Die drei ??? und das Narbengesicht
Mädchen ließ die Hundeleine los. Sie stand da, den Arm um Mr. Bonestells Schultern gelegt, und lächelte ihn lieb an. Dann küßte sie Mr. Bonestell auf die Wange.
Mr. Bonestell wurde rot und sah ganz beglückt aus.
»Da haben wir’s!« rief Peter. »Da ist das Bindeglied zwischen Mr. Bonestell und dem Bankraub und den Leuten bei Denicolas Pier und . . . und Mr. Hitfields Brieftasche und dem Blinden!«
»Dieses Mädchen soll das Bindeglied zwischen all diesen Leuten und Vorfällen sein?« fragte Justus.
»Klar«, behauptete Peter. »Ist doch ganz einfach. Das Mädchen gehört nämlich zu der Bande, und sie macht sich an Mr. Bonestell heran und horcht ihn über die Bank aus – den Tagesablauf dort und die Putzkolonne und all das. Der Blinde ist der Bandenchef, und er tritt als Späher auf, ehe die anderen in die Bank eindringen. Das Mädchen könnte doch wirklich zu den Tätern gehören, nicht? Vielleicht war sie maskiert, als sie in die Bank kam, damit Mr. Bonestell sie nicht erkennen sollte. Oder sie arbeitet vielleicht einfach als Informator.«
»Du meinst Informant«, sagte Justus geistesabwesend. Er ging gerade emsig Peters Theorie im Kopf durch. »Möglich wäre das schon«, meinte er dann. »Aber was ist dann mit all den anderen Leuten, die gestern abend zu der Versammlung kamen?«
»Ja, die . . . die . . .« Ratlos hielt Peter inne. »Die sind dann wohl die Dummen?« mutmaßte er. »Die Verbrecher nützen ihren Glauben aus für . . . für . . .« Da mußte Peter passen.
»Und diese Verbrecher führten gestern abend eine Spendensammlung durch, weil Leute, die soeben eine Bank um eine Viertelmillion erleichtert haben, bekanntlich in Geldverle-genheit sind«, ergänzte Justus.
»schön, ich merke ’ selber, daß es idiotisch ist«, sagte Peter.
»überhaupt nicht idiotisch«, sagte Justus. »Es ist immerhin ein weiterer bemerkenswerter Zufall, daß das Mädchen, das bei der Vorstellung gestern abend eine solche Hauptrolle spielte, Walter Bonestell doch recht gut zu kennen scheint.
Wenn wir ihn wieder allein treffen, müssen wir ihn fragen, was er ihr alles über die Bank erzählt hat.«
Das blonde Mädchen lachte jetzt. Ihr Hund hatte sich mit der Leine in einem Hibiskusstrauch verheddert, und sie ging hin, um ihn zu befreien.
»Du bleibst hier und hilfst Patrick«, sagte Justus leise. »Ich gehe dem Mädchen nach und stelle fest, wo sie wohnt und mit wem sie Umgang hat. Psst, runter! Da kommt sie!«
Peter duckte sich hinter das Armaturenbrett, damit ihn das Mädchen nicht sehen konnte. »Komm schon, alter Freund!« hörte Peter sie zu dem Hund sagen, und dann ging sie an dem Lastwagen vorüber, wobei ihre Absätze auf dem Gehweg klickten.
Justus wartete noch kurz, dann schlüpfte er aus dem Wagen und machte sich an die Verfolgung.
Die Maskenbildnerin
Justus hielt sich ein paar Häuser hinter dem blonden Mädchen, aber als sie am Ende der Straße anlangte und rechts abbog, beschleunigte er seinen Schritt etwas. Er erreichte die Ecke gerade rechtzeitig, um sie im Hof eines älteren Miets-hauses verschwinden zu sehen.Langsam ging Justus auf der Straße weiter. Das Gebäude, in das die junge Frau gegangen war, war in Atriumform um ein Schwimmbecken gebaut. Ein weißgestrichener Eisenzaun schirmte die freie Seite des Beckens von der Straße ab. Justus sah das Mädchen nicht, aber eine Wohnungstür im Erd-geschoß stand offen. Als Justus vor dem Zaun den Schritt verhielt, kam der Bernhardiner aus der Tür gesprungen.
»Brandy, du kommst sofort wieder herein!«
Das Mädchen hastete ins Freie, und der Hund entwischte zur gegenüberliegenden Seite des Schwimmbeckens, wo er sich in ein Blumenbeet setzte.
»Dummes Vieh!« rief sie. »Sollen sie uns denn hier rauswerfen?«
Justus öffnete lautlos die Pforte im Zaun und trat in den Hof.
Da blieb er stehen und schaute sich nachdenklich die Reihe der Briefkästen am Eingang an.
»Suchst du hier jemand?« erkundigte sich das Mädchen.
»N-nein, eigentlich nicht«, sagte Justus. »Ich wollte nur fragen . . .« Er machte eine Pause, als scheue er sich, die Frage zu stellen.
»Na, was denn?« sagte das Mädchen.
»Ich wollte Sie fragen, ob . . . ob Sie nicht die Abendpost abonnieren möchten?«
»Bedaure, nein«, sagte das Mädchen. »Ich habe nicht die Zeit, um jeden Tag Zeitung zu lesen. Danke für die Nachfrage.«
Justus zog einen kleinen Notizblock und einen Bleistiftstum-mel aus der Tasche. »Und wie wäre es mit der Sonntagsaus-gabe?« fragte
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