Die drei !!! - Tatort Filmset
Set zu machen. Es sahen jetzt schon zwei Leute neugierig herüber. »Ich glaube, Franzi meint, dass es nett gewesen wäre, wenn du uns ein paar Leute vorgestellt hättest«, versuchte sie zu vermitteln.
»Ach so, klar«, lenkte Marie ein. »Tut mir leid.«
»Schon gut ...«, sagte Franzi. Eines musste man Marie lassen: So zickig sie manchmal sein konnte, nachtragend war sie nicht.
»Was haltet ihr davon, wenn wir nach dem Dreh ins Cafe Lomo gehen?«, schlug Kim vor.
»Super Idee«, stimmte Franzi sofort zu.
Marie schüttelte den Kopf. »Ich muss nach Hause und Adrian fragen, ob er mir Tipps für meine Rolle geben kann. Wozu hab ich schließlich einen Schauspielschüler als Nachbarn?« »Verstehe ...«, sagte Franzi. Sie konnte sich noch lebhaft daran erinnern, wie Marie damals im Castingfieber gewesen war und den Detektivclub plötzlich vernachlässigt hatte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass sie jetzt im Filmfieber war. Das konnte heiter werden.
Schlechte Karten
Im vorletzten Stockwerk des Altbaus klingelte Marie Sturm an der Tür der WG.
Adrian machte sofort auf. Er hatte eine schwarze Lederjacke an und einen Schlüsselbund in der Hand. »Hi, Marie! Du, das ist jetzt leider schlecht. Ich muss gleich los.«
»Nur ganz kurz!« Marie lächelte zuckersüß. »Ich hab zwei klitzekleine Fragen an dich, dann lasse ich dich sofort gehen.« Adrian fuhr sich durch die Haare, die für Maries Geschmack eine Spur zu lang waren, aber seine schönen, braunen Augen betonten. »Na schön. Komm kurz rein.« Er führte Marie in das gemütliche Wohnzimmer, das er sich mit seinen Mitbewohnern Lola und Erik teilte.
Marie setzte sich auf einen blauen Stuhl in der Essecke. »Also, ich hab eine Komparsenrolle bei der Vorstadtwache .«
»Echt?«, rief Adrian. »Das ist ja toll. Gratuliere!«
»Danke!« Marie tat so, als ob täglich solche Rollenangebote in ihren Briefkasten flatterten. »Um’s kurz zu machen: Ich spiele eine Schaulustige am Tatort.« Sie erzählte von der Hafenszene und fragte am Schluss: »Kannst du mir nicht ein paar Tipps geben, wie ich mich auf die Rolle vorbereiten könnte?«
Adrian überlegte. Dann hellte sich sein Gesicht auf. »Klar! Frag doch mal die redselige Verkäuferin vom Supermarkt um die Ecke nach dem neuesten Klatsch. Tratsch ein bisschen mit, damit du ins Feeling reinkommst. Und mach jede Menge Fotos mit deinem Handy, am Set, zu Hause, in der Schule, einfach überall.«
»Ja, das ist gut«, sagte Marie. Im Geiste sah sie sich schon als Klatschreporterin über das Filmgelände düsen, immer auf der Suche nach einem peinlichen Schnappschuss.
Adrian klimperte mit seinem Schlüsselbund. »Jetzt muss ich aber wirklich los.«
»Natürlich.« Marie warf ein Ende ihres Leopardentuchs über die Schulter und stand auf. »Ich will dich nicht länger aufhalten. Was hast du denn heute noch Schönes vor?«
»Ich treffe mich mit Sylvie. Sie ist nämlich gerade in der Stadt«, sagte Adrian mit leuchtenden Augen.
Marie musste sich zusammenreißen, um cool zu bleiben. Beim Theaterfestival in Berlin hatte Adrian hemmungslos mit Sylvie geflirtet, bis sich herausstellte, dass sie einen Freund hatte. Aber Sven war weit weg in Berlin, und wer wusste so genau, ob Sylvie Adrians Charme widerstehen konnte? »Na, dann viel Spaß«, brachte Marie mühsam heraus.
»Den werden wir haben«, sagte Adrian fröhlich. Er ging mit Marie zur Tür und düste sofort ab.
Maries Stimmungsbarometer sackte in den Keller. Der erste Drehtag war perfekt gewesen, und jetzt vermasselte Adrian alles. Zu Hause wartete eine leere Wohnung auf sie, weil ihr Vater noch Einkäufe erledigen musste. Die Einsamkeit lauerte gleich hinter der Tür zum Penthouse. Plötzlich bereute Marie ihre Entscheidung, nicht mit Kim und Franzi ins Cafe Lomo zu gehen. Sie könnte jetzt gemütlich auf ihrem Stammplatz sitzen und einen Kakao Spezial mit Vanille-Aroma schlürfen. Zu spät! Marie pfefferte den Schlüssel auf die Kommode im Flur. Sie betrachtete ihr missmutiges Gesicht im Spiegel und streckte ihm die Zunge heraus. »Schluss mit Jammern, Marie! Was du jetzt brauchst, ist ein anständiger Wellness-Abend!«
Gesagt, getan. Als Marie in der Badewanne lag, umgeben von Teelichtern und Schaumbergen, auf dem Gesicht eine Gurkenmaske, waren Adrian und Sylvie an den Rand ihres Bewusstseins gedriftet und hatten den schönen Dingen des Lebens Platz gemacht. Marie dachte an Jo und an Leonard. Würde einer der beiden ihr Herz erobern? Und wie würde es
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