Die drei ??? und das Narbengesicht
Fassung. Doch er blieb bei seiner Behauptung. »Ich habe wirklich mit keinem Menschen gesprochen. Es war niemand da – niemand außer Shelby, und zu ihm sagte ich nichts davon. Wirklich nicht!
Kein Wort! Shelby ist ja nicht – also, im Gespräch komme ich gar nicht gut mit ihm zurecht. Er tut immer so, als ob das, was ich erzähle, ihn herzlich wenig interessierte, und vielleicht trifft das ja auch zu. Jedenfalls ging er, als er gestern abend ins Haus kam, gleich nach oben und schloß sich in seinem Zimmer ein.«
»Und Sie haben überhaupt nicht mit ihm gesprochen? Auch nicht heute früh?«
»Nein. Nur guten Tag gesagt. Das weiß ich genau.«
Justus seufzte. Er zupfte an seiner Unterlippe und schaute ratlos auf die Zuckerdose. Dann drängte sich ihm ein Bild von Shelby Tuckerman auf – Shelby mit seiner Sonnenbrille und seinem Rollkragenpullover. ›Nach eurer Rechtsprechung‹ hatte Shelby gesagt, ›ist ein Mensch unschuldig, bis ihm eine Schuld nachgewiesen wird.‹»Eigenartig, daß mir das nicht früher aufgefallen ist«, sagte Justus laut.
»Was denn?« fragte Mr. Bonestell.
»Shelby kommt nicht näher mit Ihren Nachbarn zusammen, oder?«
»Nein, ich glaube nicht«, sagte Mr. Bonestell. »Er findet, sie seien nichts Besonderes.«
»Ist er denn was so Besonderes?« meinte Justus.
Mr. Bonestell zuckte die Achseln, und Justus sah sich noch immer die Zuckerdose an. »Wann hat sich Shelby eigentlich angewöhnt, Zucker in den Kaffee zu tun?« fragte er unver-mittelt. »Das war doch nicht immer so, oder? Am ersten Abend, als wir hier waren, machte er sich eine Tasse Kaffee und trank ihn ohne Zucker.«
»Ja . . . richtig«, sagte Mr. Bonestell. »Das mit dem Zucker hat er erst vor ein paar Tagen angefangen. Er sagt, es regte ihn schnell an, wenn er ein Stück Zucker nehme.«
Mit blitzenden Augen griff Justus nach der Zuckerdose. Er steckte den Finger tief hinein und nahm flink ein kleines, flaches Plastikkästchen mit Löchern an einer Seite heraus.
Mr. Bonestell sah sich das Ding an. »Was ist denn das?« fragte er.
»Ein Abhörgerät, Mr. Bonestell. Eine Wanze. Sie mußten überhaupt nicht mit Shelby reden. Solange diese Zuckerdose hier auf dem Tisch stand, konnte er alles mithören, was in diesem Raum gesprochen wurde.«
Justus ging zum Telefon in der Küche. »Shelby arbeitet bei Systems TX-4«, sagte er. »Wissen Sie die Nummer?«
Mr. Bonestell sagte ihm die Nummer, und Justus wählte. Es war gerade vier Uhr neunundfünfzig, als die Verbindung zustandekam. Er fragte, ob er Shelby Tuckerman sprechen könne, und bekam zu hören, daß bei Systems TX-4 kein Mitarbeiter dieses Namens beschäftigt sei.
»Aber früher hat Mr. Tuckerman bei Ihnen gearbeitet«, sagte Justus. »Wann ist er denn ausgeschieden?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erklärte die Telefonistin.
»Wenn Sie am Montag früh wieder anrufen, können Sie es von der Personalabteilung erfahren.«
Justus bedankte sich und legte auf.
»Er arbeitet nicht dort?« fragte Mr. Bonestell. »Das begreife ich nicht. Er muß doch da beschäftigt sein. Erst gestern war er für TX-4 in Fresno auf Dienstreise.«
»Das möchte ich doch sehr bezweifeln«, äußerte Justus. Er trat zum Kühlschrank und öffnete das Gefrierfach. Die Tiefkühlpäckchen, die Shelby vor einigen Tagen eingelegt hatte, waren weg. Es war ein großer Vorrat an Fertigmenüs und tiefgefrorener Pizza gewesen. Doch nun war nichts mehr übrig bis auf einen einzigen Becher mit Eiskrem in der Ecke.
Justus schloß das Gefrierfach. »Da drin muß das Zeug die ganze Zeit gewesen sein«, sagte er.
»Was?« fragte Mr. Bonestell.
»Ach, nichts«, sagte Justus. »Das heißt, ich bin nicht sicher.
Und vielleicht kommen wir schon zu spät. Mr. Bonestell, sagten Sie nicht, daß Shelby Tuckerman immer seine Tür abschließt?«
»Stimmt. Shelby nimmt seine Intimsphäre sehr wichtig.«
»Eine Ausrede erster Güte«, sagte Justus trocken. »Mr. Bonestell, ich muß in sein Zimmer – und zwar sofort!«
Die Gefangenen
Justus und Mr. Bonestell holten eine Klappleiter aus der Garage und legten sie an Shelby Tuckermans Fenster an. Das Fenster war nicht verschlossen, und so konnte Justus einsteigen.Auf der Kommode stand ein Bandgerät betriebsbereit. Justus spulte das Band zurück und spielte es ab. Er hörte das Gespräch, das er soeben mit Mr. Bonestell geführt hatte. Er hörte, wie er die Telefonnummer wählte und bei TX-4 mit der Zentrale sprach. Er hörte die Kühlschranktür
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