.
    »Ich danke Ihnen, mein wackerer Freund!« sprach Mylady, »und wann werde ich gerächt sein?«
    »Morgen, oder auf der Stelle, wenn Sie wollen.« Mylady wollte rufen:
    »Auf der Stelle,« allein sie erwog, daß eine solche Eilfertigkeit eben nicht angenehm für d'Artagnan wäre. Außerdem hatte sie noch tausendfache Vorsichtsmaßregeln zu treffen, ihrem Vertreter noch tausend Ratschläge zu erteilen, um mit dem Marquis Erklärungen vor Zeugen zu vermeiden.
    »Sie sind morgen gerächt, oder ich bin tot,« versetzte d'Artagnan.
    »Nein,« entgegnete sie, »Sie werden mich rächen, aber nicht sterben. Dafür weiß ich etwas.«
    »Und was wissen Sie?«
    »Mir deucht, Sie hatten sich im Streit mit ihm nicht über das Glück zu beklagen.«
    »Das Glück ist eine Kurtisane, heute ist es mir günstig, morgen kann es mich verraten.«
    »Das will sagen, daß Sie jetzt Anstand nehmen.«
    »Nein, ich nehme keinen Anstand, Gott bewahre mich, allein...«
    »Stille!« unterbrach sie ihn, »ich höre meinen Schwager. Er braucht Sie hier nicht anzutreffen.« Sie schellte und Ketty trat ein. »Entfernen Sie sich durch diese Tür,« sprach sie zu d'Artagnan und öffnete eine kleine, geheime Pforte. »Kommen Sie um elf Uhr wieder, und wir wollen unsere Unterredung ins Reine bringen. Ketty wird Sie bei mir einführen.« Das arme Kind glaubte ohnmächtig zu werden, als sie diese Worte vernahm. »Nun, Mademoiselle, was tut Ihr denn? Ihr steht ja unbeweglich da wie eine Statue. Hört! führt diesen Herrn zurück... und um elf Uhr, vergessen Sie nicht.«
    »Es scheint,« dachte d'Artagnan, »daß alle ihre Rendezvous um elf Uhr sind; das ist eine angenommene Gewohnheit.«

Das Geheimnis der Mylady.
    D'Artagnan machte fünf oder sechs Gänge rings um die Place- Royale, von widerstreitenden Empfindungen in Bewegung gesetzt, und wandte sich von zehn zu zehn Schritten um, damit er das Lichtim Zimmer der Mylady sah, das durch die Jalousien flimmerte; die junge Frau war diesmal offenbar weniger bedrängt, als das erstemal, in ihr Zimmer zurückzukehren. Endlich schlug es elf Uhr. Bei diesem Schall entwich alle Entschlossenheit aus dem Herzen d'Artagnans. Er gedachte aller Einzelheiten der Unterredung zwischen ihm und der Mylady, und nach einer schnellen Wendung des Entschlusses, die unter solchen Umständen so häufig eintritt, eilte er mit klopfendem Herzen und brennendem Kopf in das Hotel, und begab sich zunächst in Kettys Zimmer. Das junge Mädchen, blaß wie der Tod und an allen Gliedern zitternd, wollte d'Artagnan abhalten, allein Mylady, die mit ihrem lauschenden Ohr das durch seinen Eintritt verursachte Geräusch gehört hatte, öffnete die Tür und hieß ihn eintreten. Auch Ketty stürzte nach der Tür. Die Eifersucht, die Wut, der verletzte Stolz, kurz, alle Leidenschaften, die in einem verliebten weiblichen Herzen streiten, trieben sie zu einer Erklärung; doch war sie verloren, wenn sie bekannte, daß sie bei einer solchen Machination die Hand im Spiele hatte, und was noch mehr alles zu berücksichtigen kam– d'Artagnan war für sie verloren. Dieser letzte Liebesgedanke riet ihr zu einem letzten Opfer. Indes hatte Mylady, die nicht dieselben Gründe hatte wie d'Artagnan, um zu vergessen, ihn alsbald aus seinen Betrachtungen gezogen und zur Wirklichkeit dieser Zusammenkunft zurückgerufen; sie fragte ihn, ob er bereits über die Maßregeln nachgedacht habe, die ihn am folgenden Tage mit dem Grafen von Wardes in Streit verwickeln sollten? Allein d'Artagnan, dessen Gedanken eine andere Richtung eingeschlagen hatten, vergaß sich wie ein Tor und antwortete auf eine schmeichelnde Weise, er könne in ihrer Nähe, wo er nichts als das Glück empfinde, sie zu sehen und zu hören, unmöglich an Kämpfe und Degenstiche denken. Diese Kälte für das einzige Interesse, das sie beschäftigte, erschreckte sie, und

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