Die drei ??? und der sprechende Totenkopf
Tinte. Wenn man damit schreibt, ist die Schrift nicht zu sehen, aber wenn dann das Papier erhitzt wird, tritt das mit dem Zitronensaft Geschriebene deutlich hervor. Versuchen wir’s mal.«
Er entzündete einen Bunsenbrenner, hielt den Brief an einer Ecke fest und bewegte ihn über der Flamme hin und her.
»Wieder Fehlanzeige«, sagte er nach einer Weile. »Gebt mir mal den Umschlag zum Untersuchen.«
Aber auch beim Umschlag versagten alle Tests. Justus war sichtlich enttäuscht. »Anscheinend ist es doch nur ein ganz gewöhnlicher Brief«, stellte er fest. »Und dennoch versteckte ihn Gulliver, als er ihn bekommen hatte. Warum tat er das?«
»Vielleicht glaubte er, im Brief sei ein versteckter Fingerzeig, den er nur nicht gleich finden konnte«, meinte Bob. »Paßt mal auf: Angenommen, dieser Spike Neely vertraute ihm in der Zelle etwas über beiseitegeschafftes Geld an, nur nichts über das Versteck selbst. Vielleicht kündigte er an, wenn ihm irgendwann etwas zustoßen sollte, dann würde er Gulliver als einen Freund in das Geheimnis einweihen. Und später bekommt dann Gulliver den Brief aus dem Krankenrevier.
Spike liegt im Sterben. Gulliver kann sich denken, daß Spike ihm noch verraten möchte, wo das Geld ist, aber er kann den Schlüssel dazu nicht finden, und so versteckt er den Brief erst mal und nimmt sich vor, sich später gründlich damit zu befassen.«
Auch Peter leuchtete die Idee ein. »Und irgendwie«, fuhr er fort, »erfahren ein paar andere Verbrecher, die Spike aus dem Gefängnis kennen, daß er an Gulliver geschrieben hat.
Sie vermuten, daß er Gulliver das Geheimnis verraten hat, und sie machen sich an Gulliver ran. Gulliver wird es angst und bange. Er geht nicht zur Polizei, weil er ja gar nichts vorbringen kann. Aber er fürchtet, daß die Ganoven glauben könnten, er wisse um das Versteck des Geldes, und daß sie ihn vielleicht mit Foltermethoden aushorchen wollen. Also verschwindet er einfach. Na, wie hört sich das an?«
»Sehr gut überlegt, Bob und Peter«, sagte Justus. »Ich könnte mir vorstellen, daß es sich so abgespielt hat. Aber wir haben den Brief gründlich untersucht und konnten keinen Anhaltspunkt für eine Geheimschrift finden. Also läßt sich daraus schließen, daß Spike Neely überhaupt keine geheime Botschaft mitschickte. Er versuchte es gar nicht, weil er wußte, daß der Brief sofort von der Zensur gelesen werden würde.«
»Na, egal – irgend jemand glaubt jedenfalls, daß von dem Koffer aus eine Spur zu dem Geheimnis führt«, stellte Peter fest. »Und diesem Jemand geht es um den Koffer, weil er diese Spur sucht. Wenn wir uns nicht mit ein paar gefährlichen Burschen anlegen wollen, die wahrscheinlich wegen des Koffers nicht locker lassen werden, dann schaffen wir uns das Ding am besten gleich vom Hals.«
»Da hat Peter nicht ganz unrecht«, sagte Bob. »Wir können das Rätsel nicht lösen, weil wir den roten Faden nicht gefunden haben. Wenn wir keinen Ärger wollen, dann müssen wir den Koffer irgendwie loswerden. Wir haben ja schließlich auch nichts davon.«
»Maximilian der Magier möchte ihn uns abkaufen«, wandte Peter ein. »Ich stimme dafür, daß wir Sokrates wieder in den Koffer legen und den ganzen Krempel Mr. Maximilian überlassen. Damit wir ihn endlich los sind. Es ist zu riskant, das Zeug zu behalten. Was meinst du, Just?«
»Hm . . .« Justus knetete seine Unterlippe. »Juana war wohl der Meinung, wir könnten irgendwie helfen, aber danach sieht es ja nun nicht aus. Du hast recht: Wir haben keinen Anhaltspunkt entdeckt. Und es hat mir auch gar nicht be-hagt, daß uns heute früh zwei Männer gefolgt sind, als wir von Juanas Haus wegfuhren. – Schön, rufen wir Mr. Maximilian an, wenn er den Koffer so unbedingt haben will.
Wir packen alles wieder ein, samt Sokrates. Aber damit er Bescheid weiß, müssen wir ihm vorsorglich sagen, daß noch andere hinter dem Koffer her sind. Und hundert Dollar werd’
ich von ihm auch nicht verlangen – nur den einen Dollar, den ich dafür bezahlt habe.«
»Hundert Dollar wären aber eine tolle Sache«, meinte Peter.
»Es wäre aber nicht fair, falls der Besitz des Koffers tatsächlich mit Gefahr verbunden ist«, widersprach Justus.
»Ich rufe Maximilian gleich an. Vorher möchte ich nur noch den Brief fotografieren für den Fall, daß mir später noch etwas dazu einfällt.«
Ja, so ein Brief könnte einen kritischen Junior-Detektiv noch lange beschäftigen. Wie steht’s bei euch? Geheimtinte –
Weitere Kostenlose Bücher