Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Sie ließ ihn ihre Verachtung deutlich spüren. »Die UN ist über den Can-D-Handel in dieser Region bestens informiert; ich zahle eine monatliche Abgabe an sie, um lästige Interventionen zu vermeiden. Was die Chew-Z-Leute betrifft«, sie fuchtelte mit ihrer Waffe, »falls die UN sie unter ihren Schutz stellt und sie groß rauskommen ...«
»Werden Sie zu ihnen überlaufen«, sagte Barney.
Sie gab keine Antwort; statt dessen drehte sie sich um und ging davon. Kurz darauf war ihre zwergenhafte Gestalt in der Marsnacht verschwunden; er wartete noch einen Augenblick und machte sich dann auf den Rückweg zur Grube, wobei er sich an dem bedrohlich aufragenden Schatten einer offensichtlich ausrangierten traktorähnlichen Landmaschine in der Nähe des Grubeneingangs orientierte.
»Und?« fragte Norm Schein, der ihn zu seinem Erstaunen an der Einstiegsluke in Empfang nahm. »Ich wollte nur mal sehen, wie viele Löcher sie Ihnen mit ihrem Laser in den Schädel gebrannt hat.«
»Sie hat es eigentlich recht gelassen genommen.«
»Impy White?« Norm lachte höhnisch. »Bei ihren Geschäften geht es um Millionen Schalen – von wegen ›gelassen‹. Was ist wirklich passiert?«
»Sie kommt wieder, wenn sie neue Anweisungen von oben hat«, sagte Barney und machte sich daran, in die Grube hinabzusteigen.
»Ja, das klingt plausibel; Impy ist ein kleiner Fisch. Leo Bulero, auf Terra ...«
»Ich weiß.« Er sah keinen Grund, sein Vorleben zu verheimlichen; schließlich war es aktenkundig; irgendwann wären die Grubenbewohner ohnehin darauf gestoßen. »Ich war Leos New Yorker Pre-Fash-Berater.«
»Und da haben Sie für Chew-Z gestimmt?« fragte Norm ungläubig. »Sie hatten Ärger mit Bulero, nicht wahr?«
»Das erzähle ich Ihnen bei Gelegenheit.« Sie hatten das Ende der Rampe erreicht und betraten den Gemeinschaftsraum, wo die anderen sie bereits erwarteten.
»Wenigstens hat sie Ihnen mit der kleinen Laserpistole, mit der sie ständig herumfuchtelt, kein Loch in den Pelz gebrannt«, sagte Fran erleichtert. »Sie haben sie offenbar ziemlich aus der Fassung gebracht.«
»Sind wir sie jetzt los?« fragte Tod Morris.
»Das werde ich morgen abend erfahren«, sagte Barney.
»Ich finde, Sie haben großen Mut bewiesen«, meinte Mary Regan. »Sie sind ein echter Gewinn für unsere Grube, Mr. Mayerson, äh, Barney. Oder um es metaphorisch auszudrücken: Frisches Blut hebt die Moral der Truppe.«
»Meine Güte«, sagte Helen Morris spöttisch. »Findest du deine krampfhaften Versuche, unseren neuen Mitbürger zu beeindrucken, nicht auch ein wenig plump?«
Mary Regan errötete. »Ich wollte ihn nicht beeindrucken.«
»Nein, nur einseifen«, sagte Fran Schein leise.
»Das mußt du gerade sagen«, stieß Mary wütend hervor. »Du hast dich doch sofort auf ihn gestürzt, als er die Rampe herunterkam – na ja, nicht direkt; aber du hättest es getan, wenn wir nicht dabeigewesen wären. Vor allem, wenn dein Mann nicht dabeigewesen wäre.«
Um das Thema zu wechseln, sagte Norm Schein: »Hättet ihr nicht auch Lust, ein letztes Mal unser gutes altes Perky-Pat-Layout hervorzuholen und euch zu verwandeln? Es ist wirklich jammerschade. Barney hätte bestimmt seinen Spaß daran. Dann wüßte er wenigstens, wogegen er gestimmt hat.« Er blickte ernst von einem zum anderen und fixierte sie. »Nun seid keine Spielverderber. Einer von euch hat doch bestimmt noch irgendwo etwas Can-D versteckt, in einem Riß in der Wand oder unter dem Faulbehälter, für den Notfall. Ach, kommt; seid großzügig zu eurem neuen Mitbewohner. Beweist ihm, daß ihr keine ...«
»Na schön«, platzte Helen Morris mit zornesrotem Gesicht heraus. »Ich habe noch ein bißchen, genug für eine Dreiviertelstunde. Aber das ist der letzte Rest, und was machen wir, wenn Chew-Z noch nicht lieferbar ist?«
»Hol dein Can-D«, sagte Norm Schein. Sie ging davon, und er setzte hinzu: »Und keine Sorge; Chew-Z ist hier. Als ich heute morgen einen Sack Salz aus der letzten UN-Lieferung holen wollte, ist mir ein Chew-Z-Pusher über den Weg gelaufen. Er hat mir seine Karte gegeben.« Er zeigte sie ihnen. »Wenn wir um halb acht eine Strontiumnitratfackel anzünden, kommen sie von ihrem Satelliten –«
»Satelliten!« Ein Ausruf des Erstaunens ging durch den Raum. »Dann«, sagte Fran aufgeregt, »hat die UN Chew-Z freigegeben. Oder haben sie etwa auch ein Layout, und die Discjockeys auf dem Satelliten machen Werbung für die neuen Min-Ausgaben?«
»Das weiß ich nicht«,
Weitere Kostenlose Bücher