Die drei ??? und der sprechende Totenkopf
ausgebeult.« Er griff in den Koffer und steckte einen Finger durch den Schlitz im Futterstoff. »Da ist – da drin ist was!« rief er aufgeregt.
»Papier! Vielleicht ist es Geld!« Vorsichtig zog er das Papier heraus und hielt es hoch. »Doch kein Geld«, sagte er dann.
»Bloß ein alter Brief«
»Hm«, murmelte Justus. »Laß mich mal sehen . . . Der Brief ist an Gulliver gerichtet, mit einem Hotel als Adresse, und abgestempelt ist er vor ungefähr einem Jahr. Also hat ihn Gulliver genau damals bekommen, als er verschwunden ist.
Nachdem er den Brief erhalten hatte, schnitt er das Futter seines Koffers auf und versteckte ihn darunter.«
»Vielleicht ist er der Schlüssel zu dem Geld, von dem Juana sprach«, meinte Bob. »Es könnte ja eine Lageskizze oder so was drin sein.«
Er und Peter schauten Just über die Schulter, als er einen einzelnen Bogen Papier aus dem Umschlag zog. Es standen nur wenige Worte darauf. Sie lauteten:
Landes-Strafanstalt, Krankenstation
17. Juli
Lieber Gulliver!
Dein alter Freund und Zellengenosse Spike Neely möchte sich mal wieder kurz bei Dir melden. Ich bin im Krankenrevier, und ich mache es wohl nicht mehr lang. Es kann fünf Tage gehen oder drei Wochen, vielleicht auch noch zwei Monate, das können die Ärzte nicht genau sagen. Auf alle Fälle ist es Zeit zum Abschiednehmen. Wenn Du mal nach Chicago kommst, dann schau bei meinem Vetter Danny Street rein. Grüß ihn von mir. Ich hätte gern noch mehr geschrieben, aber ich schaffe es nicht.
Dein Freund Spike
»Nichts als ein Brief«, sagte Peter. »Wahrscheinlich von jemand, den Gulliver kennenlernte, als er wegen der Wahrsagerei im Kittchen saß. Der hat nichts zu bedeuten.«
»Kann sein – kann auch nicht sein«, widersprach Justus.
»Wenn er nichts zu bedeuten hatte, warum hat ihn Gulliver dann versteckt?« fragte Bob.
»Das ist der springende Punkt«, meinte Justus. »Warum hat er ihn versteckt? Es sieht so aus, als sei er ihm doch irgendwie wichtig gewesen.«
Peter kratzte sich am Kopf. »Na, über Geld steht jedenfalls da drin kein Wort.«
»Dieser Spike Neely war im Gefängnis, als er den Brief schrieb«, sagte Bob. »Und ich glaube, Briefe von Häftlingen werden von der Verwaltung immer zensiert, ehe sie zur Post gegeben werden. Spike konnte also über so etwas wie Geld nichts schreiben, ohne daß es der Zensur aufgefallen wäre.«
»Höchstens in versteckter Form«, gab Justus zu bedenken.
»Meinst du so was wie eine Geheimbotschaft mit unsichtbarer Tinte?« fragte Peter.
»Möglich wäre es. Ich schlage vor, wir gehen mit dem Brief in die Zentrale und untersuchen ihn dort.«
Justus ging zu dem Eisengitter hinüber, das scheinbar an ihrer aus Schrott wiedererstandenen Abzugspresse lehnte. Doch das Gitter ließ sich zur Seite schieben und gab damit den Einlaß zu Tunnel II frei. Das war der Haupteingang zum Zentralbüro der drei Detektive: ein großes Stück Wellblechröhre von etwa sechzig Zentimeter Durchmesser, die vermutlich von einem Abzugskanal stammte. Die Röhre war – teilweise unterirdisch
– unter Stapeln von wertlosem Zeug hindurchgeführt, und sie endete unmittelbar unter der Zentrale, einem mitten im Schrott verborgenen Campinganhänger.
Justus kroch als erster hinein, dann folgte Bob und schließlich Peter. Auf Händen und Knien bewegten sie sich durch Tunnel II, der mit alten Lumpen ausgepolstert war, damit sie sich an dem gerippten Blech nicht die Knie aufschürften. Am anderen Ende stießen sie die Falltür auf und kletterten in ihr enges Büro hinauf
In dem alten Anhänger hatten sich die drei Jungen ein winziges Laboratorium mit Mikroskop und anderen nötigen Geräten eingerichtet. Da sich im Labor immer nur einer aufhalten konnte, nahm Justus den Brief mit hinein, während Peter und Bob ihm durch die schmale Türöffnung zusahen.
Zuerst legte Justus den Brief unters Mikroskop und untersuchte ihn Zoll für Zoll.
»Nichts«, sagte er. »Jetzt mache ich die Probe auf Geheimtinte, die gebräuchlichste Art.«
Er griff nach einer Säureflasche und goß etwas vom Inhalt in einen Glasbecher. Dann hielt er den Brief über dem Becher in die Säuredämpfe und bewegte ihn hin und her. Nichts geschah.
»Das habe ich erwartet«, sagte er. »Der Verstand müßte einem auch sagen, daß einer, der im Gefängnis-Krankenhaus ist, sich unmöglich Geheimtinte verschaffen kann. Allenfalls könnte er eine Zitrone auftreiben, und Zitronensaft ist ja eine ganz simple Art unsichtbarer
Weitere Kostenlose Bücher