Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
entgegengesetzten Straße, die wir einschlagen müssen; er reitet ein frisches Pferd, während die unsrigen ermattet sind, so daß wir sie ohne Hoffnung, ihn einzuholen, zu Tode reiten müßten.«
    »He, mein Herr!« rief ein Stalljunge, der dem Unbekannten nacheilte; »He, mein Herr, da ist ein Papier, das aus Ihrem Hut fiel. He, mein Herr!«
    »Mein Freund!« rief ihm d'Artagnan zu, »da hast du für dein Papier eine halbe Pistole.«
    »Meiner Treu! mit der größter Freude; hier ist's.« Der Stalljunge war über den guten Taglohn entzückt und kehrte in den Hofraum zurück; d'Artagnan entfaltete das Papier. »Nun?« fragten seine Freunde voll Neugier. »Nichts als ein einziges Wort,« versetzte d'Artagnan. »Ja,« sagte Aramis, »doch dieses Wort ist der Name einer Stadt. »Armentières,« las Porthos. »Armentières, das kenne ich nicht.«
    »Und dieser Name der Stadt ist von ihrer Hand geschrieben,« sagte Athos. »Nun, lasset uns das Papier sorgsam aufbewahren,« versetzte d'Artagnan, »vielleicht ist meine halbe Pistole nicht hinausgeworfen. Zu Pferde, meine Freunde! zu Pferde!« Die vier Freunde sprengten im Galopp von hinnen auf der Straße nach Bethune.

Das Kloster der Karmeliterinnen zu Bethune
    Die großen Verbrecher tragen in sich eine Art Vorausbestimmung, vermöge der sie alle Hindernisse bewältigen und allen Gefahren entgehen, doch nur bis zu dem Moment, den die Vorsehung, ihrer Frevel müde, als Klippe ihres unseligen Glückes bezeichnet. So war es auch bei der Mylady. Sie steuerte mitten durch die Kreuzer der beiden Nationen und landete ohne Unfall in Boulogne. Als sie in Portsmouth anlangte, war sie eine Engländerin und durch Frankreichs Verfolgungen aus La Rochelle vertrieben. Als sie sich nach einer zweitägigen Fahrt in Boulogne ausschiffte, gab sie sich für eine Französin aus, die von den Engländern in ihrem Haß gegen Frankreich mißhandelt worden sei. Sie gab in Boulogne einen Brief folgenden Inhalts auf: »An Se. Eminenz, Monseigneur Kardinal von Richelieu, im Lager von La Rochelle. Monseigneur! Ew. Eminenz mögen unbekümmert sein; Seine Herrlichkeit, der Herzog von Buckingham, wird nicht nach Frankreich kommen. Boulougne, den 25., abends. P.S. Dem Verlangen Ew. Eminenz gemäß verfüge ich mich in das Kloster der Karmeliterinnen nach Bethune, wo ich weiterer Befehle gewärtig sein werde.« Mylady begab sich auch in der Tat noch an demselben Abend auf den Weg. Die Nacht überraschte sie. Sie sah sich gezwungen, anzuhalten, um in einem Wirtshaus zu schlafen. Am folgenden Morgen um fünf Uhr reiste sie wieder ab, und nach drei Stunden kam sie nach Bethune. Sie ließsich das Kloster der Karmeliterinnen zeigen, und begab sich auf der Stelle dahin. Die Vorsteherin kam ihr entgegen, Mylady wies ihr den Befehl des Kardinals vor; die Äbtissin ließ ihr ein Zimmer einräumen und das Frühmahl auftragen. Später kam die Äbtissin zu ihr. Es gibt wenig Zerstreuungen im Kloster, und so kam es, daß die Vorsteherin alsbald Bekanntschaft mit der neuen Kostgängerin schloß. Mylady lenkte das Gespräch unter anderm auf den Kardinal. Hierbei geriet sie jedoch in große Verlegenheit, da sie nicht wußte, ob die Äbtissin Royalistin oder Kardinalistin sei. Sie hielt sich sonach wohlweise in der Mitte. Allein die Äbtissin, die eine noch klügere Zurückhaltung bewies, verneigte sich mit dem Kopfe, sooft die Reisende des Namens Seiner Eminenz gedachte, hörte ihr bedächtig zu und lächelte. Die Mylady ging sodann auf die Verfolgung über, die sich der Kardinal gegen seine Feinde erlaubte. Die Äbtissin zeigte weder eine Miene der Billigung noch der Mißbilligung. Dies bestärkte Mylady in der Meinung, daß die Nonne mehr Royalistin als Kardinalistin sei, und sie fuhr mit steigendem Eifer fort. Endlich sprach die Äbtissin: »Ich bin sehr unwissend in all diesen Dingen; allein wie entfernt wir auch am Hofe leben, und außerhalb des Kreises weltlicher Interessen, so haben wir doch sehr traurige Beispiele von der Wahrheit dessen, was Sie uns da sagen. Eine unserer Kostgängerinnen hat viel gelitten unter dem Zorn und den Verfolgungen des Kardinals.«
    »Eine Ihrer Kostgängerinnen?« fragte Mylady; »so, mein Gott! wie sehr beklage ich die arme Frau.«
    »Sie haben auch recht, sie ist sehr zu beklagen. Gefängnis, Drohungen, Mißhandlungen, alles mußte sie ausstehen. Indes«, fuhr die Äbtissin fort, »hatte der Kardinal wohl triftige Gründe, so zu verfahren, uud wiewohl sie aussieht wie ein Engel, so

Weitere Kostenlose Bücher