Die drei ??? und die flammende Spur
ganze Nacht dauern«, sagte Peter. »Zweimal hintereinander kann ich das Mama nicht zumuten.«
»So lang wird’s diesmal nicht werden«, versprach Justus. »Ich habe interessante Neuigkeiten, die unserem Auftraggeber nützen könnten. Ich habe auch für Bob Bescheid hinterlassen.
Wenn er aus der Bücherei zurückkommt, kann er vielleicht noch weitere Informationen beitragen, die uns voranbringen.«
»Könnten wir brauchen«, meinte Peter.
Justs Hoffnungen erwiesen sich als begründet. Als Bob an diesem Abend in der Zentrale erschien, trug er schwer an zwei großen Büchern, in denen mehrere Stellen durch eingelegte Papierstreifen gekennzeichnet waren.
»Ein rumänisches Wörterbuch«, sagte Bob strahlend. »War gar nicht so leicht aufzutreiben. Wir mußten es über die Bibliothek in Los Angeles besorgen. Mein Vater hat die Bücher dann auf der Heimfahrt von der Redaktion mitgenommen. Das zweite ist ein Spezialwerk über die Geschichte der Adelsgeschlechter Rumäniens.«
»Großartig!« rief Peter.
»Hast du’s schon geschafft, die Urkunde zu entziffern, die wir beim Potter gefunden haben?« fragte Justus.
»Ja, das meiste davon. Und der Rest läßt sich denken«, sagte Bob. »Zum Glück ist Rumänisch nicht so schwierig wie Rus-sisch. Und die Rumänen verwenden lateinische Schriftzeichen.
Wenn ich erst noch das Alphabet hätte übertragen müssen – da hätte ich es gleich aufgesteckt.«
»Und was ist nun die Urkunde?« fragte Justus.
Bob nahm das zusammengefaltete Pergamentblatt zwischen den Seiten des großen Wörterbuchs heraus und legte es auf den Schreibtisch. Daneben legte er einen Bogen Papier, worauf er mit Bleistift den Text der Urkunde niedergeschrieben hatte, mit vielen radierten und durchgestrichenen Stellen. »Die Nie-derschrift stammt aus dem Jahr 1920 und lautet ungefähr so:
›Hiermit übergibt Seine gräfliche Exzellenz Alecsandri Luchian, dem Nachkommen des Ikonenmalers Vasile Luchian und persönlichen Freund Seiner Exzellenz, anläßlich des Festes des Heiligen Demetrios, Namens-und Schutzpatron seines Geschlechts, das beigefügte goldene Medaillon mit der Miniaturmalerei eines Porträts des Heiligen.‹«
Bob sah auf. »Das ist schon alles«, sagte er. »Dann ist da noch das Siegel mit dem Adler und eine Unterschrift, aber die kann man nicht entziffern. Es wird ja oft so schlampig unterschrieben.«
»Und je höher der Rang«, sagte Justus, »desto unleserlicher die Unterschrift. Könnte es Dumitru heißen?«
»Vermutlich«, meinte Bob.
Ich melde mich noch einmal kurz zum Stichwort »suchen«: Lest den Text des Schriftstücks genau durch. Erinnert euch ein Name, der darin erwähnt ist, nicht an einen bestimmten anderen Namen?
»Schon der Urahn des letzten Grafen Dumitru – das war jener Heerführer in der Schlacht auf dem Amselfeld –«, fuhr Bob fort, »war der alteingesessenen Künstlerfamilie Luchian sehr zugeneigt. Er hat den Luchians schon seinerzeit ansehnlichen Gutsbesitz übertragen, und die Familie war somit sehr reich und hoch geachtet. Der Name Luchian taucht immer wieder im Zusammenhang mit den Dumitrus auf. Einmal gab es allerdings etwas Unangenehmes, und die Folge war, daß die Luchians das vom ersten Grafen Dumitru als Schenkung erhaltene Gut verlassen mußten. Und jetzt kommt etwas, da werden sich euch die Haare sträuben.«
»Na, da bin ich mal gespannt«, sagte Peter. »Das klingt eher nach Spuk und Grusel als nach rumänischen Familienstreitig-keiten.«
»Das ist es eben«, sagte Bob. »Eine der Töchter der Luchian-Sippe wurde vor dreihundert Jahren der Hexerei beschuldigt.«
»Daß die so was wagten«, wunderte sich Peter. »Die Tochter einer so geachteten Familie einfach eine Hexe zu nennen?«
»Damals hatte man eben eine andere Einstellung zu solchen Dingen. Wegen Hexerei konnte praktisch jeder jedem den Prozeß machen. Nun hatte das Mädchen das Pech, daß sie sich mit ihrem Vater entzweit hatte, weil sie einen gesellschaftlich unter ihr stehenden Mann heiraten wollte, und der Vater hatte ihr das untersagt. Er wurde aber in diese böse Sache hineingezogen und ebenfalls der Hexerei bezichtigt. Da wurde ihm angst und bange, und um seine eigene Haut zu retten, wandte er sich um Beistand an seinen Freund, den damaligen Grafen Dumitru. Die Tochter mußte er allerdings preisgeben, und das arme Mädchen wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt.« »Grauenhafte Sitten«, sagte Peter.
»Verbrannt?« Bei Justus hatte es buchstäblich gezündet.
Weitere Kostenlose Bücher