Die drei ??? und das Narbengesicht
bei Denicolas sehen. Hin und wieder bog ein Auto dort ein, und hin und wieder kam eines herausgefahren. Das Haus der Denicolas versperrte Justus die Sicht aufs Büro, aber er nahm an, daß Eileen jetzt wieder dort drinnen war. Vielleicht hatte Ernie etwas für sie zu erledigen.
Justus wandte den Blick ab und behielt nun das Ufer rechter Hand im Auge. Da standen Angler, die mit ihren Ruten beschäftigt waren, und ein Mann arbeitete sich bedächtig mit einem Metalldetektor am Strand entlang. Surfer warteten weiter draußen im Wasser auf Wellen. Am Horizont türmten sich Wolken auf, und der Wind war kälter geworden. Der Tag hatte schön und klar begonnen, aber er würde mit Regen enden.
Ernies Gast kam aus dem Haus gegenüber und ging auf den Pier zu. Justus sah auf die Uhr. Es war jetzt gleich drei. Bob hatte Peter gesagt, am Vormittag seien beide Freunde in Ernies Nähe gewesen. Wo war denn nun der dritte Mann?
Justus schaute zum Haus der Denicolas hinüber. Vorher hatte er auf dem Parkplatz beim Haus einen Kombiwagen gesehen.
Nun fiel ihm plötzlich auf, daß dieses Auto nicht mehr da war. Wann war es nur abgefahren? Er hatte gar nicht bemerkt, daß jemand damit den Platz verlassen hatte. Er war wie hypnotisiert gewesen – eingelullt von dem Wind und den Möwen und dem Tosen der Brandung.
Justus stand auf und ging auf der Straße los. Als er auf gleicher Höhe wie Denicolas Zufahrt war, sah er, daß Eileen Denicola nicht in dem Büro beim Pier war. Nur Ernie war dort. Er saß auf Mrs. Denicolas Stuhl und hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt. Er rauchte, saß locker und bequem da und lachte. Sein Hausgast saß mit übergeschlagenen Beinen auf der Schreibtischplatte und erzählte Ernie offenbar gerade eine Geschichte. Sein Mienenspiel war lebhaft, und er redete in einem fort und fuchtelte in der Luft herum.
Wo war Eileen Denicola? War sie bei ihrer Schwiegermutter im Haus? Was würde sie dazu sagen, wenn sie herausschaute und Ernie mit seinem Freund sehen könnte, wie sie sich in ihrem Büro und auf ihrem Schreibtisch breitgemacht hatten?
Justus war ganz sicher, daß sie außer sich geraten würde.
Doch dann fiel Justus auf, daß das Haus jetzt verlassen wirkte. Die Fenster waren geschlossen, die Vorhänge zugezogen.
Während Justus noch daran herumrätselte, bog ein Wagen in die Einfahrt ein und hielt vor dem Haus. Eine weißhaarige Frau stieg aus, die ein in rosa Papier gehülltes Päckchen trug.
Justus nahm an, das müsse Mrs. Denicolas Besuch zum Abendessen sein. Er sah, wie die Dame an der Haustür klingelte. Es kam aber niemand, und nach einer Minute klingelte sie noch einmal. Immer noch meldete sich niemand.
Sie schritt zum Büro hinüber.
Ernie hatte alles beobachtet und stand ohne Eile auf. Sein Freund blieb lässig auf dem Schreibtisch sitzen.
Ernie und die Frau wechselten ein paar Worte. Dann schrieb sie etwas auf ein Blatt Papier, faltete es zusammen und gab es Ernie. Mit ziemlich verärgerter Miene ging sie zu ihrem Auto zurück.
Als die Frau weggefahren war, setzte sich Ernie wieder hin.
Auch jetzt legte er die Füße auf die Tischplatte, und die Nachricht, die ihm die Frau gegeben hatte, warf er kurzer-hand in den Papierkorb.
Ernies Freund lachte.
Justus war hell entsetzt. Er drehte sich um und schritt ein Stück die Straße entlang, bis er das Haus der Denicolas zwischen sich und den Männern im Büro hatte. Dann erst ging er über die Fahrbahn zum Haus.
Hinten am Haus, gleich neben dem Eingang zur Küche, war ein Fenster, das von innen nicht gesichert war. Als Justus das Fenster geöffnet hatte, griff er hinein und drehte den Schließknauf an der Innenseite der Tür. Er trat in die Küche und schloß die Tür hinter sich, sperrte aber nicht wieder zu.
Vielleicht mußte er ganz fix wieder hier heraus.
In der Küche war es warm, und der ganze Raum war von Essensduft erfüllt. Aber die Tomatensoße zu den Nudeln war in ihrem Topf auf dem Herd schon ganz eingedickt, und in der Röhre kühlte der Braten aus, während der grüne Salat im Sieb warm und welk wurde. Die alte Mrs. Denicola mußte in aller Eile weggegangen sein.
Justus schlich vorsichtig ins Eßzimmer, wo der Tisch für drei Personen gedeckt war. Das Zimmer mit den zugezogenen Vorhängen war dämmrig, und ebenso das Wohnzimmer, wo er noch vor einer Stunde mit Mrs. Denicola gesessen hatte.
im Wohnzimmer hing jetzt ein unangenehmer Geruch in der Luft, der fast stärker war als der Essensduft aus der Küche.
Justus
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