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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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gestand Norm. »Noch herrscht ziemliche Verwirrung. Wartet ab, bis sich der Staub gelegt hat.«
    »Hier auf dem Mars«, sagte Sam Regan nüchtern, »wird der Staub sich niemals legen.«

    Sie saßen im Kreis. Das Perky-Pat-Layout in ihrer Mitte winkte, komplett und detailgetreu; es zog sie magisch an, und Norm Schein verspürte einen Anflug von Sentimentalität, denn dies war das letzte Mal ... Es sei denn natürlich, sie benutzten das Layout weiter – mit Chew-Z. Ob das funktionieren würde? überlegte er. Eine interessante Frage ...
    Er hatte das unbestimmte Gefühl, daß es anders sein würde als bisher.
    Und – daß ihnen das andere nicht gefallen würde.
    »Wir haben uns darauf geeinigt«, erklärte Sam Regan dem neuen Mitglied, »uns während der Verwandlung ausschließlich mit Pats neuem Weltliteratur-Animator zu beschäftigen – Sie wissen schon, das Gerät, das auf Terra seit einiger Zeit im Handel ist. Da Sie damit sicherlich vertrauter sind als wir, können Sie uns doch bestimmt erklären, wie es funktioniert. Nicht wahr, Barney?«
    Pflichtschuldig sagte Barney: »Man schiebt einen Klassiker der Weltliteratur, wie zum Beispiel Moby Dick, in den Eingabespeicher. Dann drückt man den Schalter für lang oder kurz. Dann die Versionswahltaste für komisch, traurig oder originalgetreu. Danach stellt man den Stilregler auf den großen klassischen Künstler ein, in dessen Stil man das Buch animiert haben möchte. Dali, Bacon, Picasso ... die preisgünstigeren Modelle können den Stil von einem guten Dutzend systemberühmter Künstler in Zeichentrickform reproduzieren; die Auswahl wird bereits beim Kauf getroffen, läßt sich durch Nachrüstung allerdings beliebig erweitern.«
    »Fantastisch«, stieß Norm Schein begeistert hervor. »Das heißt, man kann sich ein abendfüllendes Unterhaltungsprogramm zusammenstellen, zum Beispiel eine traurige Version vom Jahrmarkt der Eitelkeiten im Stil von, sagen wir, Jack Wright. Donnerwetter!«
    Fran seufzte. »Es ist bestimmt ein erhebendes Gefühl, Barney, bis vor kurzem auf Terra gelebt zu haben«, sagte sie verträumt. »Es scheint immer noch in Ihnen nachzuschwingen.«
    »Mensch, dieses Gefühl können wir alle haben«, rief Norm, »wir brauchen uns bloß zu verwandeln.« Ungeduldig griff er nach dem winzigen Can-D-Vorrat. »Fangen wir an.« Er nahm sich seine Scheibe und begann energisch zu kauen. »Also, ich bin für eine komische Zeichentrickversion von ...« Er dachte nach. »... äh, den Selbstbetrachtungen des Marc Aurel, im Stil von de Chirico.«
    »Sehr witzig«, sagte Helen Morris spitz. »Ich wollte die Bekenntnisse des Augustinus vorschlagen, im Stil von Lichtenstein – natürlich komisch.«
    »Nein, im Ernst! Stellt euch vor: die surrealistische Perspektive, leere, verfallene Gemäuer mit umgestürzten dorischen Säulen, hohle Schädel ...«
    »Nun fangt schon endlich an zu kauen«, meinte Fran und nahm sich ihre Scheibe, »sonst verwandeln wir uns asynchron.«
    Barney nahm seine Portion entgegen. Das Ende einer Ära, dachte er und fing an zu kauen; ich nehme an etwas teil, was die Bewohner dieser Grube heute zum letzten Mal erleben, und was kommt danach? Falls Leo recht hat, wird es ungleich schlimmer werden, wenn nicht sogar unerträglich. Wovon nicht zuletzt auch Leo profitieren würde. Doch er ist evolviert. Und weise.
    Geminnte Gegenstände, denen ich vor noch nicht allzu langer Zeit eine vielversprechende Zukunft prophezeit habe, überlegte er. Gleich werde ich in diese Miniaturwelt eintauchen, auf ihre Größe reduziert. Doch im Gegensatz zu den anderen Grubenbewohnern kann ich meine Wahrnehmung des Layouts mit dem vergleichen, was ich hinter mir gelassen habe.
    Nicht mehr lange, machte er sich nüchtern klar, und man wird mich zwingen, das gleiche mit Chew-Z zu tun.
    »Sie werden feststellen, daß es ein ziemlich merkwürdiges Gefühl ist«, erklärte ihm Norm Schein, »zusammen mit drei anderen Männern einen Körper zu bewohnen; wir müssen uns darüber einig werden, was wir den Körper machen lassen wollen, zumindest muß sich eine eindeutige Mehrheit bilden, sonst kommen wir nicht von der Stelle.«
    »Und das ist schneller passiert, als man denkt«, sagte Tod Morris.
    Einer nach dem anderen schob sich sein Can-D in den Mund und kaute; Barney Mayerson war der letzte, und sein Widerwille war immens. Ohne mich, dachte er plötzlich, lief quer durchs Zimmer und spuckte das halbzerkaute Can-D ins Waschbecken, ohne etwas davon geschluckt zu

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