Die drei ??? und der Phantomsee
lag eine undurchdringliche Nebelbank.
Peter steuerte in eine geschützte Bucht auf der dem Festland zugewandten Seite, und sie machten das Boot an einer morschen alten Anlegestelle fest. Dann kletterten alle ans Ufer und spähten über das kahle felsige Land hin. Hier und da wuchsen kümmernde alte Zypressen mit spärlichem Grün. Wind aus wechselnden Richtungen hatte sie in grotesk gekrümmten Formen wachsen lassen.
»O Himmel«, sagte Bob in einem Anfall von Entmutigung,
»wenn der alte Angus den Schatz hier vergraben hat, wie sollen wir ihn dann hundert Jahre später wieder finden? Er könnte überall sein!«
»Nein, Bob, das alles habe ich mir gestern abend überlegt«, sagte Justus. »Ich bin überzeugt, daß Angus den Schatz kei-neswegs vergraben hat. Einmal wußte er ja, daß der Kapitän der ›Argyll Queen‹ hinter ihm her war, und frisch aufgegra-benes Erdreich fällt sofort jedem auf. Und zweitens sollte doch Laura nach seinem Wunsch den Schatz finden, und von etwas Vergrabenem konnten ja nach wenigen Monaten schon alle Spuren verwischt sein. Nein«, fuhr der stämmige Anführer der drei ??? fort, »ich glaube eher, er hat den Schatz irgendwo versteckt und die Stelle für Laura deutlich gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung müßte allerdings lange vorhalten, denn er konnte nicht sicher sein, wie lange Laura zur Suche brauchen würde!«
Cluny hatte eine Idee. »Ob Angus wohl hier etwas für Laura gebaut hat? Vielleicht hatte er als Überraschung für sie ein Stück Land auf der Insel gekauft?«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Justus. »Wir müssen nach etwas suchen, das aus Holz gebaut ist, oder etwas, das irgendwie auf die Gunns hindeutet.«
»In dem Brief steht, man müsse seinem Kurs folgen und nachlesen, was seine Tage bauten«, sagte Bob. »Das ist die allgemeine Richtung. Und dann erwähnt der Brief das Phantom und einen Spiegel. Das könnten die näheren Hinweise sein!«
»Genau«, sagte Justus. »Aber im Tagebuch steht, Angus hätte dem Inselbesitzer einen Vorschlag gemacht – vielleicht eine Anfrage, ob er hier etwas verstecken könne! Also müssen wir zuerst das Haus mit dem Schornstein dort untersuchen. Da drin gibt es vielleicht irgendwelche Aufzeichnungen.«
Sie erkletterten den Weg im Einschnitt zwischen den beiden kleinen Hügeln und kamen kurz vor der Paßhöhe an eine geschützte Mulde. Daraus ragte der Schornstein auf – aber sonst nichts! Der Schornstein und eine gemauerte Feuerstelle und ringsum nur kahler, felsiger Boden.
»Das Haus ist weg«, sagte Peter enttäuscht. »Und damit die Chance, einen Spiegel oder sonst was zu finden, Just!«
»Da, schaut!« Bob streckte die Hand aus.
Frisches Erdreich umgab eine große flache Steinplatte in der Mitte der Feuerstelle. Die Platte war offensichtlich hochgestemmt und dann wieder eingelassen worden.
»Da ist uns jemand zuvorgekommen«, rief Professor Shay.
»Und zwar erst vor kurzem, nach der Erde hier zu schlie-
ßen!«
Sie sahen sich unbehaglich um, über die kahlen Hügel und die verkrüppelten Zypressen hin. Nichts rührte sich, nur Nebelschwaden zogen vorbei.
»Sehen wir mal nach, was unter der Platte ist«, meinte Bob.
Er und Peter hoben die schwere Steinplatte hoch. Alle schauten hinunter – in ein leeres Loch.
»Da unten ist nichts«, stellte Peter fest, »und ich glaube auch, daß da überhaupt nichts war – wenigstens nicht in letzter Zeit. Da drin liegt nur trockene, lockere Erde, ohne irgendwelche Eindrücke.«
»Aber irgendeiner dachte sich, hier könnte vielleicht etwas sein«, sagte Justus. »Seht doch, er hat von der Feuerstelle die Erde weggescharrt, bis er die lockere Steinplatte entdeckte.«
»In der Bucht war sonst kein Boot mehr«, sagte Peter, »aber gleich dahinter ist hinter einer Landspitze ein kleines Stück flacher Strand.«
»Wir gehen getrennt los, dann finden wir ihn schon«, entschied Professor Shay. »Aber seid vorsichtig. Ich werde mich in der Mitte halten. Wer jemand sieht, ruft herüber und kommt zu mir.«
»Wir müssen auch nach allem Ausschau halten, das ein Hinweis sein könnte«, fügte Justus hinzu. »Vielleicht eine Höhle, ein Steinhaufen, oder ein in den Fels geritztes Zeichen.«
Alle nickten aufgeregt. Nach Norden gewandt, verteilten sie sich nach links und rechts zu beiden Ufern der kleinen Insel hin. Als sie durch den immer dichter werdenden Nebel vor-drangen, verloren sie einander allmählich aus den Augen. Cluny, ganz links außen, konnte gerade noch
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