Die drei ??? und der Zauberspiegel
der Wand hinter sich steckte. Die Nummer auf dem Schlitz war 426.
Der Portier hatte sich seiner kleinen Aufgabe entledigt; nun wandte er sich wieder dem hageren Besucher zu und hob eine Braue, als wolle er sich erkundigen, ob er noch anderweitig zu Diensten sein könne.
»Es ist sehr wichtig«, sagte der Mann.
»Ich werde Señor Santora sofort verständigen«, versprach der Portier.
Das Telefon im Empfang schnatterte.
»Bitte entschuldigen Sie mich«, murmelte der Portier. Er drehte sich um und nahm den Hörer ab.
Der hagere Mann trat lässig zur Seite und bog unauffällig um die Ecke in einen Flur, wo ein Schild den Weg zu den Aufzügen wies. Einen Augenblick später hörte Peter, wie sich eine Aufzugtür schloß, und dann folgte ein Summen, aus dem er entnahm, daß der Aufzug lief.
Señor Santoras Besucher verließ sich also zur Übermittlung seiner Nachricht lieber nicht auf den Portier! Peter erkannte jetzt, daß die Nachricht vermutlich ohnehin nur ein Täuschungs-manöver war – eine Finte, damit der Hotelangestellte etwas in Santoras Brieffach steckte und der Einbrecher auf diese Weise Santoras Zimmernummer herausbekam.
Peter zögerte einen Augenblick, dann stand er auf und ging langsam am Empfang vorbei um die Ecke in den Flur, wo sich die Aufzüge befanden.
Es gab zwei Aufzüge und ein Treppenhaus, das hinter einer massiven feuersicheren Stahltür lag. Wieder blieb Peter stehen, und sein Magen krampfte sich zusammen. Dann öffnete er die Tür und ging treppauf, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm.
Als er den vierten Stock erreicht hatte, öffnete er vorsichtig die Stahltür einen Spalt weit und spähte aufgeregt in den Flur.
Auch hier sah er luxuriöse Teppiche wie im Foyer. Er sah entlang den Wänden niedrige Tischchen und viele, viele Blumensträuße, und er sah Türen. Türen, Türen und nochmals Türen. Nur den schlanken dunklen Mann sah er nicht.
Peter trat aus dem Treppenhaus in den Flur und schritt vor bis zu Zimmer 426. Er blickte einfach nicht mehr durch. War der Einbrecher in Santoras Zimmer? War er gerade dabei, Santora zu berauben? Oder wartete er, um mit Santora zu sprechen?
Sollte Peter Hilfe holen?
Er blickte den Flur auf und ab. Hier gab es kein Telefon. Es gab nur die Teppiche, die Tische mit den Blumen und die abweisen-den, geschlossenen Türen. Sollte er zum Foyer zurücklaufen und den Portier verständigen?
Wieder versuchte Peter sich vorzustellen, er sei Justus Jonas.
Würde Justus zum Foyer zurücklaufen? Nein, entschied Peter.
Justus würde hier am Ort bleiben und beobachten, was weiter passierte. Er konnte ja dem Einbrecher immer noch folgen, falls der Mann vor Santoras Rückkehr wieder gehen sollte. Und wenn Santora zurückkam, solange der Mann noch hier war, ließe sich bestimmt einiges Interessante beobachten.
Hier im Flur konnte er sich freilich nicht länger aufhalten. Wenn nun eine der numerierten Türen aufging, wenn einer der Hotelgäste in den Flur hinaustrat – mit Sicherheit würde man ihm Fragen stellen. Er mußte sich verstecken.
Fast genau gegenüber Santoras Zimmer war eine Tür, die keine Nummer trug. Peter drehte probeweise am Knauf: es war nicht abgeschlossen. Er öffnete die Tür und schnüffelte – muffiger Geruch und der Duft von Bohnerwachs. Das war also die Kammer für die Putzgeräte.
»Trifft sich gut«, sagte sich Peter. Er trat in den winzigen Raum und sah sich vor, die Besen und Mops, die an der Wand lehnten, nicht umzustoßen und nicht über den Staubsauger zu stolpern.
Dann zog er die Tür bis auf einen schmalen Spalt zu, lehnte sich gegen ein Wandbrett, auf dem Flaschen mit Putzmitteln und Möbelpolitur standen, und spähte durch die Ritze zwischen Tür und Rahmen hinaus. Er grinste. Santoras Tür konnte er überblik-ken. Und wenn jemand diese Tür öffnete, dann würde er geradewegs in Santoras Zimmer sehen können.
Er wartete regungslos. Von draußen drang Donnergrollen zu ihm.
Weiter vorn auf dem Flur summte der Aufzug und hielt dann an.
Peter hörte, wie die Schiebetür aufging. Schritte hallten leise auf dem Teppichboden. Ein Mann kam mit festem Tritt auf Peter zu.
Peter hörte, wie er etwas auf Spanisch murmelte. Dann sah er Señor Santora am Putzraum vorbeigehen, vor der Tür zu Zimmer 426 stehenbleiben und den Schlüssel ins Schloß stecken.
Peter öffnete seine Tür noch ein wenig weiter, damit ihm nun auch nicht das Geringste entging.
Santora runzelte die Stirn und drehte den Schlüssel zweimal herum, dann stieß
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