Die drei ??? und das Narbengesicht
unbestreitbar ein Held.«
Bob blätterte in einer der Zeitschriften, die er aus der Bibliothek mitgebracht hatte, ein paar Seiten zurück. Dann hielt er die Zeitschrift hoch, und Justus und Peter blickten erstaunt auf ein Bild eines Mannes mit dunkler Brille und einer Narbe im Gesicht. Der Mann stand mit erhobenen Armen vor einem Mikrophon. Man hatte den Eindruck, als rufe er beschwörende Worte aus.
»Peter, war das die Aufnahme, die du gesehen hast?« fragte Bob.»Es ist . . . es ist nicht genau das gleiche Bild«, sagte Peter.
»Aber es ist derselbe Mann. Ja. Da bin ich ganz sicher!«
»Und es ist auch der Mann, den ich vor der Bank sah«, sagte Bob. »Und doch kann ich diesen Mann unmöglich gesehen haben. Das hier ist ein Bild von Luis Pascal Dominguez de Altranto. Er war vor Jahren der Vertraute jenes Felipe Rodriguez, der in Mexico City lebt. Altranto war ein Terrorist und hatte mehrere Menschenleben auf dem Gewissen. Er ging niemals davon ab, daß er das Recht auf seiner Seite habe und daß Rodriguez bitteres Unrecht geschehen sei.«
»Ein Fanatiker«, sagte Justus. »Ein gefährlicher Fanatiker.
Aber wieso kann das nicht derselbe Mensch sein, den du vor der Bank gesehen hast?«
»Weil Altranto nicht mehr lebt!« sagte Bob. »Er ist schon einige Jahre tot.«
Alle drei schwiegen kurz. Dann seufzte Peter. »Aber wenn Altranto tot ist . . .« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
»Der Bettler sah einem Toten zum Verwechseln ähnlich –
sogar bis auf die Narbe! Und seine Blindheit? War Altranto blind?« fragte Justus.
»Ja. Er verlor sein Augenlicht bei einem Brand, den er selbst in einem Versammlungsraum der Corso-Anhänger gelegt hatte. Die Behinderung bewog ihn jedoch nicht zur Umkehr.
Eher trug sie noch dazu bei, ihn zum Helden zu machen.«
»Also war der Bettler als Altranto maskiert«, sagte Justus.
»Dazu war nur Schminke und eine dunkle Brille nötig. Ob wohl Gracie Montoyas Kunstfertigkeit hinter dieser Maske steckte? Aber . . . aber wieso war er überhaupt maskiert?
Wozu sollte das gut sein? Es war ja niemand dabei –«
Justus hielt mitten im Satz inne. Auf dem Schreibtisch klingelte das Telefon. Er blickte starr hin, verärgert über die Störung. Dann nahm er den Hörer ab.
»Hallo«, meldete er sich. »Oh. Ja, richtig, Mr. Bonestell.«
Justus hörte eine Minute zu, dann sagte er: »Na, vielleicht hat das gar nichts zu bedeuten, aber es stört eben. Ich kann zu Ihnen kommen, wenn Sie es wünschen. Ich würde mich auch gern mit Ihnen unterhalten, über . . . über einen neuen Gesichtspunkt, der sich in dem Fall ergeben hat.«
Justus hörte noch kurz zu, dann schloß er: »Ja. In etwa einer halben Stunde.«
Er legte auf.
»Man hat Mr. Bonestell noch einmal zu dem Bankraub verhört«, erklärte er. »Er ist ganz durcheinander. Ich bezweifle, daß die Polizei ihn ernstlich verdächtigt, wie er offenbar glaubt, aber ich fahre jetzt zu ihm und versuche ihn aufzu-muntern. Ich werde ihn auch nach Gracie Montoya fragen.
Wir müssen herausbekommen, wie gut er sie kennt.«
Justus schaute Bob und Peter voll Eifer an. »Im übrigen müssen wir die Dame überwachen. Ich frage mich, ob sie mit der Clique bei Denicola näher bekannt ist – mit Ernie und seinen Freunden.«
»Sieh mich bloß nicht so an«, sagte Peter. »Meine Mutter wird Krach schlagen, wenn ich nicht heute nachmittag den Rasen mähe. Das Gras bei uns ist nach dem vielen Regen letzte Woche bestimmt zehn Zentimeter gewachsen. Und außerdem würde mich das Mädchen vielleicht erkennen.«
»Bob?« meinte Justus.
»Ich kann mich beim Haus aufstellen, wo sie wohnt«, sagte Bob. »Heute nachmittag brauchen sie mich in der Bibliothek nicht.«
»Sei aber vorsichtig«, mahnte Peter. »Wenn es für diese Leute normal ist, Bomben zu legen und Menschen umzu-bringen . . . dann laß dich besser nicht mit ihnen ein.«
Überfall
Als Justus eine halbe Stunde später an Mr. Bonestells Tür klopfte, ließ ihn Shelby Tuckerman ein. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover und seine enganliegende Sonnenbrille.
»Na, prima!« sagte Shelby. »Unser Superdetektiv! Vielleicht kannst du Walter wieder ein wenig aufrichten.«
Es gab Justus einen Stich, und er ärgerte sich, sagte aber nichts. Er folgte Shelby durch das blitzblanke, aufgeräumte Wohnzimmer zur Küche. Dort saß Walter Bonestell am Tisch beim Fenster und rührte in seiner Kaffeetasse. Justus setzte sich ihm gegenüber. Shelby bot Justus Kaffee an, doch Justus dankte höflich. »Ich
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