Die drei ??? und das Narbengesicht
das garantiert einen Oscar ein.«
»Haben Sie jemals so eine besonders originelle Maske gemacht?« erkundigte sich Justus. »Zum Beispiel, um jemanden wie eine Fledermaus oder wie einen Werwolf aussehen zu lassen?«
»Ich mußte schon ein paar Leute älter machen, als sie wirklich waren«, sagte das Mädchen. »Dazu braucht man mehr Zeit als für ein normales Make-up, aber schwierig ist es im Grunde nicht. Ein Monster oder einen Werwolf habe ich noch nicht gemacht.«
»Ist es schwierig, Monster zu machen?« fragte Justus. »Und wie ist das mit Narben? Kennen Sie die Geschichte von dem Wachsfigurenkabinett und dem Bösewicht, der über und Über mit Narben bedeckt war?«
Das Mädchen zuckte die Achseln. »Man braucht eben Zeit«, sagte sie. »Wenn man Zeit genug hat, läßt sich fast alles machen. Nur alte Leute kann man natürlich nicht wieder jung machen. Einen jungen Menschen kann man künstlich altern, aber wenn ein Darsteller einmal wirklich alt wird, dann ist da nichts mehr zu ändern. Man kann ein wenig nachhelfen, und natürlich lassen sich viele die Gesichtshaut straffen und die Lider korrigieren, und sie färben sich die Haare, und der Kameramann filmt sie mit dem Weichzeichner, aber irgendwann sind sie dann einfach zu alt, um noch länger romanti-sche junge Helden zu spielen.«
Justus hatte sein Glas fast ausgetrunken. Er hatte um Wasser gebeten, damit er einen Vorwand hatte, um sitzenzubleiben und zu plaudern, und er fand nun, er habe genug erfahren. Er leerte das Glas vollends in einem Zug und stellte es auf den kleinen Tisch bei seinem Sessel.
»Also vielen Dank«, sagte er. »Das hat gut getan.«
»Schön«, sagte sie. »Möchtest du noch mehr?«
»Nein, danke. Ich werde Mr. Shaw berichten, daß ich Sie kennengelernt habe. Vielleicht begegnen Sie ihm irgendwann bei Dreharbeiten.«
»Der Vater deines Freundes?« sagte sie. »Der mit den Tricks? Das wäre aber nett von dir.«
»Welchen Namen soll ich ihm denn nennen?« fragte Justus.
»Graciela Montoya«, sagte das Mädchen. »Aber alle nennen mich nur Gracie.«
»Aha.« Justus stand auf.»Nochmal vielen Dank für das Wasser.«
Er ging zur Pforte hinaus und zum Kindergarten zurück, hochbefriedigt über den Ertrag seiner Einfaltspinsel-Schau, die er da abgezogen hatte. Als er jedoch um die Ecke zur Dalton Avenue bog, blieb er stehen und stöhnte abgrundtief.
Patrick und Peter waren mit dem Lastwagen schon weg! Nun mußte er zusehen, wie er wieder nach Rocky Beach kam.
»Verflixt!« sagte er laut. Dann machte er sich in Richtung Wilshire Boulevard auf, wo er den Bus nehmen konnte.
Beim Gehen surrte in seinem Kopf schon wieder eine neue Eingebung.
Maskenbildnerin ist ja nicht gerade ein alltäglicher Beruf . . . Könnte das im Zusammenhang mit dem derzeitigen Fall der drei ??? von besonderem Interesse sein?
Die Terroristen
Justus saß in der Zentrale an seinem Schreibtisch und sah seine beiden Freunde an. Es war nach dem Mittagessen, und er hatte gerade von seiner Unterhaltung mit Graciela Montoya berichtet.
»Es ist gar nicht ausgeschlossen«, sagte Justus, »daß der blinde Bettler eine Frau ist.«
Bob überlegte sich das einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
»Aber denkbar wäre es doch?« meinte Justus. »Sie ist Maskenbildnerin, und sie scheint mit Mr. Bonestell ganz gut befreundet zu sein. Peter, vielleicht hast du recht. Vielleicht ist Gracie Montoya das Bindeglied zwischen dem Bettler und den Bankräubern und der Clique bei Denicola.«
»Der Bettler ist sie jedenfalls nicht«, verteidigte Bob seinen Standpunkt. »Der Blinde hatte einen Stoppelbart. Ich stand ja an der Bushaltestelle dicht hinter ihm und konnte sein Gesicht genau sehen. Er hatte sich seit Tagen nicht rasiert. Damit würde sich doch eine Maskenbildnerin nicht abgeben.«
»Hm!« sagte Justus. Man merkte ihm die Enttäuschung an.
»Immerhin hätte das Mädchen Mr. Bonestell aushorchen und das an die Diebe weitergeben können – und dann war der Blinde vielleicht einer von ihnen. Die Narbe –«
»Die Narbe ist nicht echt«, sagte Bob.»Ach!« Justus grinste. »Da bist du wohl in der Bibliothek fündig geworden?«
»Und ob«, sagte Bob. Er hatte einen großen braunen Briefumschlag auf den Knien gehalten. Jetzt zog er ein paar Zeitschriften heraus.
» Mesa d’Oro ist, wie wir bereits wissen, eine Sekte, die in Venezuela sehr verbreitet ist«, sagte er. »Mehrere hunderttausend Gläubige gehören dieser Gemeinschaft
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