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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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eine andere Sorte von Segel befestigt zu sein, vielleicht dreieckig. Max zuckte mit den Schultern, auch egal. Der hintere Teil hatte einen Aufbau, der deutlich sichtbar über die Reling ragte. Da befand sich bestimmt die Kapitänskajüte und die Küche, oder wie man das auf einem Schiff auch immer nannte. Die Mannschaft musste ja auch irgendwo schlafen. Max hatte keine Ahnung, wie ein Segelschiff von innen aussah. Aber er würde es ja bald herausfinden.
    Es herrschte reger Betrieb auf dem Schiff, das gerade entladen wurde. Max schätzte, dass mindestens dreißig Männer auf dem Schiff und dem Anleger herumwuselten. Ein Teil schleppte Ballen, Kisten und Fässer die Planke runter auf den Anleger, wo sie auf die wartenden Wagen verladen wurden, deren Zugtiere unbeteiligt und gelangweilt in der Gegend herumstarrten oder vor sich hindösten. Andere waren damit beschäftigt, das Schiff zu säubern, und an verschiedenen Stellen waren auch Reparaturarbeiten im Gange. Die Stimmen der Seeleute, die der Wind zu ihnen herübertrug, waren rau wie die See, und vermutlich traf das auch auf ihren Umgang miteinander zu.
    Max hatte keine Lust, sich auf dieses Schiff zu begeben, oder auf irgendein anderes. Schon allein der Anblick, wie es schwankend am Anleger lag, verursachte ihm Übelkeit. „Reiß dich zusammen!“, befahl er sich in Gedanken, „Je eher du das hinter dich bringst, desto besser. Es erledigt sich nun mal nicht von alleine!“, ermahnte ihn seine innere Stimme, die ihm immer dann auf die Nerven ging, wenn diese eh schon blank lagen. Max seufzte, es half ja nichts. Den entgegenkommenden Fuhrwerken ausweichend, näherten sie sich zögernd dem Schiff. Die Euphorie, die sie alle in der Bibliothek empfunden hatten, schien nun auch aus Anemone und Mimbelwimbel gewichen zu sein, jetzt, da das Schiff in seiner ganzen schwankenden Pracht vor ihnen lag.
    „Da wird einem ja schon vom Hinschauen schlecht!“, hörte Max Mimbelwimbel hinter sich murmeln.
    Er grinste.
    „Na, dann los!“, munterte er die anderen auf und betrat den Anleger, an dem die Sturmvogel festgemacht hatte.
    Das Entladen des Schiffes wurde von einem Seemann überwacht, der die ächzenden und schwitzenden Männer zur Eile antrieb. Neben ihm stand ein Wobbelhobbel mit einer Liste in der Hand. Er dirigierte die einzelnen Waren auf die wartenden Fuhrwerke und hakte sie auf seinem Zettel ab. Entschlossen ging Max auf die beiden zu.
    „Entschuldigen Sie bitte?“, sagte Max mit ausgesuchter Höflichkeit.
    Der Wobbelhobbel ignorierte ihn glatt, der Seemann unterbrach aber seinen antreibenden Redefluss. „Na los, ihr Landratten, die Ware soll heute noch vom Schiff runter, der Kapitän bezahlt euch nicht für´s rumstehen. Bewegung, ihr Schlappschwänze ...“, und musterte Max von oben bis unten mit ablehnender Arroganz. Max aber ließ sich weder entmutigen noch einschüchtern.
    „Wir möchten bitte zu Kapitän Dreifuß!“
    Der Seemann sog Rotz aus dem untersten Zipfel seiner Lunge und spie auf den Boden, haarscharf neben Max´ Stiefel.
    „Der Kapitän ist nicht zu sprechen, er hält gerade Mittagsruhe!“
    Der Mann grinste hämisch und entblößte dabei eine Reihe schiefer und zum Teil schwarzer Zähne. Mimbelwimbel hüpfte neben Max.
    „Man hat uns gesagt, der Kapitän habe schon die ganze Welt bereist, wir müssen unbedingt mit ihm sprechen. Vielleicht hat der Kapitän seinen Mittagschlaf schon hinter sich gebracht.“
    Mimbelwimbel hielt dem Seemann eine Münze hin, die dieser mit einem Schulterzucken einsteckte.
    „Ich kann ja mal nachsehen, kommt mit!“
    Sie folgten ihm die schwankende Planke hinauf auf das Schiff. Der Seemann klopfte an die Tür der Kapitänskajüte, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Sie hörten Gemurmel, unterbrochen von Husten. Schließlich kam der Seemann wieder heraus.
    „Der Kapitän ist wach, aber schlecht gelaunt, besser, ihr fasst euch kurz.“
    Er deutete zur Tür und ging dann wieder die Planke hinunter, um die schuftenden Männer weiter anzutreiben.
    Max betrat die Kajüte. Muffige und abgestandene Luft kam ihm entgegen. Das Zimmer war unordentlich und schmutzig. Karten lagen verstreut herum, dazwischen Essensreste und dreckige Kleidung. Es stank nach schalem Bier und ungewaschenem Körper. Max musste mühsam ein Würgen unterdrücken. Auf das Bett gefläzt lag ein großer Mann mit schwarzem, zotteligem Haar und dichtem, buschigem Bart. Die Haare schienen ihm sogar aus der Nase und den Ohren zu wachsen. Auf

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