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Die drei ??? und das Narbengesicht

Die drei ??? und das Narbengesicht

Titel: Die drei ??? und das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. V. Carey
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Ernie.
    Schließlich wandte sich Ernie von seinen Freunden ab. Die beiden schlenderten den Pier hinauf und am Ufer entlang zu dem baufälligen kleinen Haus, das mit der Front zur Straße und mit der Rückseite zum Wasser stand. Bob schloß daraus, daß dies Ernies Hausgenossen waren.
    Ernie kam wieder auf das Boot, und Bobs Arbeit wurde gutgeheißen. »Sehr schön«, sagte er freundlich.
    »Sie sprechen aber ganz toll Spanisch!« rief Bob. »Und auch Ihre Freunde.«
    »Für mich ist das die zweite Muttersprache«, brüstete sich Ernie. »Meine Freunde kommen aus Südamerika. Sie können nicht so gut Englisch, also unterhalten wir uns auf Spanisch.«
    Bob sah die alte Mrs. Denicola aus dem Haus beim Parkplatz kommen. Sie trug ein Tablett mit einer Thermosflasche und ein paar Gläsern. Auf halbem Weg zwischen dem Haus und dem kleinen Büro, in dem Eileen Denicola saß, blickte die alte Dame zur Maria III hinüber. Sie sah Ernie und Bob –
    Bob hielt gerade noch den Pinsel –, und sie blieb kurz stehen.
    Obwohl Bob mindestens hundert Meter von der alten Frau entfernt stand, bemerkte er, daß sie ganz angespannt war.
    Nach ein paar Augenblicken ging die alte Frau weiter zum Büro. Gleich darauf kam Eileen heraus und betrat den Pier.
    Die jüngere Frau trug ein grobes blaues Arbeitshemd mit of-fenstehendem Kragen, um den Hals ein blauweißes Tuch ge-schlungen. Sie hatte ausgewaschene Jeans und blaue Segel-schuhe an. Ihr Blick war selbstbewußt und sehr kritisch.
    »Es ist doch deine Arbeit, das Ruderhaus zu streichen«, sagte sie zu Ernie. Sie sprach nicht laut, aber streng.
    Ernie zuckte die Achseln. »Der Junge will ein wenig helfen.
    Er macht das gern.«
    »Stimmt, Madam«, sagte Bob. »Das macht mir Spaß, wirklich.«
    »Na schön, aber nun macht Ernie weiter«, sagte sie. »Meine Schwiegermutter möchte mit dir reden.«
    »Mit mir?« fragte Bob.
    »Sie ist da drin.« Eileen zeigte auf das Büro. »Ich weiß nicht, worum es geht, aber sie wollte, daß ich dich hole. Gib Ernie den Pinsel und komm mit.«
    Rob übergab den Pinsel und folgte Eileen Denicola zum Büro. Sie wandte sich noch einmal zurück, um Ernie zu sagen, daß sie mit ihm gleich nach dem Mittagessen im Boot wegfahren müsse. »Sei bitte pünktlich da«, ermahnte sie ihn.
    »Wir müssen zu Kellehers fahren und auftanken. Morgen früh um sieben kommen dreiundvierzig Leute hierher, dann bleibt uns dazu keine Zeit mehr.«
    »Ja, Mrs. Denicola«, sagte Ernie und schwang den Pinsel schneller.
    Bob lächelte. Offenbar war es Eileen Denicola gewohnt, daß man ihr gehorchte. Nun schritt sie vor ihm her, und ihr roter Haarschopf wippte bei jedem Schritt. Die alte Mrs. Denicola kam ihnen aus dem Büro entgegen.
    »Wir gehen ins Haus«, sagte die ältere Frau. Sie wandte sich zu Bob. »Und du, junger Mann, du kommst mit. « Bob folgte ihr ins Haus und fragte sich, was nun kommen mochte. Sie führte ihn in ein Wohnzimmer, das eine unge-mütliche, recht fremdartige Atmosphäre ausstrahlte, mit großen hochlehnigen Armsesseln und einem langen, ab-grundhäßlichen Sofa.
    »Setz dich hin.« Mrs. Denicola zeigte auf einen Stuhl, der vor dem Sofa stand. Sie nahmen beide Platz. Die alte Frau faltete die Hände im Schoß ihres schwarzen Kleides. Dann blickte sie Bob so eindringlich an, daß er wegsehen mußte.
    »Dich habe ich schon gesehen«, sagte sie.
    »Das . . . das glaube ich nicht«, sagte Bob.
    »Du kannst es nicht wissen, aber ich habe dich gesehen«, sagte Mrs. Denicola. »Im Traum habe ich dich gesehen, und nun da drüben.« Sie zeigte zum Fenster. »Ich glaube, du solltest nicht hier sein.«
    Sie schien eine Erwiderung zu erwarten. Bob öffnete den Mund, aber die Stimme versagte ihm. Er brachte nur einen Laut zwischen Husten und ersticktem Keuchen hervor. Er machte den Mund wieder zu, holte tief Atem und räusperte sich.
    »Ich hab’ nur beim . . . beim Anstreichen ein wenig geholfen«, sagte er. »Vorher war ich noch nie hier, und . . .«
    Er hielt inne, mit einem Mal voll Unbehagen und Angst. Er wollte die alte Dame nicht vor den Kopf stoßen oder ihren Unwillen erregen, doch er fürchtete sich vor der Kraft, die er in ihr spürte. Sie erinnerte ihn an die Orakel in alten Sagen –
    jene weisen Frauen der Vorzeit, die in entlegenen Höhlen lebten und wahrsagten und die Männer warnten, wenn Unheil bevorstand.
    In dem kleinen Haus herrschte dumpfe Wärme, und doch fröstelte Bob.
    Mrs. Denicola beugte sich zu ihm vor, die Hände noch immer in den Falten ihres

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