Die drei ??? und der sprechende Totenkopf
Fehlanzeige. Umschlag – bis jetzt ohne Befund. Bleiben die Worte selbst. (Das ist nun wirklich ein Geheimtip für euch – von mir!)
Justus machte von Brief und Umschlag mehrere Aufnahmen.
Dann rief er Maximilian den Magier an, und der sagte, er werde sofort herkommen und den Koffer abholen. Also schoben sie den Brief hinter den Schlitz im Futter und packten alles sorgfältig wieder ein. Zum Schluß ging Justus in sein Zimmer, um Sokrates zu holen. Er kam gerade dazu, wie Tante Mathilda vor seinem Schreibpult voll Entsetzen auf den Totenschädel starrte.
»Justus Jonas!« brachte sie mühsam heraus. »Das – das Ding hier –« Sprachlos zeigte sie auf den Schädel.
»Ja, Tante Mathilda?« fragte Justus.
»Das gräßliche Ding!« entrüstete sich die stattliche Dame.
»Weißt du, was es gerade getan hat? Es machte ›Buh!‹ . . .
»Sokrates sagte ›Buh‹ – zu dir?« forschte Justus.
»Ja, wenn ich dir’s sage! Ich kam gerade zum Saubermachen rein, und da sagte ich zu ihm: ›Du häßliches Biest, wo dich Justus her hat, weiß ich nicht, aber eines kann ich dir sagen – in meinem Haus ist kein Platz für dich, und damit basta. Ich dulde das nicht!‹ Und da – da –«, und ihre Stimme versagte wieder, »da sagte es ›Buh!‹, einfach so! ›Buh!‹ Ich hab’s so deutlich gehört, wie ich dich höre.«
»Es sollte auch ein sprechender Schädel sein«, sagte Justus mit mühsam verhaltenem Grinsen. »Er hat mal einem Zauberer gehört. Wenn er ›Buh‹ zu dir sagte, sollte das wahrscheinlich ein Spaß sein.«
»Ein Spaß? Das nennst du einen Spaß? Wenn ein widerlicher alter Totenkopf dich angrinst und ›Buh‹ macht? Es ist mir ganz egal, ob das ein Zauberschädel oder ein Zauberpferd ist – ich will ihn hier auf der Stelle weg haben. Und damit basta!«
»Ist ja gut, Tante Mathilda«, beschwichtigte sie Justus. »Ich werd’ ihn wegschaffen. Das hatte ich sowieso vor.«
»Dein Glück.«
Nachdenklich ging Justus mit Sokrates und dem Elfenbeinsockel zum Schrottplatz zurück. Dort berichtete er Peter und Bob, was seine Tante erlebt hatte. »Es ist höchst sonderbar«, schloß er.
»Ich muß zugeben, daß es mich aufs äußerste verwirrt hat.
Warum sollte Sokrates zu Tante Mathilda ›Buh‹ sagen?«
»Vielleicht hat er Sinn für Humor«, meinte Peter. »Komm, packen wir ihn ein.«
»Nach dieser neuen Entwicklung«, sagte Justus, »sollten wir vielleicht Sokrates und den Koffer noch ein Weilchen behalten. Womöglich will er noch mehr von sich geben.«
»Mann, hör bloß auf!« sagte Peter. Er packte Sokrates, wik-kelte ihn ein und stopfte ihn in den alten Koffer. »Deine Tante sagt, du sollst ihn wegschaffen, und darüber waren wir uns auch vorher schon einig. Und wir haben mit Maximilian vereinbart, daß er ihn bekommt, und da können wir nicht einfach umschwenken. Ich habe keine Lust, mir irgendwelches Geschwätz von einem Totenkopf anzuhören. Es gibt Geheimnisse, die ich nicht ergründen mag.« Er klappte den Deckel zu und ließ das Schloß einrasten.
Justus überlegte gerade, was er noch einwenden könnte, da hörten sie Patrick rufen.
»Just! He – Just! Da ist Besuch für dich!«
»Das ist bestimmt Mr. Maximilian«, sagte Bob noch. Schon liefen die drei nach vorn zum Hofeingang.
Es war wirklich der große magere Zauberer, der ruhig dastand und wartete und sich weder um die umherspazierenden Kunden noch um die aufgehäuften Schätze an Altmaterial kümmerte.
»Na also, mein Junge«, rief er, als er Justus sah. »Gullivers Koffer ist wieder da, nicht?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Justus. »Und Sie können ihn haben, wenn Sie ihn wirklich wollen.«
»Natürlich will ich ihn haben! Sagte ich das nicht? Hier ist das Geld – hundert Dollar.«
»Ich verlange von Ihnen keine hundert Dollar«, sagte Justus.
»Ich habe einen Dollar dafür bezahlt, und Sie können ihn für einen Dollar haben.«
»Nanu?« fuhr der Mann auf. »Warum plötzlich so großzügig, wenn ich fragen darf? Habt ihr etwas Wertvolles rausgenommen?«
»Nein, Sir, der Koffer ist ganz so, wie er war, als wir ihn bekamen. Aber es steckt ein Geheimnis dahinter, und irgend-wem liegt der Koffer anscheinend sehr am Herzen. Er könnte ein gefährlicher Besitz sein. Ich bin nicht sicher, ob wir ihn nicht doch der Polizei übergeben sollten.«
»Unsinn, Junge! Ich sehe keine Gefahr und keinen Grund zur Sorge. Ich werde mich schon in acht nehmen. Ich war der erste Interessent für den Koffer, und jetzt verlange ich,
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