Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei ??? und das Narbengesicht

Die drei ??? und das Narbengesicht

Titel: Die drei ??? und das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. V. Carey
Vom Netzwerk:
Ecke des Geländes ab. Der Zaun war von Künstlern aus Rocky Beach farbenfroh bemalt worden. An dieser Ecke prangte ein Segelschiff, das gerade von gewaltigen, grünen Wogen verschlungen wurde. Im Vordergrund erhob sich ein Fisch aus dem Meer, um das Schiff zu betrachten. Als Justus mit dem Finger auf das gemalte Fischauge drückte, ließen sich zwei Zaunplanken zur Seite schwenken und bildeten so den Durchgang, den die Jungen Grünes Tor nannten. Es war einer der Geheimzugänge, die ihnen das Ein-und Ausgehen gestatteten, ohne daß sie von Tante Mathilda oder Onkel Titus bemerkt wurden.
    Justus öffnete die schmale Pforte und schob das Fahrrad zur Freiluftwerkstatt. Peters Rad war schon da, es lehnte an der Druckpresse. Justus lächelte und ließ die Zaunplanken wieder zuklappen.Und da hörte er in einer Ecke der Werkstatt ein leises Geräusch – nur ein Rascheln von Stoff und einen Atemzug.
    Justus wandte den Kopf.
    Da war der blinde Bettler! Er hatte das Narbengesicht Justus zugewandt und den Kopf leicht erhoben. Auf seinen Wangen war jetzt kein Stoppelbart, und er hatte auch keinen Stock bei sich. Justus sah mit einem Schaudern, daß die Narbe einen seiner Mundwinkel zu einem häßlichen Feixen verzerrte.
    Einen Herzschlag lang hielt Justus ganz still. Der Bettler rührte sich nicht. Dann holte Justus Atem, und der Bettler trat vor, den Kopf noch immer in überraschter Haltung erhoben, den Mund haßerfüllt verzogen. Er hatte etwas in der Hand.
    Die Finger schlossen sich fest darum. Er wollte sich an Justus vorbeidrücken, und plötzlich wollte Justus wissen – mußte er wissen –, was der Mann da in der Hand hatte. Er schleuderte sein Rad weg, sprang den Mann an und packte mit beiden Händen die geschlossene Faust.
    Der Mann stieß einen Schrei aus und wich zurück, aber Justus hatte die Faust fest gepackt und versuchte die Finger zu öffnen. Der Zugriff ließ nach, und es fiel etwas zu Boden.
    Mit einem Ruck riß sich der Bettler los. Und dann kam sein Angriff! Er holte mit der Faust aus, und der Schlag traf Justus direkt unter dem Auge. In seinem Kopf sprühten Funken, und an seiner Wange zuckte ein irrsinniger Schmerz auf. Blaue und rote und grüne Lichtwellen wogten ihm vor den Augen, und er sackte zusammen.
    Ganz kurz verlor Justus das Bewußtsein. Dann war er wieder bei sich und merkte, wie der Bettler über ihn hinwegschritt.
    Die Zaunplanken schwangen auf und klappten zu, und Justus war allein.

Die Wanze
    Justus saß auf der Erde und fühlte sich ein wenig schwindlig.
    Als er wieder klar sehen konnte, fiel sein Blick auf das Ding, das dem Bettler heruntergefallen war. Es war unter die Werkbank gekullert. Justus sah ein Plastikkästchen, das an einer Seite kleine Löcher hatte.
    »Ist ja interessant!« sagte er.
    Er hatte laut gesprochen, und wie als Antwort auf diese Feststellung schwang das Eisengitter neben der Druckpresse zur Seite. Peters Kopf erschien in der Öffnung zu Tunnel II.
    »Was ist denn los?« fragte Peter. »Hast du eben geschrien?«
    »Es war Besuch da«, sagte Justus. Er kniete sich hin und kroch vor zur Werkbank, um das Kästchen zu holen. Er schaute es sich aufmerksam an. »Wenn ich mich nicht irre, ist das ein Abhörgerät«, sagte er. »Ein winziges Mikrophon.
    Eine Wanze nennt man das auch. ich habe es schon auf Fotos gesehen. Der blinde Bettler war hier, und er benahm sich keineswegs wie ein Blinder. Der wollte uns bestimmt hier in unserer Werkstatt anzapfen!«
    »Der Bettler?« Peter nahm Justus das kleine Gerät aus der Hand und sah es sich an. »Wieso uns anzapfen? Und wie hat er uns überhaupt gefunden?« Peter schaute sich um, als kön-ne der Mann mit dem Narbengesicht noch hinter ihm stehen.
    »Unheimliche Sache!« sagte er.
    Justus setzte sich auf den Stuhl bei der Werkbank. Er nahm das Abhörgerät wieder an sich und stemmte das Gehäuse mit seinem Taschenmesser auf. »Es ist tatsächlich ein Mini-Sender«, sagte er. »Er fängt Geräusche auf und sendet sie über eine kurze Entfernung – ein paar hundert Meter vielleicht.
    Normalerweise bildet so eine Wanze eine Einheit mit einem Bandgerät, das irgendwo in der Nähe versteckt ist und sich selbsttätig einschaltet, sobald gesprochen wird. Mit einer Wanze und einem Bandgerät könnte der Bettler alles abhö-
    ren, was hier in der Werkstatt geredet wird.«
    »Bist du sicher, daß die Wanze jetzt nicht funktioniert?« meinte Peter. »Wenn sie nun jedes Wort sendet, das du sagst?«
    Mit der Messerspitze entfernte Justus

Weitere Kostenlose Bücher