Die drei ??? und das Narbengesicht
Nachmittag. Kurz nach fünf verließ Ernie den Pier und ging zur Straße vor. Er schritt am Fahrbahnrand entlang, und Peter folgte ihm in einiger Entfernung.
Ernie ging geradewegs auf ein heruntergekommenes kleines Haus zu, das mit der Front zur Straße stand, während der hintere Teil im Sand durch Pfeiler abgestützt war. Als er in dem halb verfallenen alten Bau verschwand, blieb Peter stehen und fragte sich, was er nun machen solle. Wie konnte er mehr über diesen Mann herausfinden, der möglicherweise jenen Bettler kannte?
Ein klappriger, alter Lastwagen kam die Straße entlangge-rumpelt. Gegenüber von Ernies Haus fuhr er an den Stra-
ßenrand, und ein junger Mann sprang aus dem Führerhaus.
Er bedankte sich noch winkend beim Fahrer, dann überquerte er die Fahrbahn und ging in das Haus. Der Lastwagen fuhr weiter.
Ein paar Minuten später tauchte in einem uralten Buick noch ein dritter junger Mann auf. Er parkte den Wagen auf dem unkrautüberwucherten Platz beim Haus, ging dann hinein und schlug die Tür hinter sich zu.
Am Ufer waren nun nur noch wenige Angler. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Peter beschloß, noch zehn Minuten auf seinem Posten zu bleiben und dann das Fahrrad zu holen und heimzufahren.
Kaum hatte er sich das überlegt, als sich die Tür zu Ernies Haus öffnete. Ernie und die beiden anderen Männer traten ins Freie und gingen die Straße entlang. Peter schlenderte gemächlich hinterher. Die Männer schritten am Anwesen der Denicolas vorüber, gingen dann über die Straße und stapften einen kurvenreichen Fahrweg hinauf. Er führte zu einem Gebäude, das ganz oben auf der Hügelkuppe stand, mit der Vorderseite zum Meer. Ein Hinweisschild am Hang wies es als »Motel Seeblick« aus.
Ernie und seine Freunde waren gerade oben auf dem Hügel angelangt, als ein Auto in die Zufahrt zum Motel einbog und langsam die Steigung nahm. Noch ein Wagen kam angefahren und folgte dem ersten bergan, und ein dritter hielt am Straßenrand an. Ein Mann und eine Frau stiegen aus und machten sich zu Fuß auf den Weg nach oben, und dann brau-sten noch zwei junge Männer mit Mofas den Berg hinauf.Peter sah sich alles an und wunderte sich. Als ein Transporter voller junger Leute am Straßenrand hielt, wollte er auch nicht länger untätig bleiben. Er überquerte die Straße, als gerade wieder ein Auto dort geparkt hatte. Ein Ehepaar in mittleren Jahren stieg aus, und dann kamen noch zwei Jungen in Peters Alter. Der Mann und die Frau gingen die Zufahrt hinauf, und die Jungen wanderten hinterdrein. Peter hielt ein paar Schritte Abstand.
Er folgte der Familie bis zur Kuppe, dann hinter das Motel zum Parkplatz und Schwimmbecken. Die Türen der Appar-tements gingen alle nach hinten hinaus. Darüber waren unter der Dachtraufe schon die Lampen eingeschaltet. Auf dem breiten, plankenbelegten Gang um das Schwimmbecken und einem Teil der asphaltierten Parkfläche waren Klappstühle in Reihen aufgestellt. Hinter dem Schwimmbad war ein Gelände, wo Ernie und seine beiden Freunde große Plakat-ständer aufrichteten und dann riesige Foto-Poster daran befestigten. Eine Porträtaufnahme in Schwarzweiß stellte einen weißhaarigen Mann in wallendem Gewand dar. Ein Farbfoto zeigte eine Stadt im Sonnenlicht, dem Anschein nach in südlichen Gefilden. Beim dritten Bild holte Peter verblüfft Atem. Es war die Aufnahme eines Mannes mit wirrem grauem Haar, mit einer Narbe, die vom Jochbein zum Kinn verlief, und mit einer dunklen Brille vor den Augen.
Der sah ja genauso aus wie der blinde Bettler – laut Bob!
Peter war nicht wenig aufgeregt. Schließlich war er hier nicht eingeladen. Es drängte ihn, sich dünn zu machen, aber er wußte, daß Justus ihm das nie verzeihen würde. Gleich würde hier irgendeine Versammlung stattfinden, und dabei würde er vielleicht erfahren können, wer der Mann mit dem Narbengesicht war. Eine Gebühr wurde anscheinend nicht verlangt, niemand fragte nach Eintrittskarten. Und kein Mensch achtete auf Peter. Da fand er, nun könne er auch beruhigt dabeibleiben, wenn er sich ruhig verhielt und einfach so tat, als gehöre er dazu.Er setzte sich auf einen der Klappstühle und brachte ein freundliches Lächeln zuwege, als ein beleibter Mann, der nach dem steilen Weg bergan mächtig schnaufen mußte, neben ihm Platz nahm.
Es kamen immer mehr Leute. Als alle Stühle besetzt waren, ließen sich die Menschen auf den Stufen vor dem Motelbüro und auf der Mauer an einer Seite des Schwimmbeckens nieder. Im
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