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Die drei ??? und der Zauberspiegel

Die drei ??? und der Zauberspiegel

Titel: Die drei ??? und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. V. Carey
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wenn sie mich oben im Hotelzimmer gefunden hätten. Santora – es war alles voll Blut!«

Spuk im Spiegel
    Als Bob und Peter mit Morton weggefahren waren, schritt Justus aufmerksam durch das große Haus und prüfte nach, ob alle Türen verschlossen und verriegelt und die Fenstergitter unversehrt waren. Er durchstreifte die abgedunkelten Räume und versuchte sich des Eindrucks zu erwehren, daß sich ringsumher alles mögliche bewegte – überall war Bewegung, als pulsiere das alte Haus vor unheimlichem Eigenleben. Er machte sich immer wieder klar, daß das alles von den Spiegeln herrührte – Spiegel über Spiegel, worin sich indessen nur sein eigenes Bild regte.
    Dann stand er in der Bibliothek und horchte. Er konnte Jenny und Mrs. Darnley in der Küche im gegenüberliegenden Teil des Hauses hören. Sie klapperten mit dem Geschirr, die Kühlschranktür schlug zu, und die Dunstabzugshaube über dem Herd summte. Das waren normale Alltagsgeräusche, tröstlich und gut. Doch selbst diese Geräusche wirkten eigenartig in einem Haus, wo trotz Schlössern und Eisengittern und massiven Wänden irgend jemand oder irgend etwas ungehindert kommen und gehen konnte.
    Der Donner grollte weit hinten im Norden, und im Zauberspiegel bewegte sich schon wieder ein Schatten. Es war Jeff Parkinson, der gerade in die Bibliothek gekommen war.
    »Heute wird es früh dunkel«, sagte Jeff.
    »Ja«, sagte Justus. »Es sei denn, das Gewitter zieht weiter.«
    Jeffs Miene war angespannt. Er sprach, als suche er krampfhaft nach einer unverfänglichen Bemerkung. »Ich dachte immer, in Kalifornien gäbe es im Sommer keinen Regen.«
    »Das kommt auch nicht oft vor«, sagte Justus.
    »Großmama hat das Abendessen fertig«, sagte Jeff. »Wir essen in der Küche. Ich glaube,zur Zeit will sie keine Spiegel mehr sehen.«
    Justus nickte und folgte Jeff den langen Flur entlang, vorbei an Mrs. Darnleys sorgfältig zusammengestellten Schauräumen für ihre hochgeschätzten Spiegel und in die große, hell erleuchtete Küche.
    John Chan würde erst am nächsten Morgen wieder ins Haus kommen, und vor die Tür, die von der Küche in die Garage führte, war ein niedriger Schrank gerückt worden.
    Mrs. Darnley hatte ein leichtes Sommerkostüm getragen, als sie mit Jenny vom Einkaufen zurückgekommen war. Jetzt hatte sie Hosen an und dazu eine Bluse, die ebenso schlicht wie teuer aussah. Ihr silberblondes Haar war zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten aufgesteckt.
    »Hier werden wir keine Gespenster sehen«, sagte sie. Sie stellte eine Platte mit Rührei auf den Tisch.
    »Ich bin tatsächlich froh, daß John hier in der Küche keine Spiegel haben will.«
    »Sie haben doch nur in einem bestimmten Spiegel eine Erscheinung gesehen«, brachte Justus in Erinnerung. »Im Chiavo-Spiegel.«
    Mrs. Darnley setzte sich hin. Jetzt wirkte sie müde und alt und verbraucht. »Manchmal«, sagte sie, »glaube ich, daß alle meine Spiegel verhext sind. Manchmal, wenn ich allein bin, wenn ihr Kinder nicht da seid, komme ich mir vor, als sei ich das Gespenst.« Justus Jonas wurde es plötzlich bange. Hatte seine Auftraggeberin sich so sehr in ihre Spiegelwelt verstrickt, daß ihr die wirkliche Welt zu entgleiten drohte? »Mrs. Darnley«, sagte er schnell, »Sie haben doch vorher noch nie in irgendwelchen Spiegeln Gespenster gesehen?«
    Sie sah ihn an, und ihr Gesichtsausdruck, der geistesabwesend und träumerisch gewesen war, wurde aufmerksam. Sie lächelte.
    »Nein, Justus, das nicht. Aber in diesem Haus sehe ich mich selbst so viel öfter kommen und gehen, als es wirklich nötig wäre, und ich denke wohl zuviel an all die anderen – die tragischenGestalten, die sich einst auch in den Spiegeln betrachteten. Aber Halluzinationen habe ich deshalb keine. Ich habe noch nie vorher in einem Spiegel ein Gespenst gesehen.
    »Gut«, meinte Justus. »Dann müssen wir uns nur mit dem einen Spiegel befassen – mit dem Chiavo-Spiegel. Mrs. Darnley, entweder spukt es wirklich in diesem Spiegel, oder es gibt eine Möglichkeit, ins Haus zu gelangen, von der Sie nichts wissen, oder aber es hält sich hier jemand versteckt, an einem Ort, den wir nicht finden können. Eine von diesen drei Möglichkeiten muß zutreffen.«
    Mrs. Darnley nickte. »Ja, ich weiß.«
    »Die meisten der beunruhigenden Geräusche, die hier in der vergangenen Woche zu hören waren, traten bei Nacht auf, oder nicht?« erkundigte sich Justus.
    »Ja«, sagte Mrs. Darnley. »Als ich den Geist zum ersten Mal

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