Die drei ??? und der rote Pirat
unmittelbar über der Stelle, wo sich das Tor öffnen und der Transporter einfahren würde, falls Karnes tatsächlich hier auftauchen sollte. Sam besetzte das andere Ende des Dachbodens, wo er zur Dachluke hinausspähen konnte, wenn jemand auf dem Wasserweg ankommen würde.
Und dann machten sie sich ans Warten.
Draußen in der kühlen Juninacht kamen von Zeit zu Zeit Autos auf der Uferstraße vorüber. Im Dorf am Ufer gegenüber bellte ein Hund. Irgendwo sang jemand. Eines der Amphibienflugzeuge startete aus der Bucht und warf durch die Luke einen Lichtblitz auf den Dachboden. Und dann knallte eine Wagentür zu! Darauf war ein leises Quietschen von Bremsen zu hören.
Das Geräusch kam offenbar vom Einfahrtstor her! Metall klickte gegen Metall. Dann folgte das sanfte Schnurren eines fast ganz gedrosselten Motors, das im Dunkeln näherkam. Und schließlich herrschte Stille.
Die beiden Torflügel am Bootshaus gingen auf!
Peter und Bob hielten den Atem an. Nun hörten sie das Motorengeschnurr im Raum und konnten direkt auf das Dach des hereinrollenden Transporters hinuntersehen. Major Karnes und Hubert sprangen heraus, um die Torflügel wieder zu schließen. Bob hauchte dreimal ins Walkie-Talkie – das Zeichen, das die Jungen vereinbart hatten.
Ein leises Pochen kam aus dem Gerät – Justs Erkennungssi-gnal.
Sobald das Tor wieder geschlossen war, liefen der Major und Hubert im Bootshaus ganz nach vorn und sprangen in das seichte Wasser. Ihre Taschenlampen leuchteten in das Dunkel unter den Planken, sie wateten zum Tunneleingang hin, und da –
Lautes Gepolter widerhallte im leeren Bootshaus wie jähes Artillerie-Sperrfeuer!
»Höll’ und Teufel!« rief Salzwasser-Sam.
Vor Peters und Bobs entsetzten Augen wälzte sich der tapsige Seebär in einem Chaos aus alten Planken und Tauwerk!
Anscheinend war er über etwas gestolpert. Ehe sie ihm zu Hilfe kommen oder sich selbst verstecken konnten, stürzte ein großer Mastbaum, den Sams Fall irgendwie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, mit lautem Krachen unmittelbar neben ihnen aufs Holz. Und dann beschien der Strahl einer Taschenlampe die Gesichter der beiden Jungen.
»So, ihr beiden, nun kommt mal da runter!«
Bei der Tür des Transporters stand Carl und stierte sie wütend an – in einer Hand eine Taschenlampe, in der anderen eine Pistole. Starr vor Entsetzen kletterten Bob und Peter langsam die steile Leiter herunter. Der Major und Hubert waren wieder auf den Plankenboden gestiegen und standen mit triefnassen Hosenbeinen hinter Carl.
»Sieh oben auf dem Dachboden nach«, befahl der Major seinem Trabanten Hubert. »Womöglich steckt da noch einer!«
Der große Kerl nickte und erstieg die Leiter, die unter seinem Gewicht ächzte. Major Karnes starrte Peter und Bob mit geradezu durchbohrendem Blick an.
»Euch beide hab’ ich doch schon irgendwo gesehen!« Er ließ die Jungen nicht aus den Augen, während der riesenhafte Hubert oben auf dem Dachboden herumtrampelte. »Zum Donnerwetter, ja! Ihr seid doch die Jungen, die mich am ersten Tag vor dieser fürchterlichen Meute gerettet hatten! Und euch habe ich danach als erste interviewt! Was zum Teufel treibt denn ihr hier? Und wo ist der Dritte im Bunde? Ihr wart doch zu dritt, das weiß ich noch genau. Da war noch der Fettkloß, der am meisten redete. Wo steckt der, und wozu hattet ihr zwei euch auf dem Dachboden versteckt?«
»D-das . . . war nicht . . .« brachte Bob stotternd hervor.
Hubert rief von oben herunter: »Da ist sonst keiner, Boß!«
Bob und Peter tauschten einen Blick. Wo war Salzwasser-Sam geblieben? Was hatte er diesmal im Sinn? Zweifellos war er aus der Dachluke geklettert und hatte sich dünn gemacht.
»Du mußt gründlicher nachschauen, du Schafskopf!« schrie Major Karnes zum Dachboden hinauf. »Da muß noch ein dritter Junge sein!« Er sah wieder zu Bob und Peter hin. »Nun erzählt mal, was ihr in eurem Versteck hier im Bootshaus vorhattet.«
»Wir hatten uns nicht versteckt«, wehrte sich Bob. »Wir sind einfach eingeschlafen. Wir waren nämlich auf der letzten Rundfahrt mit dem Schiff dabei, und hinterher waren wir müde und setzten uns hier herein, um auszuruhen – und da sind wir eingeschlafen.«
Peter nickte. »Genauso war’s.«
Hubert stieg die Leiter wieder herunter, rutschte aus, krachte mit den Stiefeln durch die letzten drei Sprossen und prallte gegen Peter, so daß er den Jungen mit sich riß.
»Du Tolpatsch!« fuhr ihn Karnes an.
Hubert wollte Peter aufhelfen.
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