Die drei ??? und der Ameisenmensch
– aber worum ging es ihm? Würde sich nun dort etwas tun, das ein Signal bedeutete – das den Späher veranlassen würde, eine alte Cordjacke überzuziehen, sicheinen bemalten Jutesack über den Kopf zu stülpen und den schwarzen Hut der Vogelscheuche aufzusetzen?
Peter erwog, Justus über das Funkgerät zu verständigen, entschied sich dann aber, lieber nichts zu riskieren, nicht einmal ein Flüstern. Statt dessen stand er auf und zog an den Griffen der hinteren Türen am Laderaum des Lieferwagens.
Die Türen gingen auf.
Erst war es im Wageninnern völlig finster, aber nach ein paar Minuten lichtete sich das Dunkel etwas. Peter griff hinein und bekam ein Netz zu fassen. Es war an einem Metallgestell befestigt. Und da waren Gegenstände aus Plastik –
harkenähnliche Geräte mit langem Stiel – und es herrschte ein strenger Geruch nach Chemikalien.
Peter stieg in den Laderaum, tastete herum und schnupperte.
Chlor! Es roch nach Chlor. Die Geräte mußten solche Dinger sein, die man zur Schwimmbadreinigung benutzte. Der Späher in dem alten Haus war ein Handwerker, der Schwimmbäder wartete!
Peter rang sich ein müdes Grinsen ab. Nun hatten die drei ???
sich alle erdenkliche Mühe gegeben, Ermittlungen über Burroughs und seine Frau, über Gerhart Malz und sogar über Woolley anzustellen, der sie eigentlich als Detektive beauftragt hatte. Und sie hatten keinen Gedanken auf die gelegent-lichen Hilfskräfte verwendet, die ebenfalls mit dem Radford’-
schen Hauswesen vertraut sein könnten – die Gärtner und die Schwimmbadreiniger. Vielleicht hatte einer von ihnen Grund dazu, Letitia Radford zu hassen. Vielleicht war sie einmal ausfallend oder unduldsam gewesen. Oder vielleicht war der Besitzer des Lieferwagens ein abnorm veranlagter Mensch –
ein Mann, dem es Spaß machte, andere zu quälen. Wenn er jetzt nur an die Vogelscheuchen-Maskerade herankäme, dachte Peter, dann hätte er den Beweis in Händen!
Doch dann erstarrte er und klammerte sich erschrocken an die Seite des Wagens. Das Fahrzeug setzte sich in Bewegung!
»O nein!« flüsterte Peter.
Verzweifelt, ohne einen Gedanken fassen zu können, stieg Peter über die Sitzlehnen nach vorn und griff sich die Handbremse. Sie ließ sich allzu locker bewegen. Er rutschte auf den Sitz herunter, packte das Lenkrad fest an und versuchte den Wagen zu steuern, während dieser immer schneller bergab rollte, rückwärts zum Rock Rim Drive hinunter. Peters Fuß fand die Bremse, und er drückte kräftig, aber das Pedal ließ sich bis zum Wagenboden durchtreten, und der scharfe Geruch der Bremsflüssigkeit stieg Peter in die Nase. Nun war auch noch eine Bremstrommel defekt. Der Wagen war nicht aufzuhalten!
Peter fragte sich kurz, ob er wohl das Tempo verlangsamen könne, wenn er einen Gang einlegte. Aber dieses Manöver konnte auch schiefgehen, und der Wagen fuhr nun immer schneller. Jetzt nichts wie raus! Peter stieß die Tür auf. Im Dämmerlicht sah er Bäume vorüberhuschen. Nach einem tiefen Atemzug ließ er sich aus dem Wagen fallen.
Über sich sah er den Himmel, unter sich die Straße. Dann schlug er auf und rollte ein Stück weiter, und da war der Wagen auch schon weg. Schlingernd raste er den Hang hinunter. Peter wälzte sich von der Fahrbahn über eine Böschung in einen Graben. Er schlug hart mit dem Kopf auf, und der milde, blaugrüne Abendschein wurde zu grellem, vielfarbigem Licht in seinem Kopf. Peter lag still, und kurze Zeit wußte er nichts mehr von sich.
Justus begibt sich in Gefahr
Der Mond ging auf, als Justus seine vierte bedächtige Runde um die Villa Radford machte. Auf einer kleinen Anhöhe hinter dem Haus verhielt er den Schritt. Es war ein warmer Abend, und trotz der Bedrohung durch die Vogelscheuche waren die dichten Vorhänge nicht zugezogen. Justus konnteungehindert in die erleuchteten Räume schauen. Er sah Mrs. Burroughs in der Küche, wie sie das Spülbecken sauber-machte. In einem kleinen Zimmer links von der Küche war nur ein Fernsehgerät eingeschaltet. Burroughs war als Umriß zu erkennen; er räkelte sich in einem Sessel und sah sich ein Baseballspiel an.
Rechts im Haus waren Mrs. Chumley und Gerhart Malz in Mrs. Chumleys kleinem Salon beim Schachspielen. Justus sah, wie Malz lächelte, dann etwas zu Mrs. Chumley sagte und einen Zug auf dem Brett machte. Sie verzog unwillig das Gesicht. Justus schloß daraus, daß Malz die Partie gewonnen hatte.
Der Kustos stand auf und knöpfte sich die Sportjacke zu, und die ganze
Weitere Kostenlose Bücher