Die drei Steine der Macht
anstieß.
„Das soll keine Vergnügungsfahrt werden!“, sagte sie streng.
Mimbelwimbel seufzte nur noch einmal, aber deutlich weniger deprimiert.
Max hatte das Ganze amüsiert beobachtet und legte nun die Feder zur Seite.
„Hast du alles aufgeschrieben?“, fragte Anemone Max, und als dieser nickte, begann sie die Karten zusammenzurollen.
„Was auch immer wir als Nächstes tun, wir sollten uns beeilen, der Tag wird nicht jünger!“, erklärte sie.
Max faltete die Blätter sorgfältig zusammen, steckte sie in seinen Rucksack und quälte sich ein letztes Mal die Leiter hoch, um die Karte wieder wegzulegen. Auf dem Weg hinaus nickten sie dem Gelehrten, der ihnen den Weg gezeigt hatte, höflich zu und traten blinzelnd in das Sonnenlicht.
„Jetzt müssen wir erst mal jemanden finden, der uns etwas über die Segelrouten erzählen kann. Vielleicht gibt es etwas Außergewöhnliches oder Merkwürdiges, das ein Hinweis sein könnte ...“
Max beugte sich zu Hund hinunter, um ihn hinter den Ohren zu kraulen.
„Und dann müssen wir noch ein Schiff finden, das uns zum Großen Markt mitnimmt“, fügte Anemone hinzu.
Sie hatte die Augen zum Schutz vor der Sonne beschirmt und schaute über den Marktplatz, als hoffte sie, dort die Lösung zu finden.
„Vielleicht kann ich euch helfen.“
Leicht irritiert suchte Max nach dem Ursprung der Stimme. Sie gehörte einem der Bettler, die sich am Rand der breiten Marmortreppe versammelt hatten und auf kleine Spenden hofften. Anemone drehte sich neugierig zu ihm um. Max unterband eine heftige Bemerkung von Mimbelwimbel mit einer Handbewegung. Der kleine Mann hielt tatsächlich den Mund, wenn auch sein düsterer Gesichtsausdruck sehr deutlich sagte, was er von dem Bettler hielt.
„Wie kannst du uns helfen?“, fragte Max den Mann.
Mit einem unsicheren Blick auf Mimbelwimbels Gesicht erzählte er schließlich:
„Wenn euch jemand alles über die See erzählen kann, dann Dreifuß, Kapitän der Sturmvogel. Er ist schon überall gewesen, kennt keine Furcht, der Mann. All diese Angsthasen, die nur auf den bewachten Routen segeln ... Nicht mit Dreifuß, der hat sich mit mehr Piraten angelegt als so manch anderer. Habe selber mal auf seinem Schiff gedient, wisst ihr? Wenn nur das Fässchen Rum in seiner Kajüte nicht gewesen wäre ...“ Er blickte gedankenverloren in die Ferne. „Ich habe heute Morgen sein Schiff im Hafen gesehen. Er muss gestern Abend angekommen sein.“
Der Bettler sah sie wieder an.
Piraten? Max bekam eine Gänsehaut, trotzdem fragte er:
„Wie erkennen wir das Schiff?“
Es würde sehr blöde aussehen, wenn sie von jedem Schiff im Hafen mühsam versuchen würden, den Namen zu entziffern.
„Er hat seiner Galeonsfigur Flügel angebaut“, gab der Bettler bereitwillig Auskunft. „Die Sturmvogel dürfte momentan eines der größten Schiffe im Hafen sein. Er hat sie von Piraten erbeutet, die sein eigenes Schiff versenkt hatten ...“
Der Bettler schien noch stundenlang weitererzählen zu wollen. Anemone stoppte seinen Redefluss, indem sie ihm eine Münze in die Hand drückte.
„Danke!“
„Nichts zu danken“, murmelte der Bettler, steckte sich die Münze in die Tasche, lehnte sich wieder bequem an die Mauer und zog seinen Mantel über sich.
Max führte die anderen wieder zurück zum Hafen. An dem Brötchen und der Wurst kauend, die sie sich zum Mittag auf dem Markt gekauft hatten, meinte Max:
„Wir schauen nach, ob das Schiff wirklich existiert, und wenn ja, ob sein Kapitän wirklich so viel weiß.“
Anemone nickte nur, den Mund voll.
„Wenn nicht, fragen wir im Handelshaus nach, da finden wir auf jeden Fall jemanden“, brachte Mimbelwimbel sein Misstrauen dem Bettler gegenüber zum Ausdruck.
Max nickte nur, dagegen gab es nichts einzuwenden.
Sturmvogel
Die Sturmvogel war wirklich nicht zu übersehen. Sie war nicht nur eines der größten Schiffe im Hafen, sondern das größte. Der Meerjungfrau, die den Bug des Schiffes zierte, hatte jemand ein paar Flügel an die Seiten genagelt. Schön war etwas anderes, aber so war sie unverkennbar. Max hatte sich nie viel mit Schiffen beschäftigt, und wenn, dann hatte sein Interesse eher den mit Maschinen betriebenen Schiffen gegolten. Das, was er nun vor sich sah, kannte er nur aus dem Fernsehen, aus Piratenfilmen. Er zählte vier Maste mit eingeholten Segeln. An den ersten beiden Masten waren je fünf Segel angebracht, die wohl eine rechteckige Form hatten. An den beiden hinteren Masten schien
Weitere Kostenlose Bücher